Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Prag
Wien, Freitag, 2. April 1813
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S. Wohlgebohren
Herrn Johannes Gänsbacher
Genannt Jörgl von Taffel
berüchtigten Componisten
zu
Prag.
durch Güte.
In Eile nur wenige Worte. Montag früh ½9 Uhr war ich schon in Wien glüklich angelangt. suchte Papa Vogler auf, fand ihn aber erst Mittwoch er hatte eine große Freude und grüßt dich herzlich. Morgen eße ich bey ihm, und bringe ihm das Geld. deine Briefe hat er erhalten aber du mußt einen von ihm nicht bekommen haben, denn er behauptet dir geschrieben zu haben daß du das Geld in Prag an Jemand auszahlen solltest, übrigens ist es ihm auch so recht. Die Freude von Bärmann kannst du dir denken und der Harlas, und daß gleich von dir gesprochen wurde. Mit Beer ist es so eine Sache, ich kam ihm mit der alten Liebe und Herzlichkeit entgegen und erwähnte nichts. und auch er hat bis jezt kein Wort von unsrer Spannung gesprochen, es sieht so aus als ob wir die alten wären, aber mein reines Vertrauen ist dahin. Bärmann und besonders auch Vogler klagen erstaunt über ihn, sein Stolz und seine unsägliche Eitelkeit und Empfindlichkeit sind gleich groß, und werden ewig jeden von ihm zurükstoßen. Er behauptet meinen Brief den ich an Weber schikte noch nicht erhalten zu haben; es ist möglich. ich glaube aber er wird ihn ignoriren auch wenn er ihn erhält. Geschäfte habe ich natürlich in diesen 3 Tagen noch nicht machen können, dazu gehört etwas Zeit. überall werde ich gut aufgenommen, hab aber kaum den 4t Theil meiner Briefe bis jezt abgegeben. auch Haas noch nicht gesprochen und Treitschke. du fehlst mir an allen Ekken, so oft die Thüre aufgeht glaube ich du müstest herein kommen, und alle Augenblikke möchte ich dich um etwas fragen. Schreibe mir ja bald und viel. deinem verehrten Hause empfiehl mich aufs herzlichste. eben so bey Clams. der Wagen hat sich herrlich aufgeführt, und nur eine Schraube vom Koffer ist gebrochen. ich habe eben noch einige Zeilen an meine gute Victorine schreiben wollen, aber ich bin heute schon so überlauffen worden mit Besuchen daß ich nicht mehr dazu kommen kann. Sage ihr alles erdenkliche von mir, und daß Sie mir schreiben möchte welchen Tag Sie hier einzutreffen gedenkt, ich werde ihr dann schreiben wo sie absteigen soll. bis jezt habe ich noch nichts gefunden. Sorge ja für Sie lieber Bruder. an Jungs 1000 Grüße, und warum er mir das nicht geschikt habe?
Mein Concert wird wohl etwas weit hinausgeschoben werden.* wie geht es mit deiner Overture. Gehört habe ich hier, Figaro an der Wien, Vestalin im KärnterT: und Orpheus und Euridice im Kasperl*. vom ersteren bin ich am meisten erbaut bis auf die Tempos, alles übereilt.
nun adio Brüderl,
ich umarme dich innigst in Gedanken, und schreibe ja bald deinem treusten Bruder
Weber
Vergiß nicht nach meinen Briefen zu fragen.
Kärntner Straße No. 1080 im 3t Stok.
Apparat
Zusammenfassung
betr. Ankunft und Erlebnisse in Wien, Begegnung mit Vogler; Missklang mit Beer; Ankunft Victorine betr.
Incipit
„In Eile nur wenige Worte. Montag früh“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek (A-Wgm)
Signatur: Weber an Gänsbacher 24Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- am linken Rand der Adressenseite Echtheitsbestätigung von F. W. Jähns (Tinte): Eigenhändig von C. M. v. Weber.
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Nohl 1867, S. 220–224 (Nr. 23)
-
lt. Schnoor: Tauber, Margaretha, Musikerbriefe aus Wien, Wien 1947