Julius Benedict an Max Maria von Weber in Dresden
London, Samstag, 5. Januar 1861

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Hochverehrter Herr.

Wäre es in meiner Macht, Ihnen die Materialien der für mich unvergeßlichen Jahre 1821 bis 1824T, wie Sie dieselben erwarten, schicken zu können, so würden Sie nicht eine sehr unvollkommen lückenhafte Skizze erhalten, sondern einen fortlaufenden Bericht über jene bedeutungsvolle, ereignißreiche Zeit. Leider ist der letztere nur unter einer Bedingung möglich.

Mein Tagebuch aus jener Periode mit den musikalischen Studien von beinahe 4 Jahren wurde in einer wohlverpackten Kiste im Monate Juli 1830 von Berlin nach Paris geschickt, wo meine älteste Schwester* damals wohnte.

Ich habe weder die Kiste noch deren Inhalt jemals wiedergesehen, und habe die feste Überzeugung, daß sie zu Barrikaden während der Juli-Revolution gebraucht u. zerstört wurde. Dieser Umstand ist um so mehr zu beklagen, als ich damals im Feuer der ersten Jugend und im Gefühl der tiefsten Verehrung für den trefflichen Meister nicht allein die Details über alle musikalischen Feierlichkeiten, erste Aufführungen u. s. w. unter seiner Leitung ausführlich niederschrieb […], sondern auch Einzelheiten, welche für Sie als Biographen, für die zahllosen Freunde und Bewunderer seines Characters und seiner Muse gewiß von großem Interesse gewesen wären.

So z. B. das Souper bei Jagor am 18. Juni mit Rellstab, Lichtenstein, Gubitz, Wilhelm u. Heinrich Beer mit Frau, E. T. A. Hoffmann (Verfasser der Phantasiestücke) Wollank, Madame Seidler (erste Agathe Fräul. Joh. Eunicke (erstes Ännchen) u. s. w.

[…]

3.) Ich war bei allen Orchester-Proben u. der ersten Aufführung des Freischützen gegenwärtig. Die Zeitungsartikel, Rezensionen (eine gar nicht günstige von E. T. A. Hoffmann* unter Spontini’s Einfluß geschrieben, mit inbegriffen, welche, wenn ich nicht irre, in der Vossischen Zeitung erschien,) wurden mit der größten Gewissenhaftigkeit in mein – für immer – verlorenes Tagebuch eingetragen.

Apparat

Zusammenfassung

beantwortet sechs von Max Maria von Weber gestellte Fragen (ohne Nr. 4), beklagt, dass sein Tagebuch verloren gegangen ist und nennt Stichpunkte, die er darin ausführlich behandelt hätte, z. B. Freischütz und Euryanthe-UA, teilt seltsamerweise mit, dass er bei Webers Besuch bei Beethoven nicht anwesend war, behauptet, eine Partitur des 1. Aktes der Pintos gesehen zu haben.

Incipit

Wäre es in meiner Macht, Ihnen die Materialien

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. V (Mappe XIX), Abt. 5A, Nr. 5a, S. 3–7

    Quellenbeschreibung

    • Konvolut mit Briefkopien von Friedrich Wilhelm Jähns (darin S. 3–7), mit Randnotizen von Jähns

Textkonstitution

  • unleserliche Stelle
  • unleserliche Stelle

Einzelstellenerläuterung

  • „… geschickt, wo meine älteste Schwester“Therese Benedict, geb. 30. September 1807, gest. 25. Mai 1854/59(?).
  • „… von E. T. A. Hoffmann“E. T. A. Hoffmann hat keine Kritik über den Freischütz verfaßt, wie Wolfgang Kron, Die angeblichen Freischütz-Kritiken E.T.A. Hoffmanns, München: Hueber 1957, nicht zuletzt anhand des Briefes von Carl Maria von Weber an Friederike Koch vom 9. August 1821 überzeugend nachgewiesen hat, vgl. insbesondere S. 34–35 und 100–103.

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