Carl Maria von Weber an Adolph Martin Schlesinger in Berlin
Prag, Freitag, 5. Januar 1816

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S. Wohlgebohren

Herrn Adolph Martin Schlesinger

berühmten Musik Verleger

zu Berlin

P: P:

Dero Schreiben vom 25t Nov: 1815 und 30t Xber habe ich zu erhalten die Ehre gehabt, und muß mich allerdings als Ihren großen Schuldner bekennen und zugleich für Ihre Nachsicht danken, indem ich zugleich hoffe in der Folge alles wieder einzubringen. da ich bis jezt immer von einem dringenden Geschäfte um das andre so gedrängt worden bin, daß ich von meinen vielen Nachtarbeiten zur Vollendung der Kantate pp jezt ganz erschöpft bin.

d: 22t habe ich selbe in meinem Concert mit Erfolg aufgeführtT. worauf H: Buchhändler Kramer hier mich um den Klavier Auszug gebeten hat, den ich, nachdem Sie deßen Verlag verweigert, ihm auch vorläufig zugesagt habe.      In Hinsicht des Journals* habe ich gefunden daß es mir für jezt unmöglich ist deßen Redaction zu übernehmen, da Sie keine Idee haben wie umständlich und alle Geschäfte erschwerend die hiesigen Mauth und Zensur Anstalten sind, so daß ich zu viele Zeit mit diesen Details, Corresponde[n]zen pp verliehren würde. die Unzufriedenheit der H: Componisten von denen ich nicht alles vortrefflich finden würde mit eingerechnet. Wäre ich in Berlin, so gienge dieß alles leichter an, aber so, muß ich dieß Geschäft von mir ablehnen.

H: Haas ist schon lange nicht mehr hier, und ich habe den Einschluß nach Wien gesandt.      Rüksichtlich der Oper von H. Meyerbeer die sich mit dem grösten Beyfall auf dem Repertoir[e] erhält*, kann ich ohne des Componisten Erlaubniß nichts verfügen, und habe ihm deßhalb nach Paris geschrieben, wo ich sodann das Vergnügen haben werde Ihnen seine Meynung zu berichten.      H: Gänsbacher werde ich ebenfalls Ihre Äußerung zu wißen thun.

Ich erwiedere mit Freundschaft und gleichen Wünschen Ihr gütiges Andenken im neuen Jahre, und verspreche Ihnen daß es jezt meine erste Arbeit ist, meine Schulden bei Ihnen zu tilgen, und Sie dadurch zufriedener im neuen als im alten Jahre zu wißen.      Gott erhalte Sie gesund und zufrieden.
Mit aller Achtung E. Wohlgebohren ergebener
CMvonWeber

Der hiesige Kontrabaßist Hauser, der ein trefflicher Mann in seinem Fache ist, hat eine Contrabass Schule geschrieben, in demselben Schnitt wie die Pariser Lehrbücher. wollten Sie wohl selbiges verlegen?*

Apparat

Zusammenfassung

verspricht nach und nach seine Arbeiten abzuliefern; sei nach Vollendung der Kantate, die am 22. Dez. aufgeführt wurde, erschöpft; Kramer habe ihn wegen des Klavierauszugs gefragt; die Herausgeberschaft des Journals könne er nicht übernehmen, da es für ihn zu umständlich sei; über Meyerbeers Oper kann er nur nach Rücksprache mit diesem entscheiden; gibt Gänsbacher Sch's Nachricht weiter; empfiehlt ihm die Schule des Kontrabassisten Hauser zum Verlag

Incipit

Dero Schreibem vom 25t Nov: 1815 und 30t Xber

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • mit Verlagsvermerken

    Provenienz

    Einzelstellenerläuterung

    • P: P:Abk. von „praemissis praemittendis (nach Vorausschickung des Vorauszuschickenden / man nehme an, der gebührende Titel sei vorausgeschickt)“.
    • „… habe. In Hinsicht des Journals“Zu der geplanten Sammlung von Gesängen vgl. auch Webers Brief an Schlesinger vom 26. Januar 1816.
    • „… auf dem Repertoir e erhält“Aufführungen des Werks fanden zuvor am 22., 24. und 30. Oktober, 9. und 24. November sowie 28. Dezember 1815 stattT.
    • „… wollten Sie wohl selbiges verlegen?“Wenzel Hauses erste Gründliche, mit Regeln, Beispielen, und Erklärungen versehene Contrabaß Schule war bereits ca. 1796 bei Hilscher in Dresden erschienen; seine Méthode complette de contrabasse folgte ca. 1820 bei Schott in Mainz (PN: 2364) und erlebte mehrere Neuauflagen.

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