Carl Graf von Brühl an Karl Theodor Winkler in Dresden
Berlin, Freitag, 30. Juni 1820
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- 1826-11-09: von Winkler
Mit vielem Danke erhalten Sie werther Herr Hofrath hierbey die mitgetheilte Anzeige über Cortez. Sp: Anwesenheit hat unbezweifelt mehr Licht und Schatten in das Gemählde gebracht, aber einstudirt, vorbereitet, eingerichtet war doch alles im Orchester sowohl als auf dem Theater, so tüchtig und gut daß er nur die Intentionen des componisten kund zu machen brauchte, um es zu dieser Vollkommenheit zu bringen. Er selbst gesteht ein, daß mit solchen vorgefundenen praemißen leicht etwas bedeutendes zu stande zu bringen ist und daß er über den Zustand in welchem er alles gefunden was zur großen Oper gehört – sowohl musikalisch als scenisch, – erstaunt sey. Unbedenklich hatten wir auch vor Spontinis Ankunft die beste Oper in Deutschland. Die letzte Aufführung der Armide und des DonJuan beweisen dieß hinlänglich.
Sollten Sie nicht davon eine ehrende Erwähnung thun, und dem Publiko sagen, daß bey solchen Vorarbeiten und‡, solchen ausgezeichneten materialien , der componist sehr leicht ein[e] solche Ausführung bewirken kann? Das Publicum ist so undankbar daß es sonst alles gute und schöne was es hört und sieht, auf Rechnung des Fremdlings schreibt.
Die Pferde sind zwar wirklich imposant, verderben aber die Musik machen viel Schmutz, und verderben mit ihren Hufen den Theater Fußboden. Ich mag sie nicht gern aber Sp: hat sich durchaus nicht davon wollen abbringen laßen, wie er überhaupt einen unendlichen Werth auf Pracht, Glanz und‡ ungeheure Wirkungen, durch Maßen von Statisten Choristen und Tänzern setzt. –
Um Sie werther Herr Hofrath in den Stand zu setzen ganz genau über sein Dienstverhältniß urtheilen zu können übersende ich Ihnen hier im strengsten Vertrauen und als einen besonderen Beweiß meiner Achtung, die Dienst Instruction welche ich bey seiner Ankunft, Sp: übergeben, und welche jetzt als norm gilt. Sie werden daraus sehen, daß alle Gerüchte nicht wahr sind, und zugleich gebe ich meine Versicherung daß ich durchaus nicht einen Schritt von meinen Rechten weichen werde.
Mit aufrichtiger Achtung und Ergebenheit
Brühl
Berl 30 Juny 1820
Apparat
Zusammenfassung
übersendet Anzeige über Cortez; der Erfolg sei durch die gute Vorbereitung möglich gewesen, wie Spontini selbst zugestehe, da man in Berlin vor Spontini die „beste Oper in Deutschland“ gehabt habe; bittet diesen Hinweis in Besprechung zu berücksichtigen; die Pferde verdürben die Musik und machten Schmutz, Spontini lasse sich aber davon nicht abbringen; übersendet ihm vertraulich die Dienstinstruktion für Spontini
Incipit
„Mit vielem Danke erhalten Sie werther Herr Hofrath hierbey“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. Karl Graf von Brühl 4Quellenbeschreibung
- 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
- im Katalog der Staatsbibliothk als Adressat fälschlich Ferdinand Mendheim angegeben
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Weberiana 21 (2011), S. 8f.