Über die Musikhandlung Adolph Martin Schlesingers
Korrespondenz-Nachrichten.
Berlin, September*.Es ist kaum glaublich, daß eine Stadt, wie Berlin, bis jetzt noch keine bedeutende Musikhandlung besaß, wo sowol in eigenen Verlags-Artikeln das Streben auch einheimischer Künstler beförtert würde, als wo man auch gewiß seyn könnte, das Neueste und Beste aus der übrigen musikalischen Welt zu finden. Der Himmel gebe, daß endlich diesem immer fühlbarer werdenden Mangel, durch die seit anterthalb Jahr entstandene HandlungΔ abgeholfen werden möge. Der Unternehmer, Hr. Adolph Martin Schlesinger, welcher, außer dieser Verlags- und Sortiments-Handlung, auchΔ ein lobenswerthes literarisches Leih-Institut errichtet hat, und mit französischen, englischen und italienischen Büchern Δ handelt, besitzt Thätigkeit und Vermögen genug, sein Institut auf eine bedeutende Höhe zu bringen, wenn er des Rathes unparteiischer KunstkennerΔ genießt, und den Willen hat, selbigeΔ rein zu benutzen. Durch das bisher Geleistete, scheint diese Erwartung sich bestätigen zu wollen. Seine Verlags-Artikel, wo er besonders Originalwerke zu liefern sucht, und anständig honorirt, sind bis jetzt großentheils vorzüglich zu nennen. Referent führt hier z. B. die mit vorzüglichem Fleiße besorgten Klavier-Auszüge von Glucks Iphigenia in Tauris von Hellwig*, von Méhuls JosephΔ, von Hennig*, von dem Taucher des Kapellmeisters Reinhardt‡Δ, der Deodata des Kapellmeisters Bernhard Anselm Weber und der Siwanane‡ von Carl Marie von Weber etc. an. Ein Theil hievon, nebst anderen Musik-Stücken, erscheint Δ als Theater-Journal unter dem Titel: Auswahl von Ouverturen, Märschen, Gesängen und Tänzen aus den neuesten Opern, welche auf dem königlichen Theater inΔ Berlin aufgeführt werden, im Klavier-Auszuge etc. Es ist natürlich, daß eine, im Aufblühen begriffene, Handlung, ehe sie sich das Zutrauen der vorzüglichsten Künstler, und ihre daraus folgende Unterstützung erworben hat, nicht mit vielen sehr bedeutenden Original-Werken auftreten kann, und auch zuerst für den Bedarf des sie zunächst Umgebenden zu sorgen hat. Doch sind vomΔ würdigen Lauska mehrere Sonaten*, eine sehr brave Concertante für Oboe und Flöte, von Westenholz, ein vorzügliches Trio für Fortepiano, Viol und Violoncell, von Wollank etc. erschienen, und von dem bekannten Komponisten und Klavierspieler Carl Maria v. Weber einige Werke unter der Presse*. Papier und Stich sind lobenswürdig, und Referent wiederholt es, man kann unter obigen Voraussetzungen viel Gutes von Hrn. Schlesinger erwarten.
Editorial
Summary
über die Schlesingerscher Musikhandlung und ausgewählte Verlagsartikel, u. a. Webers “Silvana”
General Remark
Zuschreibung: autographer Entwurf (s. Überlieferung); vgl. Bartlitz, S. 66; Vermerk im Redaktionsexemplar im DLA Marbach: Gubitz, mit Blei ergänzt Weber Zettelchen; Sigle (S. K-r.); lt. TB, 3. Oktober 1812 an Cotta geschickt; vgl. auch TB Übersicht Oktober 1812.
Creation
lt. autogr. Entwurf 30. September begonnen, 3. Oktober 1812 (laut A und TB)
Tradition in 2 Text Sources
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1. Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 6, Nr. 258 (27. Oktober 1812), pp. 1032
Corresponding sources
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mit Ergänzungen nach dem Entwurf in: Kaiser (Schriften), S. 48f. (Nr. 53)
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2. Text Source: Draft: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (V), Bl. 38b/r–38b/vPhysical Description
- über dem Manuskript “Berlin. d: 30t. Sept. 1812.”; Incipit: “Es ist kaum glaublich daß eine Stadt wie Berlin bis jezt”; am Schluss datiert mit: “Gotha d: 3t. 8ber 1812.”
- auf Bl. 2r und v von DBl. (Format 34,4x20,6 cm, grünliches Papier, WZ: Ornament mit Horn, Gegenmarke: BK, Kettlinien ca. 2,5 cm); Webers Pag. 67–68, links neben dem Text Webers Vermerk über ED, am Ende von Weber: “Fürs Morgenblatt.”
Corresponding sources
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MMW III, S. 75–77
Commentary
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“… Berlin , September”Der Entwurf ist zu Beginn mit 30. September, am Ende mit 3. Oktober 1812 datiert, s. Quellenbeschreibung.
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“… Méhuls Joseph , von Hennig”Der 1812 bei Schlesinger erschienene Klavierauszug besagter Oper (VN: 22) stammt nicht von einem gewissen „Hennig“, sondern von Carl Klage (Exemplar u. a. D-B, Mus. Km 141/2).
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“Reinhardt”recte “Reichardt”.
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“Siwanane”recte “Silvana”.
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“… vom würdigen Lauska mehrere Sonaten”Vgl. Webers Rezension über die Klavier-Sonate op. 30 1812-V-40; außerdem war 1812 die Sonate Pour le Pianoforte avec accompagnement de Violoncelle obligé op. 28 im Verlag (Ex. Staatsbibliothek Berlin ) erschienen.
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“… einige Werke unter der Presse”1812 suchte Weber den Verleger Schlesinger während seines Berlin-Aufenthaltes (20. Februar bis 31. August) mehrfach auf und verkaufte ihm vier Kompositionen zum Verlag: die Sonate für Klavier Nr. 1 C-Dur, die Variationen über ein norwegisches Lied für Violine und Klavier, 6 Lieder op. 23 und den Klavierauszug der Silvana; vgl. TB 31. August, Schlesinger wurde späterhin sein Hauptverleger.
Readings
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Text Source 1: “Handlung”Text Source 2: “Musikhandlung”
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Text Source 1: “auch”Text Source 2: No text present.
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Text Source 1: No text present.Text Source 2: “und Landkarten”
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Text Source 1: “Kunstkenner”Text Source 2: “KunstMeister”
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Text Source 1: “selbige”Text Source 2: “selbigen”
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Text Source 1: No text present.Text Source 2: “bei ihm”
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Text Source 1: “in”Text Source 2: “zu”
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Text Source 1: “vom”Text Source 2: “von dem”