Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Wien, Freitag, 17. und Sonnabend, 18. Oktober 1823 (Nr. 15)
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Wenn andere spazieren gehn! da muß ich bei der | Ouver | Thüre stehn!* — — ja ja so gehts. Einmal muß es doch geschehn, und allemal ist mirs fatal. Kann ja kaum der Mukkin gute Nacht sagen, hab’s schon 2 Tage nicht gekonnt.
Nun, ängstige dich nur nicht. d: 15t bekam ich dein lieb Briefel No: 9, vom 9t und 10t und siehe da ich beendigte denselben Abend noch die Ofenthüre im Entwurf. Gestern früh ging ich sie mit Mosel durch. um 10-2 hatte ich Ouartett Probe, dann aß ich geschwind, und oxte ziemlich lange, wozu ich mir eine Güte mit geselchten Würsteln that die ich mir holen ließ. Heute war genau das-selbe Tagewerk wie Gestern. und die Hälfte der Ouv: ist instrumentirt, so daß ich mit Morgen Abend, und dem ganzen Sonntag, fertig zu werden hoffe. Schönes Wort‡.
Morgen habe ich die erste Sezz Probe im Theater.
Bei all dieser Fatigue, bin ich zum Verwundern gesund und munter. höchstens ein Stündchen Kopfweh. wenn ich aber kann, s‡chlafe ich nach Tische ein bischen zur Erholung. daß ich alle Einladungen abweise kannst Du denken. Die Mad: Bufieng* aus Hanover ist toll. Ein Kompliment und es wär nichts.
Die Grünbaum theilt den Enthusiasmus sehr. und nimmt sich vortrefflich.
Mäzze Namenstag habe ich richtig vergeßen. nun, er wird es nicht übel genomen haben. das war recht gescheid daß Du in LiederkreisT gegangen bist; thue nur dergleichen öfter. ich gehe aber jezt in Bett. bin sehr müde. Gott segne Euch + + +. gute gute Nacht.
d: 18t Abends. Nach einer Sezzprobe von 10 - ½ 4 Uhr*, bin ich todtmüde zu Tisch gegangen*. und eile jezt diese paar Worte abgehen zu laßen. gelt, geliebte Weibe du bist nicht böse daß ich nicht mehr schreibe, ich kann wahrlich nicht. muß mich jezt ein bißel aufs Bett legen um wieder Kräfte zur Ouverture zu sammlen. Es wird alles sehr gut gehen, und ich bin zum | erstaunen munter bei der Strapaze. Montag fangen die Orchester Proben an, und gehen fort bis zur Aufführung die noch auf den 25t festgesezt ist. Sei nur ganz beruhigt über alles. ich habe […]‡ es noch nie bei Proben so genau genommen als dießmal. und geht nicht alles vortrefflich so verschiebe ich die Vorstellung. Gegen 200 neue Kleider werden dazu gemacht. und wahrscheinlich Freytag das Theater geschloßen um eine Abend Probe machen zu können. Die Willfährigkeit von Seiten der Direktion und Mitglieder ist wirklich außerordentlich, und ich würde wirklich in Wonne schwimmen wenn die verdammte Chezy nicht hier wäre. so hat sie wieder ein Buch mit 1000erley kleinen Abänderungen zum Druk gegeben; wo es doch als Textbuch gelten muß. aber ich will mich nicht ärgern, und bitte dich ums Himmelswillen es auch nicht zu thun. ohne sie, hätte ich ja etwas anderes leiden müßen. ungetrübt eine Freude zu genießen erlaubt ja mein Stern nicht. Ich umarme Euch innigst, und voll der freudigsten Hoffnung in jeder Hinsicht.
Gott erhalte Euch gesund, + + + und behaltet lieb Euren treuen Carl.
alles Schöne an Roth pp
[im Kußsymbol:] Millionen
gute Bußen.
Apparat
Zusammenfassung
betr. Arbeit an der Ouvertüre und Proben; trotz großer Anstrengung ginge es ihm gut; über die Sorgfalt bei den Proben; äußert sich sehr zufrieden mit der Behandlung in Wien, nur die Chézy mache ihm Ärger, da sie ein Buch mit vielen Änderungen zum Druck gegeben habe
Incipit
„Wenn andere spazieren gehn! Da muß ich bei“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 170Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
- urspr. 1 DBl., Bl. 2 bis auf 2 cm Rand mit Siegelspur abgeschnitten
- Rötelmarkierung von Max Maria von Weber
Dazugehörige Textwiedergaben
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Reisebriefe, S. 48–49
-
tV: MMW II, S. 516–517 (nur Teil vom 18.10.)
Themenkommentare
Textkonstitution
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„… zu werden hoffe. Schönes Wort“vierfach unterstrichen
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„s“„S“ überschrieben mit „s“
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„[…]“gelöschter Text nicht lesbar
Einzelstellenerläuterung
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„… | Ouver | Thüre stehn!“Verballhorntes Zitat aus dem volkstümlichen Wiegenlied „Hab ich mir’s nicht längst gedacht“, in dem die Zeilen lauten: „Wenn andere spazieren gehn, | Muss ich an der Wiege stehn“.
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„… Du denken. Die Mad: Bufieng“Namenslesung unsicher. Die Hannoveraner Adressbücher für 1823 und 1826 kennen nur entfernt ähnliche Namensformen: Büchting, Büsing, Bürstinger. Möglicherweise beruht Webers Namensschreibung auf einer Verlesung von Caroline von Webers Brief, auf den er hier reagiert.
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