Carl Maria von Weber an Carl Graf von Brühl in Berlin
Dresden, Donnerstag, 3. Juli 1817

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Hochgebohrner Herr Graf!
Hochzuverehrendster Herr GeneralIntendant!
Δ

Zuvörderst erlauben Sie mir Ihnen mein herzliches Beileid über den Verlust des wakkern, fleißigen, rechtlichen, und in jeder Rüksicht so achtungswerthen Gürrlichs, auszusprechen, — und sodann meine dankende Anerkennung für E: Hochgebohren gütige Gesinnungen gegen mich.

Allerdings hat Berlin in mancherlei Beziehung, viel anziehendes und Werthes für mich, aber ich müßte sehr ungerecht sein, wenn ich nicht anerkennen wollte, mit wie vielΔ zuvorkomender Güte und Achtung ich hier aufgenomen worden bin, und wie sehr ein ehrendes Vertrauen meiner Vorgesezten und Kollegen mich in meinem Wirken so thätig unterstüzt und befördert.

Da ich aber bald noch andere Pflichten haben werde, so würde es mirΔ wohl nicht verargt werden können, wenn ich eine vortheilhaftere Existenz, als meine Jezige, — derselben vorzöge.      Ob nun dieses der Fall ist, hängt lediglich von den Bestimungen Ew:Δ Hochgebohren abT.

Das Erste, und Wichtigste, ist jedem redlichen KünstlerΔ sein Wirkungskreiß.      Hier bildet die deutsche Oper ein Departement für sich, das unmittelbar ganz von meiner Leitung abhängt, und wo das, was geschieht, ich als meine Schöpfung anzusehen die Freude und den erlaubten künstlerischen Stolz haben darf. Wie würde sich dagegen mein Verhältniß in BerlinΔ, denen anderen Herren KapellMeisternΔ gegenüber gestalten? Und in wie fern würde ich ohne engende Feßeln wirken können, ohne zugleich /: wie wohl der seelige Gürrlich aus übertriebener Güte that :/ alle Arbeit allein zu tragen?

Mein Gehalt hier, besteht vor der Hand aus 1500 rh: bei | sehr mäßigen Abgaben, und einer wenigstens ein Drittheil wohlfeileren Lebensweise als in Berlin.

Damit würde sich vielleicht der Gehalt der Königl: Preuß: KapellMster:Δ der meines Wißens dermalen sich auf 2300 rh: beläuft, ohngefähr ausgleichen.

Mit Bitten oder Ersuchen irgend einer Art zu belästigen, ist meine Sache nicht, ich kann also durchaus keine Rechnung auf eine dadurch künftig zu hoffende Verbeßerung machen, und muß darum, durch mannichfache Erfahrung belehrt, —Δ bitten, mir gleich von Anfang an alles möglichst klar und bestimmt auszusprechen.

Ew: Hochgebohren so oft und schön mir gezeigt und erwiesenenΔ Güte und Freundschaft vertrauend, spreche ich so offen und unumwunden, in klarer Darlegung meiner Verhältniße, mit Hochdenenselben; und erwarte nun Ihre gefälligen weiteren und genaueren Bestimmungen, indem ich die Ehre habeΔ mit den Ausdrükken der vollkommensten Hochachtung und Verehrung zu seynΔ. E: HochgebohrenΔ ganz ergebensterΔ
C: M: von Weber

Editorial

Summary

betr. Brühls Antrag an Weber, die Kapellmeisterstelle der verstorbenen Gürrlich anzunehmen; legt offen sein Für und Wider dar und macht von den Bedingungen in Berlin (Stellung gegenüber den Kollegen, Gehalt) abhängig, ob er den Antrag annehmen werde

Incipit

Zuvörderst erlauben Sie mir Ihnen mein herzliches Beileid

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition in 2 Text Sources

  • 1. Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats– und Universitätsbibliothek Dresden, Musikabteilung (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. App. 514 A, 2338

    Physical Description

    • 1 DBl. (2 b. S. von Weber), auf Bl. 2r ist Brühls Antwortentwurf notiert
    • am oberen Rand der Rectoseite Präsentationsvermerk von fremder Hand (Tinte): “Pr d. 6 Julij 1817”

    Corresponding sources

    • MMW II, S. 98–99
    • Brühl, S. 13–14
  • 2. Text Source: Draft: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (VII), Bl. 54/v

      Readings

      • Text Source 1: Hochgebohrner Herr Graf! Hochzuverehrendster Herr GeneralIntendant!
        Text Source 2: An den H. Grafen Brühl. Dresden d: 3t July 17
      • Text Source 1: wie viel
        Text Source 2: viel
      • Text Source 1: es mir
        Text Source 2: mir es
      • Text Source 1: Ew:
        Text Source 2: E.
      • Text Source 1: ist jedem redlichen Künstler
        Text Source 2: jedem redlichen Künstler ist
      • Text Source 1: Berlin
        Text Source 2: B:
      • Text Source 1: Herren KapellMeistern
        Text Source 2: H: K:
      • Text Source 1: Königl: Preuß: KapellMster:
        Text Source 2: k preu: K: Meister
      • Text Source 1: darum, durch mannichfache Erfahrung belehrt, —
        Text Source 2: durch mannichfache Erfahrung belehrt, darum
      • Text Source 1: mir gezeigt und erwiesenen
        Text Source 2: gegen mich ausgesprochenen, und bewiesenen
      • Text Source 1: indem ich die Ehre habe
        Text Source 2: und erstarre
      • Text Source 1: zu seyn
        Text Source 2: No text present.
      • Text Source 1: Hochgebohren
        Text Source 2: Hoch:
      • Text Source 1: ganz ergebenster
        Text Source 2: No text present.
      • Text Source 1: Dresden d: 3t July 1817.
        Text Source 2: No text present.

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