Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater vom 15. bis 25. Februar 1819

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Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden.

Am 15. Febr. Die Piccolomini. Schauspiel in 5 Akten, von Schiller.

Am 16. Febr. Wallensteins Tod. Trauerspiel in 6 Akten, von Schiller. Die Feder, welche uns in No. 38. dieser Blätter die so interessante Einleitung zur Darstellung dieser Dilogie gab, wird uns auch nach Wiederholung derselben, wenigstens in Heraushebung einzelner Charactere, Bericht über die scenische Vollendung geben.

Am 17. Febr. La gazza ladra.

Am 18. Febr. die Zauberflöte. Leider entbehrten wir heute, durch Krankheit der Mad. Metzner, die beiden großen Gesangstücke der Königin der Nacht, und fühlten nun erst recht, wie wesentlich sie zum Ganzen gehören, und welche vielleicht nicht stets ganz erkannte Einheit auch bei ihnen der unsterbliche Mozart in dieser unnachahmlichsten aller Tondichtungen zeigte.

Am 20. Febr. La gazza ladra.

Am 21. Febr. Der Teufelsstein in Mödlingen.

Am 22. Febr. Zum Erstenmale: Die Schwestern von Prag. Singsp. in 2 Aufz., Musik vom Kapellmeister Müller.

Am 23. Febr. Dasselbe. Die lustige Fastnachtzeit konnte nicht besser auf der Bühne repräsentirt werden, als durch diese fröhlichen Darstellungen, welche die Zuschauer in stetem Lachen erhielten. Die Oper selbst ist zu bekannt um etwas darüber zu sagen, aber dankbar anerkennen müssen wir die köstliche, unerschöpfliche Laune Hrn. Geyer’s als Schneidergeselle*, den trocknen, komisch-tölpelhaften Ernst Hrn. Geilings als Caspar, und die Virtuosität, mit der uns besonders Hr. Metzner* die Sopranarie als Schwester aus Prag im zweiten Akt sang, ohne dabei auch nur einen Augenblick über die so naheliegende Gränze des Schicklichen zu streifen. Hr. Toussaint als Brummer, Hr. Burmeister als Pappendeckel, und Hr. Wilhelmi als Chemise, waren jeder die ächten Abbilder ihrer Rollen, und Hr. Bergmann als Gerstenfeld entfaltete seinen wohllautenden Tenor. Die Damen treten alle vor der gewaltigen Lustigkeit der Männer in den Schatten, doch war Dem. Julie Zucker lieblich wie immer, Dem. Emilie Zucker hielt ihre alte Rolle mit wahrer künstlerischer Verläugnung, und von Mad. Metzner hätten wir nur gewünscht, daß sie Gelegenheit zu großem Gesang gehabt hätte*.

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Den 25. Febr. Zum Erstenmal: Die Charade, Lustsp. in zwei Akten, von F. A. von Kurländer.

Wir danken der Direction für die Aufnahme eines Stücks, das früher in Berlin, dann auch in Wien auf der dem Dichter vaterländischen Bühne gern gesehen wurde und so gespielt, wie es bei uns der Fall war, gern gesehen zu werden verdiente. Offenbar ist es ursprünglich ein exotisches Pflänzchen, aber durch kundige Gärtnerhand heimisch gemacht. Antonie, von adlichem Geschlecht, hat ihre Hand aus Liebe einem reichen jungen Kaufmann gegeben, ungeachtet Hr. v. Ahlfeld, ihr Cousin, schon im Hause des Oheims, wo sie erzogen wurde, mit ihr gern geliebelt hätte. Heute ist ihr Geburtstag. Der mit aller Thorheit eines geckenhaften Laffen von einer Reise nach Italien zurückgekehrte Vetter Ahlfeld, hat dem jungen Ehemanne bei dem vielfach gerüsteten Geburttagsfeste eine Charade aufzuführen versprochen, drängt sich früh schon zum Frühstück der jungen Frau, rühmt sich gegen Walter, den Ehemann, einer Begünstigung, da er vielmehr nach Verdienst von der sittsamen, doch scherzhaften jungen Frau abgefertigt worden war. Der Mann fängt Feuer. Komische Parodie einer Othello-Scene. Häuslicher Zwist in Mignatur. Antonie bringt vor dem mit den Oheim in einer Gartenlaube versteckten Ehemann, den Praler, der gern mit Unverschämtheit zahlen möchte, zum Fußfall. Er steht entlarvt da, muß ein Glas Wasser als Nachtrag des gerühmten Frühstücks trinken und erhält an der Gartenthüre, die der Bediente geöffnet hat, durch eine stumme Verbeugung, als gerechte Strafe, das Wort seiner Charade: Adieu! – C’est ainsi que l’acantageux est éconduit. Man muß gestehen, die Pointe des Epigramm’s ist eine Bretnagelspitze, keine Nadelspitze. Doch alles kommt auf das vorhergehende Spiel an. Die Geckenhaftigkeit des Neffen muß mit starken Farben aufgetragen etwas in Carricatur überspielen. Dann kann auch Antonie ihn vom Anfang stärker abprallen lassen, und eben dadurch die Derbheit des Ausgangs rechtfertigen. So wurde es wirklich von dem trefflichen Künstlerpaare, die bei uns dies ergötzliche Zusammenspiel trieben, Hrn. Julius und Mad. Schirmer, mit raschen Ineinandergreifen – schlimm, wenn der Zuschauer zur Analyse Zeit erhält – durchgeführt. Alles war rund und an seinem Platze.

(Der Beschluß folgt.)

Editorial

Summary

Chronik Dresden, Hoftheater vom 15. bis 25. Februar 1819. Dabei der erste Teil der Aufführungsbesprechung von “Die Charade” von Kurländer. Der zweite Teil folgt in der nächsten Ausgabe.

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 55 (5. März 1819), f 2v

    Commentary

    • “… Hrn. Geyer 's als Schneidergeselle”Krispin.
    • “… der uns besonders Hr. Metzner”J. E. Metzner gab den Bedienten Johann Krebs, der in die Rolle der unbekannten Prager Schwester des Herrn von Brummer schlüpft.
    • “… zu großem Gesang gehabt hätte”J. Zucker gab das Kammermädchen Lorchen, E. Zucker die Kunigunde von Stolz und A. Metzner Brummers Tochter Wilhelmine.

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