Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Samstag, 6. Dezember 1823

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Mein verehrter Freund,

Ihre Briefe an Haerter* und Volke sind mir heute zugekommen, und werden noch heute besorgt.

Die Euryanthe ist kürzlich wieder hier gegeben worden*, und da an neuen deutschen Opern kein Ueberfluß ist, so wird sie im Laufe des Winters noch oft wiederholt werden. Claurens „Hotel von Wiburg“ (so lautet der Titel hier)* war im Burgtheater vortrefflich besezt*, und fand deßwegen eine gute Aufnahme.

[…]

[…] In No. 143. des Hormayrschen Archivs finden sie starken Tadel | gegen die Wahl der Euryanthe zu einem Operntext, und es wird demselben mit Recht Mangel an Klarheit und Verständlichkeit der Handlung zur Last gelegt.

Piquots befinden sich wohl, und grüßen Sie freundlichst. Mad Schröder spielt heute hier in Macbeth*, und übermorgen [in] Preßburg in den Fürsten Chawansky. Sie hat dort eine Schwägerin Mad. Brose*, zu deren Benefiz sie unter mittelmäßigen bungen auftritt, und die sich dadurch eine gute Einnahme erhofft.

Meine Frau erwiedert, obwohl ungekannt, Ihre gütige Erinnerung, und hofft einmal den Freund ihres Mannes von Angesicht zu Angesicht zu sehen.

Totus Tuus
Gr.

Apparat

Zusammenfassung

Mitteilungen zur Euryanthe (Aufführungen und Journal-Kritik) und Neuigkeiten zur Hochzeit des preußischen Kronprinzen, die vom GeneralConsul Bartholdi in Rom verfrüht mit Künstlern gefeiert worden ist, Theater-Nachrichten

Incipit

Ihre Briefe an Haerter und Volke sind mir heute zugekommen, und werden noch heute besorgt.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Sondermann, Frieder; Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftenabteilung (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 204

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

Textkonstitution

  • „… deren Benefiz sie unter mittelmäßigen“Wortanfang unlesbar
  • „erhofft“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • „… Ihre Briefe an Haerter“Franz Härter, Buchhändler in Wien.
  • „… kürzlich wieder hier gegeben worden“9. Vorstellung im Kärntnertortheater am 5. Dezember 1823.
  • „… (so lautet der Titel hier)“Der Wollmarkt oder das Hotel de Wibourg, Lustspiel in vier Aufzügen. Vorstellungen am 28. und 29. November sowie 2. Dezember 1823.
  • „… war im Burgtheater vortrefflich besezt“Fürst und Fürstin von Wiburg wurden von J. Koberwein und J. S. Löwe gespielt, der Amtsrat Herbert von C. F. Krüger, dessen Töchter Helmina und Hannchen von W. Korn und E. Anschütz.
  • „… spielt heute hier in Macbeth“Vorstellung im Burgtheater; sie spielte die Lady Macbeth.
  • „… dort eine Schwägerin Mad. Brose“Die Schauspielerin Henriette Brose, Schwägerin von Sophie Schröder, starb am 5. Februar 1858 72jährig in Wien; vgl. Allgemeine Theater-Chronik, Jg. 28, Nr. 4–6 (8. Januar 1859), S. 18.

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