Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, Juli–August 1815 (Teil 2/5)
Correspondenz-Nachrichten von Prag.
(Fortsetzung.)
In Agnes Sorel sang Herr Rosenfeld Karl, den 7ten sehr brav, im Spiel hatte er sehr wenig Feuer und Wahrheit. Demoiselle Böhler sang die Agnes vortrefflich, besonders im 3. Akt. Mad. Allram war als Page in männlicher Kleidung etwas befangen, Demoiselle Brand war als Bertha viel zu vornehm angezogen. Herr Allram war für den Ratiniere zu alt. In solchen Rollen fühlen wir sehr lebhaft Schmelkas Abgang.
Eine der vollendersten‡ Darstellungen auf unserer Bühne, war die letzte Vorstellung der Jäger. Herr Liebich wird jetzt in der Rolle des Oberförsters von keinem Künstler Deutschlands übertroffen werden. Madame Liebich war als Oberförsterinn sehr brav; eben so Herr Bayer als Anton, und Demoiselle Böhler als Riekchen. Bey der Aufführung solcher Stücke ist unsere Bühne ganz vorzüglich; der Kothurn hat eine gewaltige Stütze an Madame Schröder verloren. Wir bedauern noch immer den Verlust dieser großen Künstlerinn, die wohl schwerlich hier mehr ersetzt werden wird. Vor ihrem Abgang gab sie noch mimische Vorstellungen im Redoutensaale, und zeigte uns da im plastisch festgehaltenen Style die hohe Kunst, wodurch sie uns schon früher im lebendig fortschreitendem Spiele auf der Bühne entzückte, und in Erstaunen versetzte. Ihr Verlust wird hier noch allgemein betrauert.
(Die Fortsetzung folgt.)
Apparat
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Charlene Jakob
Überlieferung
-
Textzeuge: Wiener Theater-Zeitung, Jg. 8, Nr. 62 (10. August 1815), S. 248