Julius Benedict an Moritz Hauptmann in Dresden
Berlin, Dienstag, 19. Juni 1821

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Caro Hauptmannio!

Webers Oper hat nach Verdienst, den ungeheuersten Beifall erhalten. Ich wage zu behaupten, daß noch keine Oper einen so herrlichen Succeß hatte, keine ihn aber auch mehr verdiente. Weber wurde einstimmig gerufen, mit Kränzen, Gedichten etc. von allen Seiten überschüttet, und genoß gewiß diesen Abend die Früchte seiner Bemühungen um das Wohl und Beste der Deutschen Kunst in hohem Grade. Was ich aber für meine Person der Wahrheit gemäß versichern kann, ist daß ich diesen Abend so glücklich war, als wäre mir das Alles selbst begegnet. Nach der Oper war ein fröhliches Abendessen bei Jagor, wobei und woran Theil nahmen Weber und Frau, Lichtenstein (Professor) und Frau, Gubitz (Gesellschafter) und Frau, Hellwig aus Dresden, Hellwig aus Berlin, Heinrich Beer und Frau, nebst Schwestern, Kammergerichtsrath Hoffmann, Instrumentenmacher Kisting, Professor Spieker und Frau, noch andere mir unbekannte, und der Ich! Webers neues Concert ist fix und fertig. Nächsten Montag, d. 25. giebt er im neuen Concertsaale eine große AcademieT. Morgen den 20. und Freitag den 22. dirigirt Weber seine Oper noch.

Da ich aber aus Faulheit meine Feder nicht weiter dirigiren kann, schließe ich, in der Hoffnung, Sie binnen eines Jahres, oder binnen einigen Wochen wieder zu sehen. Ihr Siebenkäs-Leibgeber*.

Grüße an Francesco – nicht Morlacchi – Ihrer werthen Familie meine besten Empfehlungen. Der Mann mit ** grüßt bestens. Lesen Sie um Himmelswillen Jean Pauls Comet*. Göthes Wilhelm Meisters Wanderjahre und Kotzebues Nachlaß*.

Apparat

Zusammenfassung

berichtet über Erfolg des Freischütz in Berlin; nennt Teilnehmer an einem Diner am Abend der UA; teilt mit, dass Webers neues Konzert fertig sei und am 25. Juni im neuen Konzertsaal aufgeführt werden soll; Lektüre-Empfehlungen

Incipit

Webers Oper hat nach Verdienst, den ungeheuersten Beifall

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung in 2 Textzeugen

  • 1. Textzeuge: In Privatbesitz

    Provenienz

    • 1914: Kassel, Dr. med. Ernst Hauptmann
  • 2. Textzeuge: La Mara: „Aus romantischer Zeit. Ungedruckte Briefe“, in: Neue Musik-Zeitung (Stuttgart: Grüninger), Jg. 35 (1914), S. 218

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Siebenkäs-Leibgeber“Bezieht sich auf Siebenkäs, Roman von Jean Paul; Leibgeber ist Siebenkäsens innigster und bester Freund, gleichsam sein ‚alter ego‘.
    • „… Empfehlungen. Der Mann mit *“Anmerkung im Druck: „Hier ist eine Hand mit sechs Fingern gezeichnet.“
    • „… um Himmelswillen Jean Pauls Comet“Der Komet oder Nikolaus Marggraf, letzter Roman (Fragment) von Jean Paul, erst 1820 bis 1822 bei Georg Reimer in Berlin erschienen.
    • „… Meisters Wanderjahre und Kotzebues Nachlaß“Aus August von Kotzebues hinterlassenen Papieren hg. von Paul Gotthelf Kummer, Leipzig 1821.

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