Franz Anton von Weber
Albumblatt für Carl Maria von Weber
Hildburghausen, Dienstag, 30. Juli 1799

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An meinen lieben Sohn Fhn. Carl Marie von Weber

Lebe, wie Du, wenn Du stirbst, wünschen wirst gelebt zu haben.*

Guter Ruf ist ein Köstliches Gut, und oft schwören ist das laute Geständniß eines Lügners. –

Vergeße nie, daß der ärmste und niedrigste Mensch eben so wohl

und der reichste und mächtigste nicht mehr Mensch seye als Du!

Der ist nicht gut, der nicht immer strebt beßer zu werden

Gott möge Dich stärcken, der Tugend immer treu zu bleiben.

Fliehe das Spiel, denn es ist sehr schwehr, ein großer Spieler zu seyn,

und dabey ein ehrlicher Mann zu bleiben. –

Seye Stolz Mein Sohn auf Dein empfindsams Herz; ist es gleich oft gefährlich für die Jugendt,

so schmelzt es auch bey Bruder Schmerz, denn Empfindtsamkeit ist das Genie der Jugendt.

Leihe Keinem und Borge Von Keinem, denn Beydes gebähret am Ende tödlich Haß.

Weiche nie ab Von dem Wege der Tugendt und Religion,

so wird es Dir Hier und Dort Ewig wohl ergehen.

Bey Durchleßung dieser getreuen Väterlichen Warnung vergeße niemals Deinen Dich zärtlich liebenden Vater. FA:B.V: Weber mpia

Apparat

Zusammenfassung

Albumblatt (mit Schattenriss Franz Antons) für Carl Maria von Weber mit allgemeinen moralischen Sprüchen

Incipit

Lebe, wie du, wenn du stirbst, wünschen wirst

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ms. theor. C. M. v. Weber WFN 5, Bl. 44r

    Quellenbeschreibung

    • mit Schattenriss Franz Anton’s auf 43v

    Einzelstellenerläuterung

    • „… wünschen wirst gelebt zu haben.“Erste Zeile der Eintragung sind die ersten beiden Zeilen der 2. Strophe des Gedichtes Vom Tode von Christian Fürchtegott Gellert, in: Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter, Th. 2: Gellerts Moralische Gedichte und Lieder, Carlsruhe 1774, S. 174.

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