Julius Benedict an Carl Friedrich Peters in Leipzig
Hosterwitz, Dienstag, 22. Juli 1823

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[Anschrift fehlt, s. durchschlagend:]

C. F. Peters Wohlgeboren

Bureau de Musique

[…]

Leipzig

Lieber Herr Peters!

Sie wissen, daß nach der jetzigen Concert-Einrichtung in Leipzig — ich, da ich im Armenconzerte spielte, für ein von mir zu veranstaltendes Concert den Gewandhaus-Saal kostenfrei zu meiner Disposition habe — Ich gestehe daß es mir sehr erwünscht wäre, noch einmal in Leipzig zu spielen, besonders da sich die Reise nach Wien bis zum Anfang September verzieht. Es wäre mir hauptsächlich daran gelegen, mich in dem das Concert-Stück von Weber, das welches ich hoffen darf, so ziemlich in seiner Intention zu spielen, und in einer eigenen Composition, hören zu lassen. — Da Weber zahlreiche Freunde in Leipzig hat, so dürfte eine neue Composition von ihm wohl die Neugierde anregen, und es ist Ihnen vielleicht selbst nicht unangenehm, dieses herrliche Werk zu hören. — Der Tag könnte etwa der 22t oder 29t des künftigen Monats sein. Sollte mein Plan realisirt werden können, so würde ich Sie ersuchen, bester Hr: Peters einstweilen eine Subscription für mich circuliren lassen zu wollen. — Ich bin schon sehr zufrieden, wenn nur die Reise- und Concertkosten gedeckt sind, da mir, wie gesagt, nur daran liegt, noch einmal in Leipzig zu spielen. — Wenn Sie glauben daß für den nächsten Monat die Zeit zu kurz wäre, oder wenn sich andere Hinderniße in den Weg stellten, so müßte ich Sie bitten, den November, wo ich von Wien zurückgekehrt sein werde, für ein Concert aufzuheben. — Allerdings | wäre es mir aber im nächsten Monate am liebsten, und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil mir dann noch wohl Niemand mit dem öffentlichen Vortrag des Concert-„Stücks“ zuvorgekommen ist. —

Außer diesem Concert von Weber, würde ich dann noch ein Rondeau mit Orchester von meiner Composition spielen — Auch ließe ich eine Ouverture von mir aufführen, oder wenn Sie es für zweckmäßiger hielten, die in Leipzig, soviel ich weiß, noch nicht aufgeführte Ouverture zum „Beherscher der Geister“ von Weber*.

Die noch zur rechten Zeit angekommene Sonate wird mir, wie ich höre, von der Prinzessin nicht nur ein schönes Geschenk sondern auch Empfehlungen an die Kaiserinn von Oesterreich und die königl: baierische Familie, um welche ich bat, auswürken, und ich sage Ihnen für die so schön vermiedenen und ausgemerzten Fehler darum meinen herzlichsten Dank —.

Von Webers Oper ist nur noch der schon fertige 3te Act zu instrumentiren, und die Ouverture zu componiren, dann haben wir wieder ein classisches Meisterwerk mehr — . Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich dieser Oper im Voraus den glänzendsten Erfolg verspreche. — Daß Sie den Klavierauszug nicht haben der, der Erfolg mag sein, wie er will, reißend gekauft werden wird, theils aus Neugierde, theils aus Theilnahme — das ist ewig Schade.

Einer baldigen günstigen Antwort entgegensehend verbleibe ich mit der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ihr ergebenster
Julius Benedict
mp

P. S. — Ihre Antwort wollen Sie gef: nach Dresden addressiren, da ich zwar mit Weber auf dem Lande wohne, jedoch aber die an mich nach Dresden addressirten Briefe sehr promt und püntklich erhalte — Hr: Schlesiger ärgert sich entsetzlich über den jetzt erschienenen Kupferstich v Schwerdgeburth — das sehr ähnliche Portrait Webers —, da er selbst noch eine Menge Exemplare des von Jügel gestochenen Bildes hat die er nun schwerlich wird verkaufen können. Obiger

Apparat

Zusammenfassung

würde gerne nochmals in Leipzig spielen, da sich die Wienreise verschiebe; will dabei Webers Konzertstück und sein eigenes Rondeau mit Orchester spielen sowie eine Ouvertüre (ggf. auch Webers Beherrscher-Ouvertüre) aufführen; sollte es zu knapp sein, bittet er um einen Novembertermin; dankt für korrigiertes Ex. seiner Klaviersonate; von Euryanthe sei nur noch der 3. Akt zu instrumentieren und die Ouvertüre zu komponieren; bedauert, dass Peters nicht den Klavierauszug verlege; Schlesinger ärgere sich über den Kupferstich von Schwerdtgeburth

Incipit

Sie wissen, daß nach der jetzigen Concert-Einrichtung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta)
    Signatur: Musikverlag C. F. Peters, Nr. 168, Bl. 13–14

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)

Textkonstitution

  • unleserliche Stelle
  • „mich in dem“über der Zeile hinzugefügt
  • „das“durchgestrichen
  • „das“durchgestrichen
  • „welches“am Rand hinzugefügt
  • „darum“über der Zeile hinzugefügt
  • „werden“über der Zeile hinzugefügt
  • „Schlesiger“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… Beherscher der Geister von Weber“Das Konzert im Leipziger Gewandhaus fand erst am 6. Dezember 1823 statt; Benedict spielte die beiden genannten Werke für Klavier und Orchester. Den ersten Teil eröffnete die Ouvertüre zu Euryanthe, den zweiten eine Ouvertüre von Benedict (die oben genannte). Letztere dürfte mit einer der beiden im Brief an Peters vom 5. Juni 1824 genannten Ouvertüren (Nr. 1 in D-Dur, Nr. 2 in c-Moll / C-Dur) identisch sein.

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