Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Dresden, Donnerstag, 13. Januar 1825
Einstellungen
Zeige Markierungen im Text
Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1825-01-13: an Müller
- 1825-01-04: von Brühl
Folgend
- 1825-01-27: an Brühl
- 1825-01-18: von Lichtenstein
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
- 1824-12-23: an Lichtenstein
- 1824-12-21: von Lichtenstein
Folgend
- 1825-02-24: an Lichtenstein
- 1825-01-18: von Lichtenstein
Deiner Liebe und Theilnahme, theurer Bruder, theile ich das frohe Ereigniß mit, daß meine Lina mir d: 6t Jan: Vormittag ½ 11 Uhr einen derben Knaben gebohren hat. Wir wünschten sogleich aus Grund des Herzens deiner geliebten Victoire eine eben so glükliche Stunde*, denn alles gieng bis jezt so vortrefflich daß wir dem Himmel nicht genug danken können. Lina stillt selbst, und der Bengel ist schon ein recht Milchjgel. Er heißt Alexander Heinrich Victor Maria. —
d: 30t Xb habe ich endlich von London den 1t Akt des Oberon erhalten, der mir sehr wohl gefällt. die Verse sind musikalisch und fließend, das ganze auf Pracht berrechnet. der Dichter heißt Planché. Was hilft mir aber 1 Akt, da man mir nicht einmal den Plan des Ganzen mitgeschikt hat. Es ist also auf jeden Fall unmöglich fertig zu werden. ich habe dieß auch sogleich an Kemble geschrieben und vorgeschlagen das Ganze um ein Jahr zu verschieben. wollen nun sehen wies wird.
Wolf hat mir eine allerliebste kleine Oper geschiktT. an Beschäftigung fehlt es mir nun also nicht. Brühl verlangt von mir die Musik zu dem neuen Spiker Shakspearschen Makbet. ich habe aber weder Zeit noch Lust dazu*. ist immer ein undankbares Geschäft, und scheint mir sogar der jetzigen Stellung der Dinge in Berlin gemäß, fast unschiklich für mich, es zu thun.
So viel für heute. Lina grüßt Euch innigst mit mir. Geht hin und thut desgleichen.
Mit treuer Liebe
dein
Weber.
Dresden d: 13t Januar 1825.
Apparat
Zusammenfassung
zeigt Geburt Alexanders an und erwähnt Zustimmung zum 1. Akt Oberon; da der Plan des Ganzen aber noch fehle, hat er Kemble eine Verschiebung der Aufführung auf 1826 vorgeschlagen; erwähnt Übersendung einer Oper von Wolff und Brühls Anfrage wegen einer Schauspielmusik zu Macbeth; für Berlin möchte er jedoch z. Zt. nichts schreiben
Incipit
„Deiner Liebe und Theilnahme, theurer Bruder, theile“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
Signatur: PB 37 (Nr. 68)Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- PSt: DRESDEN | 13. Jan. 25
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 387
-
Rudorff 1900, S. 222–223
Themenkommentare
Einzelstellenerläuterung
-
„… eine eben so glükliche Stunde“Ernst August Wilhelm Lichtenstein wurde am 10. Januar 1825 geboren.
-
„… weder Zeit noch Lust dazu“Nach Webers Absage erteilte Brühl am 4. April 1825 Louis Spohr den Auftrag, die Schauspielmusik zu schreiben, der sie bereits im Mai nach Berlin sandte; vgl. Wilhelm Altmann, Spohrs Beziehungen zur Generalintendantur der Königl. Schauspiele zu Berlin, in: Neue Zeitschrift für Musik, Jg. 71, Bd. 100, Nr. 11 (9. März 1904), S. 199f. Die Premiere in Berlin am 15. Dezember 1825 besuchte auch Weber (vgl. Tagebuch). Ab der 1. Wiederholung (18. Dezember 1825) sind auf dem Theaterzettel zusätzlich Zwischenaktmusiken von Lindpaintner angezeigt; vgl. Weber-Studien, Bd. 7, S. 237.