Carl Maria von Weber an Carl Graf von Brühl in Berlin (Fragment)
Dresden, Donnerstag, 27. Januar 1825
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Kontext
Absolute Chronologie
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- 1825-01-13: an Lichtenstein
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- 1825-01-30: von Prochaska
Korrespondenzstelle
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- 1824-09-01: an Brühl
- 1825-01-04: von Brühl
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- 1825-09-05: an Brühl
- 1825-09-01: von Brühl
[Entwurf:] An den Grafen Brühl pp
Empfangen Hochdieselben meinen‡ besten Dank für Ihre wohlwollenden Wünsche zum neuen Jahre, die ich gewiß mit der achtungsvollsten Innigkeit erwiedere.
Wenn ich nicht so schnell als es schiklich auf Ihr Verehrtes vom 4t huj: antwortete, so liegt meine Entschuldigung darin daß ich mit gar zu schwerem Herzen daran gehe Ihnen gegenüber verneinen zu müßen. Leider ist es aber‡ dießmal so.
[Original:] Es ist mir ganz unmöglich die Composition der Musik zu Makbeth zu übernehmen*. Erstlich, fehlt es mir wirklich an Zeit, da mich der Oberon ganz in Anspruch nimmt, und ich auch täglich einen Operntext von Paris erwarteT: die ewig verschobenen Pintos ungerechnet.
Zweitens, kann ich noch immer die Idee nicht los werden, daß es anmaßlich von mir sein würde, Reichardts Composition* nacharbeiten zu wollen. Drittens, ist die Arbeit selbst in meinen Augen so eine große Aufgabe, und kömt so in den Bereich derjenigenΔ Gattung der ich mich so bald nicht wieder nähern möchte, daß ich mich nicht mit der Freyheit der Begeisterung würde bewegen können, die dem RiesenGeiste des Dichters nur einigermaßen angemeßen erscheinen dürfte‡.
[…] gebohren, und befindet sich recht wohl.
Beruhigen Sie mich bald darüber, ob Sie mir böse sind oder nicht, ich brauche ja nicht erst zu versichern wie theuer Ihr Wohlwollen meinem Herzen ist.
Mit den treusten Wünschen für das Wohl Ihres hochverehrten Hauses, und in unbegränzter Achtung und Liebe
E. Hochgebohren
herzlichst ergebener
CMvWeber
Dresden d: 27t Januar 1825.
Apparat
Zusammenfassung
bedauert die Komposition einer Schauspielmusik zu Macbeth nicht annehmen zu können, da er Oberon vollenden müsse und einen französischen Operntext erwarte; zudem wolle er sich eigentlich in „dieser Gattung“ nicht mehr äußern
Incipit
„Empfangen Hochdieselben meinen besten Dank“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Joachim Veit
Überlieferung in 2 Textzeugen
-
1. Textzeuge: Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (XV), Bl. 85r -
2. Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: 55 Ep 1923Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S.)
- Fragment (unterer Teil eines zweiseitig beschr. Querblattes)
Provenienz
- Schenkung Ledderose (2019)
- Stargardt Kat. 602 (1973), Nr. 892 (Fragment)
Themenkommentare
Textkonstitution
Wiedergabe zu Beginn nach Entwurf, Fortsetzung nach fragmentarischem Original
-
„Empfangen Hochdieselben meinen“„Mit dem“ durchgestrichen und ersetzt mit „Empfangen Hochdieselben meinen“
-
„aber“über der Zeile hinzugefügt
-
„… nur einigermaßen angemeßen erscheinen dürfte“Entwurf endet hier, danach folgt Datumszeile
Einzelstellenerläuterung
-
„… Musik zu Makbeth zu übernehmen“Der Auftrag für die neue Schauspielmusik ging nach Webers Absage an Louis Spohr; vgl. den Kommentar zum Brief an H. Lichtenstein vom 13. Januar 1825.
-
„… mir sein würde, Reichardts Composition“Reichardts beliebte Musik zu Macbeth war in Berlin seit dem 28. Dezember 1787 in Gebrauch gewesen, war nun aber nicht mehr verwendbar, da sie auf der Übersetzung Bürgers basierte und zu der neuen von Spiker nicht passte; vgl. Brühls Brief an Spiker vom 14. November 1824, zitiert in: Weber-Studien, Bd. 7, S. 186 (Anm. 7). Laut AmZ wurde sie 1825 der Spohr’schen Ouvertüre und zur Handlung gehörigen Musik vorgezogen; vgl. AmZ, Jg. 28, Nr. 2 (11. Januar 1826), Sp. 24.
Lesarten
-
Textzeuge 2: „derjenigen“Textzeuge 1: „jener“