Carl Maria von Weber an Carl von Hessen-Kassel
München, Sonntag, 17. November 1799

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Durchlauchtigster Prinz.
Mein gnädigster Fürst und Herr!

Mein von Kummer und Sorgen Tief gebeugter Vater hat mir von Kindesbeinen an unaufhörlich die Großen Gnaden, so Er von Ihro Hochfürstlichen Durchlaucht genoßen, tief eingeprägt, und mich fleißig errinert, in meinen Täglichen Gebet für das Höchste Wohl Euer Durchl: und Dero ganzes Durchlauchtigste Haus den Allerhöchsten anzuflehen.

Mein Gnädigster Printz! ich bin noch ein Knabe von zwölf Jahren, und habe mich mit großem Fleiß der ZeichnungsKunst, der Malerey – Musik – | und Erlernung fremder Sprachen gewiedmet, und bin dahero so frey, Euer Durchl: einen kleinen Beweis Von meiner Höchstdenenselben in tiefster Erfurcht gewiedmeten Arbeit, in der Aus dem Französischen ins Deutsche gebrachten Uebersetzung Die drey ursprünglichen Karaktere des Menschen oder die Schilderungen des Kalten, des Warmen und des Lauen. in tiefster unterthänigkeit zu Füssen zu legen.      von Ew: Durchl: habe ich in der Heil: Taufe Höchst Dero gloreichen Name Carl, erhalten, und wage dahero die fusfälligste Bitte, mir als Höchst Ihro unwürdigem Pathe eine kleine gnädigste Unterstüzung in Höchsten Gnaden zufließen zu lassen. Nothgedrungen muß ich diese unterthänigste Bitte wagen, da mein guter Alter Vater bey diesen gar erbärmlich elenden Zeiten nicht im stande ist, mir weiter fort zu helfen, und doch ewig schade wäre, wenn ich das mir von Gott verliehene gute Talent wegen Mangel an Hülfe sollte vergraben müßen. Die bekannte große Milde und Gnade, so Ew: Durchl: so vielen Nothleidenden im stillen zufliesen laßen, läst | mich auf gnädigste Erhörung hoffen, damit mein armer Vater, der seine Einzige bisherige Erhaltung Höchst Dero Gnade Ewig zu verdanken hat, in Stande gesetzt werden möge, meine mir im Unterricht so nöthige Meister bezahlen zu können, um dereinst auch mein Stückchen Brod nothdürftig verdienen zu können.      Der Höchst. Seel: Churfürst Carl Theodor hat meinen Vater, in Ansehung derselbe in seiner Jugend in Höchst de[s]selben Militär bis zum Brigade–Major gedient, zum TitulärMajor von der Suite, aber leider ohne einen Heller Einkünfte ernannt. wir leben bey dieser Jammervollen Theurung sehr kümmerlich und Elend, und nur die Höchste Gnade Ew. Durchl: schützt uns vor dem äussersten Mangel, in tiefster Unterthänigkeit ersterbend.

Ew: Hochfürstlichen Durchlaucht etc. München den 17ten Nov: 1799. Unterthänigster Knecht
Karl v: Weber.
Wohnhaft bey dem Kalter Eker Bräu* über 3
Stiegen bey meinen Vater.

Apparat

Zusammenfassung

schickt seinem Taufpaten einen von ihm selbst aus dem Französischen übersetzten Text mit der Bitte um finanzielle Unterstützung, seinen Unterricht weiter bestreiten zu können

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Rüdiger Scherping

Überlieferung

  • Textzeuge: Kopenhagen (DK), Archiv des Dänischen Freimaurerordens
    Signatur: B II, I, l

    Quellenbeschreibung

    • 3 b. S.
    • mit Anlage (7 b. S.) in fremder Handschrift

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Weberiana Heft 33 (2023), S. 89–100

    Einzelstellenerläuterung

    • „… bey dem Kalter Eker Bräu“Im Erdgeschoss des Gebäudes befand sich das Kaltenegger Bräuhaus, das Brauhaus von Anton Amesmair, der im 1. Stock wohnte.

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