Caroline von Weber an Katharina Ritter in Mannheim
Mittwoch, 29. August 1827

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Liebe Freundin! Erlauben Sie mir diesen Nahmen trotz unserer leider so kurzen Bekanntschaft. Mit innigem Wohlwollen fühlte ich mich schon in den ersten Stunden unsers Beysammenseins* zu Ihnen hingezogen, und je länger ich die Freude Ihres Umgangs genoß, je herzlicher wurde das Gefühl. Es ward mir so wohl im Kreis Ihrer lieben Familie, der Ton eines so innig verbundenen Vereins guter Menschen machten mir die Stunden, die ich darin verleben durfte, zu den angenehmsten. Wie wehe that es mir aber auch, daß erst so spät mir diese Freude zu Theil wurde! Wieviel angenehme Erinnerungen mehr hätte ich hieher zurückgebracht, hätte ich Sie früher gekannt! – Doch über Dinge, die nicht zu ändern sind, soll man ja nicht klagen! Bleibt mir doch die Hoffnung, Sie wiederzusehen! Mit Freuden denke ich jetzt schon an diese schöne Zeit, und die Hoffnung schon ist ja ein Genuß. – Darf ich Sie nun wohl aber an Ihr Versprechen mahnen, mir zu schreiben? Darf ich hoffen, durch Sie Nachricht über das Befinden Ihrer lieben Familie zu erhalten? und wollen Sie es gütig übernehmen, alle die Ihrigen meiner herzlichen Ergebenheit zu versichern? Es wäre wohl zu viel verlangt, wenn ich Sie noch bäte, durch Sie auch von dem Ergehen meiner Familie, besonders meiner Mutter und meines Bruders etwas zu erfahren. Ich weiß, es ist schwer, manches der Feder anzuvertrauen, und auf dem harten Papier nimmt jede Sache eine andere Gestalt an; Ihrer Güte, Ihrer Einsicht überlasse ich, was Sie hierin für mich thun wollen, aber die liebevollsten Grüße überbringen Sie wohl beiden, nicht wahr? Von Lenchen schreibe ich nichts, weil ich nicht weiß, ob Sie mit ihr in Berührung komen wollen. – Es wird ein Freudentag für mich sein, theure Freundin, wenn ich die Züge Ihrer Hand erblicke. Lassen Sie mich nicht zu lange darauf warten. Hat mein Bruder meinen Dank für das überschickte Liedchen überbracht? Kann ich es auch nicht singen, so ist es mir als Andenken doch sehr werth.

Gott schenke Ihnen frohe Tage, meine liebe Freundin, und erhalte Ihr Wohlwollen Ihrer
Karoline von Weber.

Apparat

Zusammenfassung

über ihr freundschaftl. Verhältnis; bittet um Nachricht über ihre und besonders Carolines Familie, da sie nichts höre

Incipit

Erlauben Sie mir diesen Nahmen trotz unserer

Generalvermerk

Textwiedergabe nach der Erstveröffentlichung 1895

Überlieferung in 2 Textzeugen

  • 1. Textzeuge: Verbleib unbekannt

    Quellenbeschreibung

    • 2½ S. 4°

    Provenienz

  • 2. Textzeuge: Wilhelm Schulze, Peter Ritter. Langjähriger Kapellmeister in Mannheim geb. am 2. Juli 1763, gest. am 1. August 1846. Sein Leben und Wirken nach sicheren Familiennachrichten, Briefen und Dokumenten dargestellt als ein Beitrag zu Mannheims Musikgeschichte, Berlin 1895, S. 46f.

Textkonstitution

  • „machten“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… den ersten Stunden unsers Beysammenseins“Vermutlich während des Mannheim-Aufenthalts des Ehepaars Weber vom 10. bis 15. November 1817; ein späterer Mannheim-Besuch Caroline von Webers ist nicht bekannt.

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