Carl Maria von Weber an Ludwig Rellstab in Weimar
Dresden, Freitag, 26. Oktober 1821

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Wohlgebohrner Herr!

Geehrter Freund!

Also erst zum Frühjahr kann ich hoffen Sie mit BelisarT beschäftigt zu wißen.      ich begreiffe daß Sie erst Ihren Karl* beseitigen wollen, und denke wie Sie daß man nichts übereilen müße.      Die besonders im Geschichtsfache so reiche Weimarsche Bibliothek hat Sie wohl vorzüglich an den berühmten kleinen Ort gefeßelt; und ich bin überzeugt daß Sie sich auch in geselliger Hinsicht, wohl da fühlen werden.      die Bekanntschaft meines lieben Gerstenbergs und der geistvollen bequemen und guten Schoppenhauer haben Sie gewiß auch schon gemacht.

An Ihrem vorläufigen Entwurfe zum Belisar, weis ich vor der Hand nichts zu errinnern. Das gestaltet sich alles erst während der Arbeit, und dann ich kann ich mich erst hineinfühlen und eine Meynung haben.

Ihren Einschluß* übergab ich unserm Tiek, der sich deßen recht erfreute*.      Leider sehe ich ihn jezt wenig, da ich theils beschäftigt und noch mehr unwohl bin.

Das Sonnett deßen Sie als Vorrede zu Myrthe und Cypreße erwähnten, haben Sie nicht beigelegt, und ich bitte gelegentlich darum.

So viel es geht arbeite ich an meiner komischen Oper. Da ich mich aber auch nicht gerne zwikke, und die ruhevollen einer Begeisterung Raum gebenden Tage sehr selten bei mir sind, so schreitet sie natürlich langsam vorwärts.

Laßen Sie mich bald wieder von sich etwas wißen, und glauben Sie mich mit herzlicher TheilnahmeIhren ergebenen
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

über den Entwurf des für Weber bestimmten Librettos zu Belisar, den Rellstab erst im Frühjahr ausführen will; Weber freut sich über den Aufenthalt Rellstabs in Weimar und hofft, er habe schon die Bekanntschaft der Gerstenbergs und der Schopenhauer gemacht; den Einschluss seines Briefes habe er Tieck übergeben, den er augenblicklich kaum sehe, da er sehr mit seiner komischen Oper beschäftigt sei; das erwähnte Sonett aus „Myrthe u. Zypresse“ habe nicht beigelegen

Incipit

Also erst zum Frühjahr kann ich hoffen Sie mit Belisar beschäftigt zu wißen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (1 b. S.)

    Provenienz

    • Stargardt, Kat. 683 (21./22. März 2006), Nr. 978, mit Faks. auf S. 413
    • lt. Liste von Kaiser (vor 1918) im Besitz von Prof. Rellstab, Berlin

Textkonstitution

  • „ich“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „Karl“Karl der Kühne. Historische Tragödie (1824).
  • „… Ihren Einschluß“In den Brief von Rellstab, den Weber laut Tagebuch am 27. September erhalten hatte.
  • „… der sich deßen recht erfreute“Das nächste Treffen mit L. Tieck ist im Tagebuch am 1. Oktober 1821 festgehalten.

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