Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Mittwoch, 14. April 1824

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Sie haben sich, verehrter Freund, vergriffen, und mir beiliegende Blätter der Abend Zeitung doppelt geschikt. Lassen Sie mir dagegen die darauf folgenden Nummern 84, 85 pp. zukommen.

Es freut mich, wenn Weber für seine gelehrte und tiefe Musik der Euryanthe durch den Beifall der Zuhörer belohnt wird. Möge er sich nur auch bei der sechsten Vorstellung erhalten! Jubel und Frohloken, die Anfangs ertönten, haben sich wenigstens hier bald in empfindliche Kälte umgewandelt, weil dem Werke der Zauber des μελος fehlt, ohne den in der Musik kein Heil ist.

Hn. Schikh habe ich Ihren Aufsatz über Kaufmanns neu erfundenes Instrument sogleich zugestellt*. | Es mögen gegen 20. Vorstellungen seyn, die Eßlair hier gab*.

Von Unzelmann weiß ich nichts. Ueber Genzbacher ist noch nichts entschieden*; Barbaja hat noch immer die Direktion des Theaters am Kärnthner Thore, und die Liebhaber des schönen Gesanges wünschen, daß sein Contrakt, der erst im November zu Ende geht, verlängert werde. Keine Bühne Italiens hat eine Vereinigung solcher Talente aufzuweisen wie wir sie hier haben. Es heißt, daß im Falle dem Barbaja der Contrakt aufgekündigt werde (was viel von dem Beitrag abhängt, den der Hof giebt) er provisorisch nach Petersburg engagirt sey. Daher mag das Zeitungsgerücht rühren, daß Fodor | im nächsten Winter nach St. Petersburg gehe*.

Am 11. u. 12ten d. gab man Haydns Jahrszeiten. Jezt in der Charwoche verstummen die Geigen und Flöten, und man hört nur in den Kirchen die Lamentationen, während zu den heil. Gräbern gewallfahrtet wird.

Die Nachrichten über die volle Convalescenz der Frau Gräfin v. Einsiedel haben meinem Chef große Freude gemacht.

Gegen Ende dieses Monats reist der ehemalige Oesterr. GalConsul H. Krause wieder nach Sachsen ab.

Leben Sie wohl.
Ihr
Gr.

Apparat

Zusammenfassung

es freue ihn, dass Euryanthe in Dresden Erfolg habe; in Wien hat sich der Jubel bald in Kälte verwandelt, da dem Werk „der Zauber des Melos“ fehle

Incipit

Sie haben sich, verehrter Freund, vergriffen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 213

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S.)

    Provenienz

    • 1926 Dresden SLB

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Ludwig Schmidt: Die Musik, 18. Jg. (1925-26), Heft 9 (Juni 1926), S. 658

    Einzelstellenerläuterung

    • „… neu erfundenes Instrument sogleich zugestellt“Böttigers Beitrag F. Kaufmann’s Chordaulodion erschien in: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, Jg. 9, Nr. 81 (6. Juli 1824), S. 699f.
    • „… seyn, die Eßlair hier gab“Über F. Eßlairs Gastauftritte im Theater an der Wien im März/April 1824 vgl. die umfangreiche Berichterstattung u. a. in der Allgemeinen Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens, Jg. 17, Beilage zu Nr. 42 (6. April 1824) und Beilage zu Nr. 48 (20. April 1824) sowie Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, Jg. 9, Nr. 46 (15. April 1824), S. 393–396 und Nr. 47 (17. April 1824), S. 401–404.
    • „… Genzbacher ist noch nichts entschieden“J. Gänsbacher hatte sich um die Stelle des Domkapellmeisters an St. Stephan in Wien beworbenT.
    • „… Winter nach St. Petersburg gehe“Barbaias Planungen einer Tournee nach St. Petersburg im Frühjahr 1825 scheiterten aufgrund der katastrophalen Überschwemmungen in der russischen Hauptstadt im November 1824 und deren Folgen, aber auch aufgrund der Weigerung von Fodor und Lablache, die beschwerliche Reise auf sich zu nehmen; vgl. Philip Eisenbeiss, Domenico Barbaja. Schillernder Pate des Belcanto, München 2019, S. 179.
    • GalAbk. von „General-

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