Carl Maria von Weber an Carl Bertuch in Weimar
Prag, Dienstag, 16. März 1813

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S: Wohlgebohren

Herrn LandKammerath

Bertuch

in

Weimar.

Wohlgebohrner Herr
Geehrtester Freund!

Meinen weit aussehenden Reiseplänen ist auf einmal ein unverhoffter Riegel vorgeschoben worden, der mit einem Worte darinn besteht, daß ich mich hier habe durch allgemeines Zureden habe fangen, und zum KapellMeister, Direktor der Oper der königl. böhmisch-ständischen Theater zu Prag – machen laßenT. Das Engagement war in jeder Rüksicht so ungemein vortheilhaft, und ich mit so unumschränkter Herrschaft und Vollmacht begabt, daß ich etwas zu leisten hoffe, zumal da die Oper den Sommer über jezt ruht um bis zum Herbste ganz neu organisirt zu werden. Eine ungeheure Menge von Arbeiten ruht auf mir, und ich habe auf Ihre Nachsicht zu rechnen wenn diese wenigen Zeilen zerstreut erscheinen, da ich kurz vor Abgang der Post erst dazu kommen konnte. Ich habe unsre Abrede nicht vergeßen und schon mancherley Materialien gesammelt, haben Sie also die Güte mir umgehend zu antworten und zu bestimmen wann Sie den Aufsaz bestimt haben müßen*.

Wahrscheinlich mache ich auch in Bälde einen kleinen Abstecher nach Wien kann ich Ihnen da nicht nüzlich seyn? und was kann ich überhaupt Hier späterhin für Sie wirken?

Man hat uns hier schon mit mancherley dummen Gerüchten*, in Betreff Ihrer Stadt pp geängstiget, ich freue mich von Ihnen hoffentlich zu hören daß noch alles wohl und ruhig in dieser Sturmbedrängten Zeit ist.     d: 6t gab ich Concert im Redouten Sale mit dem glänzendsten Erfolg, sowohl in Hinsicht des zahlreich versammelten Publikums als des gütigen Beyfalls. Uebrigens ist es ganz Still in der Kunst hier, für den Augenblik, von fremden Künstlern läßt sich nichts sehen, hier sind wenige, und einige Concerte zum Besten der Armen scheinen unsre einzige Ausbeute seyn zu wollenT.

Haben Sie die Güte mich Ihrem verehrtesten H. Vater, Ihrer Frau Gemahlin, der Hofräthin Schoppenhauer ppp mit einem Wort allen Bekannten die etwas von mir hören wollen aufs beste zu empfehlen, und denken Sie zuweilen an Ihren Sie
Hochachtungsvoll liebenden Freund C. M. vonWeber.

Apparat

Zusammenfassung

teilt Prager Engagement mit; hat Material für den Aufsatz gesammelt, den er durch Überlastung aber noch nicht verfasst habe

Incipit

Meinen weit aussehenden Reiseplänen ist auf einmal ein unverhoffter

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Weimar (D), Stiftung Weimarer Klassik, Goethe- und Schiller-Archiv (D-WRgs)
    Signatur: Bertuch: Nr. 3033,2

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Vermerk von Bertuch auf Adr.-Seite: H. C. Maria v Weber Prag d: 16. Maerz. 1813.
    • WZ: C & I HONIG

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • John, Hans: „Carl Maria von Weber – Unveröffentlichte Briefe an Carl Bertuch und Johann Friedrich Rochlitz“ in: Sächsische Heimatblätter 1977, Heft 5, S. 223. (mit Faks)
    • John, Hans: „Carl Maria von Weber – Unveröffentlichte Briefe“ in: BzMw 20.Jg. (1978), S. 190

Textkonstitution

  • „habe“durchgestrichen
  • was„wann“ überschrieben mit „was

Einzelstellenerläuterung

  • „… den Aufsaz bestimt haben müßen“Ein Beitrag Webers für das von Bertuch hg. Journal für Luxus, Mode und Gegenstände der Kunst ist 1813 nicht nachweisbar.
  • „… schon mit mancherley dummen Gerüchten“Möglicherweise hegte man Befürchtungen bezüglich des Durchzugs französischer Truppen nach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug. Goethe schrieb allerdings am 3. Mai 1813 an Zelter, dass erst „am 18. [April 1813] die Franzosen nicht ohne Gewalt wieder in Weimar einrückten“.

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