Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Samstag, 29. November 1823

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Verehrtester Freund,

Daß Sie Sich inter calices bei Hn. v. Quandt meiner und meiner Frau erinnert haben, ist sehr freundlich von Ihnen und Ihren Tischgenoßen, und ich bitte den wakern Amphytrion zu versichern, daß ich es bei der nächsten Gelegenheit hier dankbar erwiedern werde.

[…]

Der unvergleichbare ClavierBezwinger Moscheles, ein Wiener, dessen Kunst in Paris und London Staunen erregte, läßt sich heute Abend zum 2tenmale im Theater am Kärnthnerthore hören*; bald reist er wieder nach England wo ihm die Guineen zuregnen.

Es ist wahr, daß die Euryanthe wegen einer Unpäßlichkeit | der Mad. Grünbaum einmahl abgesagt worden ist*. Seitdem wurde sie aber wieder 2mahl gegeben.

[Unter uns. Die hiesige musikal. Zeitung sagt von der Euryanthe alles Gute was sie verdient, aber sie gesteht doch daß troz des Lärmens die Meinung darüber sehr getheilt war. Die Chezy hat in dem hiesigen Mode Journal ihren Tadel über die Musik ausgesprochen. Der Verleger Steiner, der die Oper im Clavier Auszug und in allerlei Formen herausgegeben hat, erzählte mir, daß sie hier wenig Käufer finde, daß er aber fürs Ausland immer neue Bestellungen erhalte, und die Neugierde durch Versendungen mit der Post befriedigen müße.]

Grillparzer hat der Censur ein neues Trauerspiel, Ottokar*, übergeben, das sehr vorzüglich seyn soll. – Bethmann aus Berlin hat für das dort zu errichtende Volkstheater einige Komiker von hier engagirt.

Mit Hochachtung und treuer Ergebenheit
Ihr
Gr.

Apparat

Zusammenfassung

persönliche Mitteilungen und Bestätigung, dass die Euryanthe wegen Krankheit der Grünbaum einmal abgesagt werden musste, seither aber zweimal gegeben worden sei. Vertraulich teilt er abermals mit, dass die Journale geteilter Meinung seien und die Chezy die Musik im Modejournal getadelt habe. Der Verleger Steiner klage über schlechten Verkauf der Ausgaben der Oper, erhalte allerdings vom Ausland verstärkt Bestellungen

Incipit

Daß Sie Sich inter calices bei Hn v. Quandt meiner und meiner Frau erinnert haben

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 203

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

    Provenienz

    • 1926 Dresden SLB

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Ludwig Schmidt, Zeitgenössische Nachrichten über Carl Maria v. Weber, in: Die Musik. Monatsschrift, hg. von Bernhard Schuster, Jg. 18, 2. Halbjahrsband, Heft 9 (Juni 1926), S. 657–658 [Ausschnitt].

    Einzelstellenerläuterung

    • „… im Theater am Kärnthnerthore hören“Zum Programm von I. Moscheles’ zweitem Konzertauftritt im Kärntnertortheater am 29. November 1823 vgl. u. a. AmZ, Jg. 25, Nr. 52 (24. Dezember 1823), S. 866.
    • „… Grünbaum einmahl abgesagt worden ist“Auf dem Theaterzettel vom 7. November 1823 ist die Oper für „morgen“ angekündigt, auf dem Zettel vom 8. November heißt es dann: „Mad. Grünbaum ist unpäßlich.“, so dass Nachtigall und Rabe gekoppelt mit dem Ballett Arsena gegeben wurde. Die Krankheit der Grünbaum ist vom 5. bis 12. November auf den Theaterzetteln vermerkt. Laut Theaterzettel vom 14. November 1823 sang sie an diesem Abend die Eglantine „obwohl von ihrer Unpäßlichkeit noch nicht gänzlich hergestellt“ und verzichtete auf ihre „Arie im ersten Acte“ (wohl eher Nr. 8 als Nr. 6).
    • „… Censur ein neues Trauerspiel, Ottokar“König Ottokars Glück und Ende. Trauerspiel in fünf Aufzügen.

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