Carl Maria von Weber an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien
Dresden, Freitag, 1. Februar 1822

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S: Wohlgebohren

Herrn von Mosel  

K: K: wirklichem Hofrathe und

ViceDirector der K: K: Hoftheater

zu

Wien

Wohlgebohrner Herr Hofrath!
Hochverehrter geliebter Freund!

Ein lieber Brief von Ihnen liegt noch zur Beantwortung vor mir. Obwohl ich nun mit großer Freude Ihnen zurufen kann daß bald ein dankbares Herz an Ihrem Theilnehmenden schlagen wird, kann ich doch die kleine Schuld nicht ungetilgt laßen.      wie werde ich aber je die große tilgen?      Nun, das will ich auch gar nicht, oder beßer gesagt, kann ich nicht. und einem Manne wie Sie Dank schuldig zu sein ist eine Freude und keine Last.

Bald werde ich also der gnädigen Frau talentvolle Hand küßen dürfen, die sich so gerne mit meinen Noten beschäftigt; und ganz neu wird mir die Gesangs Gabe Ihrer Fräulein Tochter sein.

Mit Rührung habe ich Ihre Schilderung des lezten Abends Ihrer Direktion gelesen*.      Wie wird das alles werden? und kann je aus diesem schwankenden Zustande – der eine Verpachtung immer bleibt – etwas Gutes für die Kunstpflege hervor gehn?

Während Sie so gütig waren, mir H: Dr. v: Haser zum Führer meiner Unterhandlungen vorzuschlagen, hatte H: Treitschke das Wort für die Administration nehmen müßen, und sich mir dabey wirklich mit einer Offenheit und Theilnahme bewiesen, die ich ehrend anerkennen muß.      Wir sind nun endlich aufs Reine.      die Bedingungen, die Sie durch Freund Treitschke wohl schon wißen werden, sind anständig, so wie die ganze Art der Unterhandlung.      Es ist möglich | daß ich, hätte ich recht markten wollen, noch mehr bekommen hätte. ich glaube auch wohl das R: mehr bekömt. aber dafür bleibt mir auch das Eigenthums Recht, und mich dem eben Genannten direkte gegenüber zu stellen widerstritt mein Gefühl.

d: 26 und 28t ist nun endlich auch hier der Freyschütz mit großer Theilnahme gegeben worden. und selbst das nie Gehoffte fand Statt. – daß er meinem Allergnädigsten Herren gefiel*.

Sollte man nicht billiger weise vor künftigen Arbeiten zittern, bei diesen vielen Erfolgen?

Spohr ist nach Kaßel gegangen. ich habe die Freude gehabt die Veranlaßung dazu sein zu dürfenT. Der Fall seiner Zemire und Azor in Wien*, hat mir sehr leid gethan.      Es ist ein so tüchtiger Künstler, und braver Mensch.

Die versprochenen 3 Hymnen hole ich mir nun selbst*. ich freue mich überhaupt recht darauf, viel von Ihnen zu hören.

Haben Sie Dank daß Sie meine Oper eines Plazes in Ihrer Samlung würdigten*, in solcher Umgebung muß ihr wohl sein.

Und nun für kurze Zeit ein herzliches Lebewohl. Meine gute Lina erwiedert mit herzlichkeit Ihre gütigen Grüße, und ich bin immerdar und stets mit gleicher Treue und Verehrung Ihr
liebender Freund
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

kündigt Reise nach Wien an, bedauert Ende der Direktion Mosels; berichtet über die Euryanthe-Verhandlungen, über Dresdner Freischütz-Aufführung und Anstellung Spohrs in Kassel

Incipit

Ein lieber Brief von Ihnen liegt noch zur Beantwortung vor mir

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung (A-Wn)
    Signatur: Autogr. 7/124-15

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest u. -loch
    • Vermerk von Mosel auf der Adressenseite: „No. 9.“
    • PSt: DRESDEN | 1. Feb. 22

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Schmid, Anton: „Briefe von Carl Maria von Weber... an Franz Edlen von Mosel“ in: WAMZ 6.Jg. (1846), S. 493

    Einzelstellenerläuterung

    • „… lezten Abends Ihrer Direktion gelesen“Seit 1. Dezember 1821 war Mosel nur noch Vizedirektor des Burgtheaters; als letzte Vorstellung unter seiner Direktion im Kärntnertortheater wurde am 30. Dezember 1821 der Freischütz gegeben.
    • „… er meinem Allergnädigsten Herren gefiel“Vgl. dazu auch den Tagebucheintrag vom 28. Januar 1822.
    • „… Zemire und Azor in Wien“Vgl. dazu auch Webers Briefe vom 3.(–8.) Januar 1822 an Treitschke sowie vom 12. Januar 1824 an Spohr.
    • „… hole ich mir nun selbst“Vgl. die Tagebuchnotiz vom 4. Februar 1822; gemeint sind die Drey Hymnen aus dem Trauerspiele Butes von Matthäus von Collin, erschienen in Partitur bei Steiner in Wien (VN: 3380); Rezension von Rochlitz in AmZ, Jg. 24, Nr. 40 (2. Oktober 1822), Sp. 645–649. Das Exemplar mit eigenhändiger Widmung Mosels an C. M. von Weber bot Richard Zeune 1864 in seinem Catalogue de Musique (S. 9, Nr. 223) zum Kauf an.
    • „… Plazes in Ihrer Samlung würdigten“Gemeint ist der laut Tagebuch am 20. November 1821 versandte Klavierauszug.

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