Gottfried Weber an Giacomo Meyerbeer in Darmstadt
Mannheim, Montag, 24. Februar 1812
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abends
Du wirst meinen heutigen wegen Voglers Heidelberger Concert* nebst Copia meiner Gegenerklärung erhalten haben; Ich bin begierig auf deine oder Voglers Antwort.
Die Klopstokschen Lieder betr. so ist mein Spruch: das erste bleibt aus, theils als relativ das schlechteste, Theils weil darin die Text Radbrechungen am ärgsten sind, welche Du in deinen 3 lezten zu meiner großen Freude dir nicht mehr zu Schulden kommen lässest, vermeiden‡‡ am ärgsten sind, theils weil mir in jenem ersten der‡ die Stelle:
zu dir hinauf (Punctum, oder doch; –) führ mich pp
jedesmal unangenehm auffällt, – hinauf = führ mich, sollte zusammen hängen. Die 3 neuesten sind ganz prächtig u sobald ich Zeit habe mache ich dir ungeheure Complimente drüber. Im ganzen finde ich nur daß alle 6 oder 7 sich nur ein wenig zu sehr gleichen, (geistig nämlich,) daß zu sehr Ein Geist in allen weht; Du hättest nicht lauter Kloppstoksche Lieder wählen sollen sondern auch Texte andern Geistes: da es lauter Klopstoksche sind so spricht die Homogeneität des Carakters Deiner Composition für deine richtige Auffassung sehr laut, aber ich wollte, unter andrem auch des lieben Publicums wegen, es herrschte unter den Liedern etwas‡ mehr Varietät. Die versprochnen verbotnen Octav Fortschreitungen sind:
in n. 5. Tact 42
in n. 6. T. 22.
Ich glaube ich hatte noch ein oder die andre weitere gefunden, finde sie aber jezt nicht gleich wieder
Das sind so Nachlaßigkeiten worüber hernach ein Kerl sich lustig macht froh eine kleine Blöße gefunden zu haben.
|Nun hab ich das bischen Zeit was ich heute Abend mir von der Arbeit abknappte verwendet um mich mit Dir zu unterhalten. Lebwohl, es wollen noch einige anderweitige Sachen gethan sein, unter anderm den Duschischen Mädels ihre SingLection gegeben als Supplement der Gustel welche dich grüst, u sagen läßt sie erwarte dich unfehlbar (aber ohne mein Vorwißen) Dem charmanten Profeßor meinen herzlichen Dank für das Augenwaßer: werds wohl bald brauchen.
Der gröste Theil deiner bei mir noch liegenden Sachen ist zusamen gepakt und wartet auf erste Gelegenheit nach Darmstatt. Komme aber doch ja hieher und sieh meinen Buben den Balg.
In einem Circulare ermahne ich di samtl. Br.‡ Disposition auf Todesfall‡ über ihre, u beson‡ sämtlichen Vereins‡‡ und besonders aber die V[erei]ns Papire zu treffen, die Idee ist dir bekannt führe sie aus. Das Circ. wird an dich zu aller lezt kommen. In Ebendems. ◯.‡ kundige ich das music. Notizenblatt* an, auch dies ist dir bekant u auch darum wirst Du das Circ. zulezt erhalten.
Deine Psalmen sollen mich unendlich freuen u auf di noch übrige Zeit meines Lebens glüklich machen. Ich werde, wenn ich mich uberwinden kann es nicht zu schlecht zu finden, dir eine Cop. meiner ersten Meße geben, an welcher doch das merkwürdig ist daß ich als ich sie schrieb noch keine Idee von Compositions Regeln hatte. Das Credo ist gut u. auch originell das agnus u dona geht mit, di erste Fuge Gloria auch, alles übrige ist Haidnsche Nachbildung:
Meine Fuge wirst du p. Postweg für Correctur erhalten haben gib dir doch en bischen Mühe daran, u mach mir einen Schluß.
Gustel ärgert mich zu Tode, mit ihrem ewgen Geschwäz von einem LiebesZeichen was sie dir mitzugeben habe. Ich mögte rasend werden, aber heimlich daß du’s nicht merkst, denn ich würde mich schämen Eifersucht merken zu laßen.
Wie heist der Herausgeber des M. Notizenblatts? Du schreibst so undeutlich!
Hier ein Exemplar des B. Mg.‡ Eine Note müste mir der Kerl wenigstens heute‡ noch drunter machen!* mein Seitenstük folgt morgen. Inliegenden Brief rep‡ schike doch petschirt auf di Briefpost, ich mag ihn hier nicht aufgeben.
Dein Orat. werde ich dir halt nach Würzburg nachschiken müßen?
[ohne Unterschrift]
Apparat
Zusammenfassung
ist begierig auf Meyerbeers Antwort auf seinen Artikel wegen Voglers Konzert; rät ihm wegen Publikation der Klopstock-Lieder (auch zu Einzelheiten); er werde Meyerbeers Sachen demnächst nach Darmstadt schicken; im Circular habe er gemahnt, Vorkehrungen für den Todesfall eines Vereinsbruders zu führen und eine Ankündigung des Notizenblatts beigelegt; er will ihm die Kopie seiner ersten Messe geben; seine Fuge habe er wohl erhalten; übersendet auch ein Exemplar Badisches Magazin
Incipit
„Du wirst meinen Heutigen wegen Voglers Heidelberger Concert“
Überlieferung
Textkonstitution
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„Heute“durchgestrichen
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„Heute“unsichere Lesung
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„vermeiden“durchgestrichen
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„vermeiden“unsichere Lesung
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„der“durchgestrichen
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„was“unsichere Lesung
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„auf Todesfall“über der Zeile hinzugefügt
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„u beson“durchgestrichen
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„Vereins“durchgestrichen
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„Vereins“unsichere Lesung
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„heute“über der Zeile hinzugefügt
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„rep“durchgestrichen
Einzelstellenerläuterung
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„… heutigen wegen Voglers Heidelberger Concert“Das Konzert fand am 13. Februar 1812 in der Providenzkirche statt, vgl. A031382. Eine kritische Besprechung wurde von Ferdinand Kaufmann erst verzögert am 24. Februar veröffentlicht; unmittelbar nach dem Konzert hatte er stattdessen zunächst eine kurze Notiz G. Webers publiziert; die ausführliche Stellungnahme G. Webers folgte dann am 25. Februar.
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„samtl. Br.“Abk. von „sämtlichen Brüder“.
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„Ebendems. ◯.“Abk. von „Ebendemselben Circular“.
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„… kundige ich das music. Notizenblatt“Es bleibt unklar, ob hier die von Franz Xaver Glöggl in den ersten drei Monaten 1812 herausgegebenen Musicalischen Notizen gemeint sind; vgl. dazu auch den vorausgehenden Brief Gottfried Webers.
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„B. Mg.“Abk. von „Badischen Magazins“.