Carl Maria von Weber an Matthias Rohde in Kassel
Prag, Samstag, 11. Mai 1816
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Ich muß mich schämen daß ich so lange nicht Ihren lieben Brief vom 13t März beantwortet habe. aber meine vielen Geschäfte und wandelbare Gesundheit hielten mich davon ab. Nach alle dem was Sie mir von Ihren Verhältnißen schreiben, ist mir Ihr Wunsch Kaßel zu verlaßen, unbegreifflich, das heißt in GeldHinsicht und Publikum. Leider ist bey uns in jeder Hinsicht nichts beßer, und wir laboriren auch an der wenigen Hoffnung beßerer Zeiten, besonders Rüksichtlich unseres Papier Geldes. Was Gastrollen hier betrifft so ist es kaum möglich diesen Sommer, gegenwärtig ist Mad: Gervais da*. dann Wohlbrük, Heurteur, Koberwein, Häser‡ und noch ein paar die ich nicht auswendig weis. daß ich wenn Sie kommen alles mögliche thun werde Ihre Wünsche zu erfüllen und Ihnen Ihren Aufenthalt angenehm zu machen, versteht sich wohl von selbst. nur muß ich bemerken daß ich Anfangs Juny nach Berlin gehe um meine Kantate auf die Schlacht von belle Alliance wofür mir der König die goldene Medaille geschikt hatT selbst aufzuführen. von da gehe ich nach Carlsbad und bin halben July wieder hier. Ende September verlaße ich aber die hiesige Bühne ganz, und gehe wieder auf Reisen. Hier haben Sie wenigstens einen kleinen Wegweiser zu Ihrem Planen, denn es wäre gar zu arg wenn Sie hieher kämen und ich wäre nicht da.
Das an H: KapellMst Guhr abgegebene Portrait hoffe ich dann durch ein beßeres das jezt in Berlin gestochen wird zu ersezzen.* Herzlich freue ich mich für meinen Theil darauf S‡ie zu sehen, mögen Sie nur gerade einen guten Zeitpunkt treffen, den ich leider jezt nicht voraus bestimmen kann.
Gott erhalte Sie gesund und froh und behalten Sie lieb Ihren Freund C.M.vWeber Prag d: 11t May 1816.
Apparat
Zusammenfassung
Reaktion auf Rohdes Wunsch, vom Kasseler ans Prager Theater zu wechseln; Reisepläne im Juni/Juli (Berlin, Karlsbad); Weber-Porträt für Carl Guhr
Incipit
„Ich muß mich schämen daß ich so lange nicht Ihren lieben Brief“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: 55 Ep 1680Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- Siegelrest und -loch
Provenienz
- im August 2014 über Antiquariat Lowenherz durch die Weber-Gesellschaft für D-B erworben
- 2014 bei Tamino Autographs, Item #: N1863-M2-3, online inkl. Faksimile
- Henrici Kat. 43 (14.-16. März 1918), Nr. 447
- laut Liste von Kaiser (vor 1918) im Besitz von Louis Koch, Frankfurt
- List & Franke, Auktion 26. Mai 1884, Nr. 1779 (ohne genaues Datum)
Themenkommentare
Textkonstitution
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„Häser“über der Zeile hinzugefügt
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„S“„s“ überschrieben mit „S“
Einzelstellenerläuterung
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„… Berlin gestochen wird zu ersezzen.“Gemeint ist die Aquatinta von Friedrich Jügel, die spätestens im November 1816 bei Schlesinger in Berlin erschien; das erwähnte ältere Porträt müsste der Punktierstich von Johann Neidl nach Joseph Lange von 1804 sein, der von Gombart vertrieben wurde.