Gottfried Weber an Johann Gänsbacher und Carl Maria von Weber in Prag
Mannheim, Samstag, 12. Juni 1813
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Absolute Chronologie
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- 1813-06-21: von Weber
Korrespondenzstelle
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- 1812-08-11: an Gänsbacher
- 1810-06-23: von Weber
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- 1815-08-26: an Gänsbacher
- 1813-06-24: von Gänsbacher
An
Herrn Johann Gaensbacher, Compositeur
bei Sr. Exzell. dem H. Grafen Firmian
in
In dessen Abwesenheit an den
Freiherrn Carl Maria v. Weber, Direktor
der Oper auf dem Roßmarkt
in
Prag.
Dir, Bruder Gensbacher hab ich ein oder zwei mal geschrieben, und Dir Bruder Wbrl‡ unterm‡ (Anfang April) ein Paket Musikalien p. Postwagen geschikt und ungefehr um dießelbe Zeit p. Briefpost an Dich geschrieben. Daß ich von Dir leztgedachtem keine Antwort erhalte sezt mich ein wenig in Verlegenheit, theils wegen der recensionen die ich der AMZ zugesichert hatte gleich nach Ostern einzusenden theils wegen der Christiane die mir auf dem Naken sizt und monathlich ihren Dukaten holt und doch davon nicht leben kann, theils überhaupt. Du leztgedachte Canaille könntest mir wol wenigstens schreiben daß Du keine Zeit hast zu schreiben, das wär doch etwas, nämlich Beruhigung. Mache nun Ernst u schreib gleich. Daß ich wirklich in einiger Verlegenheit bin auch um Dein werthes Gesicht beweist daß ich diesen gegenwärtigen Brief so in Tag nein addreßire.
Dir Bruder Gensbacher nun eiligst ein Wort. Die hiesige katol. Organistenstelle ist offen und zu deren wiederbesezung eine Concurrenz ausgeschrieben welche noch bis Anfang July offen ist. Dein alter Magister soll allerungesäumtest an hiesigen „Katholischen KirchenVorstand“ schreiben, er habe von der Concurrenz im öffentl‡ ReichsAnzeiger gelesen, wolle sich melden, u da er nicht aufs Gerathewol kommen könne um sich prüfen zu laßen aus Furcht di Stelle bei seiner Ankunft schon einem Andern zugesichert zu finden so wolle er, als Specimen seiner Fähigkeiten hiemit – entweder einige Partituren seiner Compositionen im Mspt – oder hat er gar schon etwas druken laßen, ein Exemplar davon zur Beurtheilung einsenden. Er soll beifügen worin er sonst noch Fähigkeiten besizt, besonders wo möglich sich rühmen, er wolle einen Chor von Singschülern bilden. Di Stelle tragt 400 fl der Dienst ist mittelmäßig beschwerlich, durch einen substituten Skolaren kann er sich ihn sehr leicht machen. Wie viel ungefähr durch Lehrstunden pp nebenher zu verdienen sein mag weist Du und Mlos. Concurrenten sind genug da, unter andern der Organist Meggerhoven von Ffurt, Stegmann v. Gota‡ Eisenach und Hezler v. Fulda, auch von Rink ist di Rede. Es muß daher mit dem Deinigen sehr geschwind gehen. Er soll den Brief voraus schiken u melden di Werke kämen p. Postwagen nach.
Was hört ihr von MBeer? – ich nichts! – Du Wbrl hast seit dem wie ich im Leipziger N. B. Ostermeß Catalog lese, wieder 3 Opera edirt, u ich weis nichts davon, und sollte doch bei bekannten Umständen davon nothwendig wissen. Sei doch kein so lüderliches Vieh! was ist denn das für eine Idee, daß ich den Verlegern di ich nicht einmal weis schreiben soll si möchten so gut sein mir Exemplare von Deinen Comp. gratis zuschiken und si vertrösten auf Vergütung di Du ihnen leisten würdest. Das ist ja gar so dum!
Die Ursache, warum ich wegen der Organistenstelle so spät schreibe ist zu weitläufig.
N. B. dieses ist kein Brief sondern nur 1. ein Avis 2. eine Mahnung.
Apparat
Zusammenfassung
bittet dringend um Antwort Webers u. Gänsbachers; trägt Gänsbacher die offene Mannheimer Organistenstelle an u. gibt Anweisungen für die Bewerbung; fragt nach Meyerbeer
Incipit
„Dir, Bruder Gensbacher hab ich ein oder zwei mal geschrieben“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit