Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Dresden, Freitag, 18. April 1817 (Nr. 40)

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Meine vielgeliebte gute Lina!

Ach mein gutes Leben, es geht mir wie dir, und wohl noch etwas schlimmer. Kaum kann ich die Zeit erhaschen nur ein paar Worte mit dir zu plaudern und ich möchte und sollte doch so viel mit dir reden. hab immer gar viel zu sagen, und möchte jede Minute dir was erzählen. ’s geht nun aber einmal nicht, bis auf spätere beßere Zeiten. doch muß ich dir vor allem sagen, daß es mir recht gut geht, diese Reise, und die Freude dich zu sehen hat einen so heiteren Punkt wieder in mein Leben gebracht, daß ich frischen Muthes und gesunden Leibes mich in der Welt bewege, und leicht und gerne die mancherley Arbeiten thue und ertrage. Uebrigens hätte ich seit meinem lezten Brief wohl die Zeit finden können zu schreiben, wenn – ich nicht in einer Auktion gestekt hätte, wo ich manches wohlfeil zu fischen hoffte. was ich eigentlich wollte, bekam ich aber nicht, hingegen habe ich von beiligendem Muster 42 Ellen Atlas erstanden, von dem ich zwar vor der Hand nicht weis zu was wir ihn werden brauchen können, da er mir auch übrigens nicht sehr gefällt, aber er war gar zu wohlfeil, denke dir, die Elle komt mich auf 6 Groschen, also 1 ƒ 30 xr W: W: dafür kauft man ja den ordinärsten Ueberzug nicht. Nun, dein erfinderisches Genié wird ihn schon zu brauchen wissen.      d: 14t hatte ich um ½ 3 Uhr Probe von Ostade, dann Mittag bey Graf Luxburg, von da im Yngurd*. der bis ¼ auf 11 Uhr spielte. schön gegeben wurde, von dem ich aber nicht recht weis ob er sehr gefallen hat. Hellwig wurde herausgerufen*.      d: 15t GeneralPr: von Ostade. Nachtische Conferenz. Abends Leichtsinn und gutes Herz, wo H: Genast den August und Ostade wo er den Ostade gab. gieng recht gut, und gefiel*. dann arbeitete ich noch bis 1 Uhr.      d: 16t Lection*. um 10 Uhr Pr: von Helene. Nachtische auf die Auktion. Abends Adelina mit Weixelb: dazwischen blies H: Thurner ein spanisches Rondo auf der Oboe, herrlich, als großer Meister*. dann Gesellschaft bey Geyers, mit Wohlbr: und Genast pp wo Euer Edlen Gesundheit wie gewöhnlich, nicht vergeßen wurde. Gestern, von 9 bis 1 Pr: von Joh: v: Paris. Nachtische zu Böttger. dann erhielt ich deinen lieben guten Brief No: 43. dann ins Theater, PartheienWuth, Wohlbrük den Cook. sehr gut. dann zum französischen Gesandten mit Weixelb: viel Musik gemacht bis 12 Uhr.      Heute nun schon Lection* gehabt, und 10 Uhr Correctur Pr: von Helene, und dann Mittag und Abend bey Graf Dillon, wo der Herzog von Devonshire sein wird. Zudem habe ich so viele Aufsäzze, Briefe pp zu schreiben daß ich nicht weiß wo mir der Kopf steht. doch Puntum davon, und zum lieben Brief meiner guten Mukin.

armes armes Vies, arbeitest so gar viel und must dabei so viel spielen, wenn du dich nur nicht über Kräfte anstrengst. Laß dir doch auch etwas für hier übrig, sonst hast du ja gar nichts zu tun von Anfang. Nun es wird sich schon etwas finden.      Der Gned ist gestern Abend angekommen, und hat mir viele Grüße mitgebracht, er soll mir recht erzählen.      Du wirst hier auch gute Menschen finden, und ich spähe recht sorgsam und aufmerksam herum, welche wohl für meine Lina paßen möchten.      Was du von unserem häuslichen Leben bemerkst ist sehr richtig, und Gott wird uns mit dem Amt auch dann Verstand geben, wir sind ja beide so dumm nicht, und haben uns lieb, da geht alles.      Uebereile dich ja nicht mit Vorhängen pp das bekömt man hier alles zu denselben Preisen.

Ich möchte schon aus der Haut fahren da bin ich wieder gestört worden.

Du hast Recht, es wird so schön bei uns ein, daß wir kaum sizzen werden, nun, komm du nur zu mir, aber mit dem Sopha ist es bei mir, niz, in meinem kleinen Zimmer werden kaum ein paar Stühle stehen können. aber kom nur, ich werd dich schon nicht beißen.      Die Jägersbraut wird nach deinen Befehlen zugestuzt, und habe ich den Kind schon von der Nothwendigkeit überzeugt*. Er hat mir den Vandyk für Mad. Liebich gegeben, grüß Sie von mir. und frage sie ob ich ihn ihr gleich jezt, oder durch Grünbaums schikken soll. auch habe ich auf Abschlag von Bassi 3 # erhalten, sie möchte nur die andern 7 gefälligst hier anweisen laßen. oder dir geben.      Bey Sternbergs die ich so sehr liebe und achte, bin ich leider nicht gewesen, weil mich der Oberst Burggraf so lange aufhielt, und – ich wieder zu Muks muste.

     Nun muß ich schließen die Probe schreit, Gott behüte und segne dich + + +, alles Schöne an die Mutter und Junghs, behalte lieb deinen geplagten dich über alles liebenden treuen Carl.
Millionen Bußen

Apparat

Zusammenfassung

Privates, Tagebuch 14.-16. 04.; hat Kind überzeugt, die Änderung auf Carolines Vorschlag hin im Text zur Jägersbraut vorzunehmen

Incipit

Ach, mein gutes Leben, es geht mir wie Dir

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 88

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • Rötel- und Bleistiftmarkierungen von Max Maria von Weber

    Einzelstellenerläuterung

    • „… , von da im Yngurd“Mit Musik von Weber; vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 18. bis 24. April 1817.
    • „… gefallen hat. Hellwig wurde herausgerufen“F. Hellwig gab die Titelpartie.
    • „… gieng recht gut, und gefiel“Vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 30. April 1817.
    • „… Uhr. d: 16 t Lection“Webers Italienisch-Unterricht (17. Februar bis 5. September 1817).
    • „… , herrlich, als großer Meister“Vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 30. April 1817.
    • „… Uhr. Heute nun schon Lection“Webers Italienisch-Unterricht (17. Februar bis 5. September 1817).
    • „… schon von der Nothwendigkeit überzeugt“Zur Streichung der Eröffnungsszenen vgl. auch Webers Briefe an C. Brandt vom 11.(/12.) Mai sowie 21.(–23.) Mai 1817.

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