Hinrich Lichtenstein an Carl Maria von Weber in Dresden
Berlin, Samstag, 22. Mai 1824

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[von Webers Hand:] Dr: erhalten d: 26t May 1824.
btw ––––- 27. –––––––

So sehr ich auch heute mit meiner Zeit zu kurz komme, muß ich Dir doch mein theurer mit zwei Worten erklären, daß ich Deine Gründe, die Correspondenz* nicht bekannt zu machen, vollkommen recht ehre und ganz einsehe, wie viele Gründe sich für dies Verfahren beibringen lassen. Ich würde auch nicht so dringend darum gewesen sein, hätte nicht der Graf bezeugt, daß ihm so sehr viel daran liege. Ich habe ihm nun Deinen Brief vom Montag mitgetheilt und bei der Rücksendung zwar keine schriftliche Erklärung bekommen, höre aber unter der Hand, daß er sich auch wohl dabei beruhigen wird. Ueberdies hat die Erklärung in der Zeitung sowie das wirklich aufrichtig gemeinte Fest seines Geburtstages* sehr vortheilhaft gewirkt und der Ritter wird Mühe haben, sich beim Publicum den Credit wieder zu verschaffen. Inzwischen besteht er darauf, daß die Euryanthe im Jun. gegeben werde, hat der Seidler deshalb schon den Urlaub verweigert und setzt seine Anstalten eifrig fort. Mir scheint dies sehr bedenklich, denn da die Seidler dann doch wahrscheinlich nach der zweiten Vorstellung fortginge, die Schulz aber im August in die Wochen kommt, so bliebe das Werk wieder bis tief in den Herbst liegen und Sp. würde dem Dinge den Schein geben, als unterblieben die weiteren Vorstellungen weil es keinen Beifall gefunden. Ich glaube daher, daß Du deshalb Schritte thun mußt, allenfalls nur beim Grafen. Denn in Seidels Händen ist ohnehin schlecht für die Sache gesorgt und wenn Du nicht selbst kommen kannst, verpfuschen sie’s uns gar.

Dies habe ich für nöthig gehalten, Dir heute zu melden. Nächstens ein Mehreres. Herzlich grüßt Dich und Deine liebe Frau Victoire mit
Deinem
ewig ergebenen
H Lichtenstein

Apparat

Zusammenfassung

äußert Verständnis für Webers Wunsch, die Euryanthe-Korrespondenz nicht zu veröffentlichen; Lichtenstein berichtet über weitere Reaktionen und Pläne in Zusammenhang mit der Aufführung der Euryanthe in Berlin im Juni; Sorgen um Spontinis Vorgehensweise inkl. Besetzung

Incipit

So sehr ich auch heute mit meiner Zeit zu kurz

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
    Signatur: PB 37 (Nr. 57a)

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.)
    • mit e. Empfangs- u. Beantwortungsvermerk C. M. von Webers

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 379
    • Rudorff 1900, S. 186–187

Textkonstitution

  • „recht“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… ich Deine Gründe, die Correspondenz“Briefwechsel Webers mit Spontini im Vorfeld der geplanten Euryanthe-Einstudierung in Berlin.
  • „… aufrichtig gemeinte Fest seines Geburtstages“Zur Feier von Brühls Geburtstag durch das Ensemble der Königlichen Schauspiele im Schauspielhaus (inklusive Überreichung eines silbernen Pokals), während der der Intendant gebeten wurde, sein Entlassungsgesuch zurückzuziehen, vgl. u. a. Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 18, Nr. 142 (14. Juni 1824), S. 568.

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