Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin
Dresden, erhalten Montag, 8. Dezember 1851
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- 1852-01-20: an Jähns
Glaubt nicht meine guten Kinder dass ich drum für Euer liebes Geburtstagsgeschenk weniger dankbar bin weil ich viele Tage vergehen lies ehe ich Euch dafür dankte, aber da wir nun noch einen Artzt angenomen haben welcher hier allgemein als der Beste anerkant ist, so wollte ich erst einige Zeit vergehen lassen damit ich Euch das Resultat seiner Ansicht meiner Krankheit mittheilen kann. In ganzen stimmt Dr. Walter* ganz mit Brückman überein dass nehmlich die Krankheit ein Herzübel sey für welches in dieser Jahreszeit wenig gethan werden könne. Leider hat sich in der letzten Zeit ein immerwiederkehrendes Erbrechen, und geschwollnen Füsse eingefunden welches meinen ohnehin beängstigenden Zustant oft noch qualvoller macht. Man muss sich jetzt recht zureden dass man einer unverständigen Ungedult nicht Raum giebt, denn so den ganzen Tag nicht eine Minute das Gefühl des Wohlseins zu haben mattet Leib und Seele endlich ab,
Der Brief Eures Königs hat mir rechte Freude gemacht und ich schicke Euch hier die Abschrift welche Lichtenstein zu sehen verlangt. Bitte sagt ihm doch er mögte vor der Hand nichts gegen Meyerbeer unternehmen denn er hat endlich Herr Carl Kaskel den Auftrag gegeben mit der Familie Weber zu unterhandlen*. Wenn er nun auch ein wenig jüdelt so komt die Sache doch noch bey meinen Lebzeiten zum Schlus und daran liegt mir viel. Die liebe Weihnachtszeit liegt vor mir wie in einem tiefen Abgrund aus welchem nichts für mich zu erreichen ist, und doch mögte ich noch einmal die Freude der Kinder sehen!! Nun wie Gott will!
Das Schreiben und Vorwärtsbücken wird mir schwer darum nehmt vorlieb mit den wenigen Zeilen und schrei[bt] ihr wenigstens bald und viel. Gott sey mit Euch!! Die Meinen grüssen bestens. Grüsst auch Ihr mir meinen Freund Lichtenstein und die Kinder.Die Mutter Weber
Apparat
Zusammenfassung
letzter eigenhändiger Brief von Caroline von Weber an Jähns, er behandelt wieder ihren Gesundheitszustand und die Meinung der Ärzte; der Dankbrief des Preuß. Königs für die Freischütz‑Partitur hat ihr Freude gemacht, und sie schickt für Lichtenstein eine Abschrift mit; dieser möchte nichts in Sachen Meyerbeer unternehmen, denn dieser hat Kaskel beauftragt, mit der Familie von Weber zu verhandeln, so hofft sie, dass sie noch den guten Abschluss erleben wird
Incipit
„Glaubt nicht meine guten Kinder“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler; Eveline Bartlitz
Überlieferung
-
Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 153Quellenbeschreibung
- masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 153 des Konvoluts)
- 2 S.
- am Kopf die Notiz: „Empfangen 8. Dez. 51. | Der letzte eigenhändige Brief! F. W. J. | Noch einmal liess uns Fr. v. Weber durch ihre Schwiegertochter schreiben; am 25. Febr. 1852 starb sie.“
Dazugehörige Textwiedergaben
-
MJ S. 366 (Erwähnung)
Einzelstellenerläuterung
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„… In ganzen stimmt Dr. Walter“Dr. Hermann Walther (1815–1871), Oberarzt der inneren Abteilung im 1850 neu gegründeten Stadtkrankenhaus, später königlicher Leibarzt.
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„… der Familie Weber zu unterhandlen“Auseinandersetzungen mit Meyerbeer aufgrund der nicht erfolgten Komplettierung des Operntorsos Die drei Pintos.