Carl Maria von Weber an Adolph Martin Schlesinger in Berlin
Dresden, Montag, 9. März 1818

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S: Wohlgebohren

Herrn A: M: Schlesinger

berühmten MusikVerleger

zu

Berlin.

Breite Straße.

Sie haben meiner […] großen Fr[eude] […] Aufmerksamkeit geg[…] die Sie uns durch […] geschmakvollen Wirthschaftssachen bewiesen*. empfangen Sie dafür unsere freundlichen Grüße und Dank.      Ich bin dagegen noch sehr in Ihrer Schuld. Meine Reise, und die Composition einer großen Meße die mich Tag und Nacht seit meiner Rükkunft beschäftigte, und Gestern mit dem glänzendsten Erfolg in der HofKirche gegeben wurde, haben mich abgehalten früher meine Verpflichtungen zu lösen, welches aber jezt ohne säumen geschehen wird.      Dero Schreiben vom 28t 8b 17 erhielt ich d: 3t 9ber in Prag. und habe in Folge deßen an H: Peters die Arien nicht abgegeben*.      H: Gottfried Weber in Mainz habe ich gänzlichst mit ihnen ausgesöhnt.      Es ist allerdings sehr traurig daß in der Musik: Z: so wenig angezeigt wird. Die HauptUrsache ist der Mangel an Rezensenten, und 2t klagt man auch über Sie etwas, nehmlich Ihre Artikel sind fast gar nicht in Leipzig zu haben. H: Hofr: Rochliz sowohl als H. Prof. Wendt müßen kaufen was sie anzeigen sollen. wäre es nicht zwekmäßig diesen Herren Exemplare einzusenden? Meine Oper ist sehr hinausgeschoben worden durch die comp: der Meße, doch soll sie hoffentlich zum Winter erscheinen.      H. KapellMstr Danzi wird Ihnen gerne SingUebungen zukommen laßen.

Was Sie mir über das Concertino schreiben ist mir etwas unverständlich. Wenn man auf dem neu erfundenen Horn alles machen kann, so muß ja das Schwere, leicht werden, und braucht nicht erst eingerichtet zu werden. ich habe das Concertino von mehreren Künstlern blasen hören, und kann nichts daran ändern, so gerne ich Ihnen gefällig sein wollte.      Gedichte von Göthe und Schiller sind zu oft und vorzüglich comp: als daß ich es nochmals versuchen möchte.      Ein Heft Etüden, ein Heft Volk[s]lieder, und ein galantes Rondo könnten nächstens auch mit fertig werden.      Doch vollende ich erst das Trio, und die 4händigen Sachen.      H: KapellMster Weber laße ich herzlich gute Beßerung wünschen, und bitte auch um die Rükgabe der Ouverture vom Samori*.

Das Vorhaben der Musik: Zeitung ist sehr gut, und soviel ich Zeit und Gelegenheit habe werde ich mitwirken*. sehen Sie nur auf gehörige Verbreitung und tüchtige Mitarbeiter, und leisten sie lieber die erste Zeit auf den zu hoffenden Gewinn, Verzicht, denn es wird etwas brauchen die Leipziger aus ihrem wohlerworbenen Ansehen zu verdrängen, um die sie höchstens am Ende H: Härtel selbst durch seinen Eigennuz und Schmuz bringen kann.

Nochmaligen Dank für Ihre bewiesene Attention, und glauben Sie mich immer Ihren wahren Freund v.Weber

Apparat

Zusammenfassung

über die Fertigstellung und Aufführung seiner Messe; Verhandlungen über mögliche Verlagsprodukte und eine neue Musikzeitung bei Schlesinger

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)
    • Wasserschaden am oberen Rand, dadurch Textverluste am Briefbeginn (Zeile 1 fast komplett, teils auch Zeile 2)
    • auf der Adressenseite Brief-Registrierungsvermerke des Verlages (Absende- u. Empfangsdatum) und: „N: 794“

    Provenienz

    • Juli 2020 bis Dezember 2021 bei Ebay (angeboten durch schubertiade_music_and_arts) inkl. Faksimile; dort noch im April 2023
    • Juni 2015 bei eBay (angeboten durch GenStore) inkl. Faksimile
    • Meyer & Ernst (Berlin), Kat. 54 (19. Okt. 1936), Nr. 479; ebd. vorher in Kat. 35 (1933), Nr. 218 u. Kat. 52 (1936), Nr. 548
    • Henrici Kat. 80 (29.-30.11.1922), Nr. 638

Textkonstitution

  • unleserliche Stelle
  • „eude“ergänzt von den Hg.
  • unleserliche Stelle
  • unleserliche Stelle
  • unleserliche Stelle
  • „vollen“unsichere Lesung
  • „e“unsichere Lesung
  • „e“unsichere Lesung
  • Attentiongelöschter Text nicht lesbar
  • „Attention“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • „… durch geschmak vollen Wirthschaftssachen bewiesen“Zu Schlesingers Hochzeitsgeschenken vgl. die Tagebuchnotizen vom 26. Februar 1818.
  • „… Peters die Arien nicht abgegeben“Beide Arien bot Weber, gemeinsam mit weiteren Kompositionen, erst per Brief vom 16. April Peters an.
  • ihnenweitere mögliche Lesungen ihm.
  • Musik: Z:Abk. von „Allgemeine musikalische Zeitung“.
  • „… Rükgabe der Ouverture vom Samori“Das Manuskript hatte Weber laut Tagebuch am 21. April 1817 nach Berlin gesandt.
  • „… Gelegenheit habe werde ich mitwirken“Die Planungen zu einer von Schlesinger als Konkurrenz zur Leipziger AmZ publizierten Musikzeitung, die auch in einem späteren Brief Webers an Schlesinger nochmals angesprochen werden, wurden erst später umgesetzt: 1821 bis 1823 erschien die Zeitung für Theater und Musik zur Unterhaltung gebildeter, unbefangener Leser (als Beilage zum Freimüthigen), hg. von August Kuhn, ab 1824 die Berliner allgemeine musikalische Zeitung, hg. von A. B. Marx. Webers Engagement für das erstgenannte Blatt blieb allerdings gering; abgesehen von seiner Erklärung zum Freischütz-Klavierauszug erschien dort lediglich 1822 als Musikbeilage zu Nr. 6 vom 9. Februar der Erstdruck seiner Romanze zu Castellis Diana von Poitiers.

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