Vincent Weyrauch an Gustav Friedrich Wilhelm Großmann in Hannover
Meiningen, Samstag, 10. April 1790

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Verehrungswerther Herr Großmann!

Ihr lezter Brief kam mir unerwartet aber der heutige vom 4. Aprill weit mehr – der Himmel gebe daß ich Ihnen und den Ihrigen mit meinem Eifer und Bereitwilligkeit so dienen kann als ich wünsche – Meinen innigsten Dank an Tag und Mann zu bringen erspar’ ich bis ich bey Ihnen bin. Die Mama Großmann hat also für Ihren ergebenen Sohn so gesorgt? Dank Ihr und der Hand die es gab. Aus meinem lezten werden Sie gelesen haben daß wir noch gesinnt sind für Uns und sämtℓ Mitglieder 3. Vorstellungen zu geben – diese sind künftige Woche – dann soll mich nichts abhalten zu Ihnen so geschwind als möglich zu eilen. Den 20: Aprill: geh’ ich von hier mit dem Nürnberger Boten bis | Braunschweig – von da nach dem lieben Hannover – kann daher 25 oder 26: dieses bey Ihnen meine 1e Aufwartung machen – Hiebey folgt das verlangte Rollen Verzeichnüß –

Sobald meine Frau sich von der Reise erholt haben wird wird Sie nicht ermangeln in Ihrem Zimmer eine Probe Ihrer wenigen Singkunst abzulegen – Bis dahin verbleiben wir Ihre Dankbahre Dieners Vinzent & Jeanette Weyrauchmp

Neuigkeiten von hier sind: Carl Stamiz der sich seit vorigen Sommer in Cassel aufhielt ist gestern hier mit seiner Familie angekommen – hatt sich bey Uns melden lassen und erzählte folgendes: Daß Hℓ: v Jasmund ihm viel versprochen und nicht das mindeste gehalten – schimpft daher gewaltig auf ihn – Santorini Toscani und Neuhaus sind Schuldenhalber arretirt auf 4. hundert Thaler sollen sich dieselben belaufen. | 16. Zentℓ: alleine sind sie Talch an Hof Mezger schuldig && ob der Mann nicht seine Nachrichten übertreibt steht dahin – Sie werden wohl die Verfassung der Hℓ: Casselaner am besten wissen da Hℓ: v Jasmund bey Ihnen war – Er bestätigt die Nachricht – daß Sie Cassel haben – Mad: Laufer soll schon nach Tyrol abgegangen seyn – Verzeihen Sie wenn ich Sie bitte mit Cassel auf Ihrer Hut zu seyn – Cassel ist nicht mehr der Ort wie er war als Sie bey Lebzeiten des vorigen Hℓ: es angetroffen – Jassmund ist ein guter braver Herr – aber er hatt leider den Fehler – daß er viel verspricht und – doch Sie werden das wohl wissen besser als ich – daher bitt ich nochmahl um Vergebung daß ich mich unterstand Ihnen so was zu schreiben – s Publicum alldort ist nicht so gut und anhänglich wis Hannövrische sieht zwar gerne was neues – aber Armuth in allen Eken – Oekonomie am Hof die | dem Geize mehr gleicht als ein Ey dem andern. Ich nehme die Tour über Braunschweig – um nicht Zeuge des Mischmasches zu seyn – Aufhalten möcht ich mich wohl auch – folglich ist besser ich reise um bald an den Ort meiner Ruhe zu kommen –
Stamiz will hier eine Oper seiner Arbeit aufführen – ich werdes nicht eingehen und wenn ich würklich was profitiren könnte – denn ich bin froh daß ich von dem Liliputer Hof einmahl erlößt bin –

Leben Sie wohl empfehlen Sie mich und mein Weib Ihrer Frau Gemahlin – ich unterschreibe mich nochmal und stets als Ihrenbereitwilligsten und dankbarsten
Diener und Freund
Weyrauchmp

Apparat

Zusammenfassung

sieht dem Engagement bei Großmann in Hannover mit Freude entgegen, denkt 25./26. April einzutreffen, fügt sein Rollenverzeichnis bei und berichtet über Theater-Neuigkeiten in Meiningen

Incipit

Ihr lezter Brief kam mir unerwartet

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Universitätsbibliothek Leipzig (D-LEu), Sammlung Kestner
    Signatur: I/C/II/444, Nr. 13

    Quellenbeschreibung

    • 2 Bl. (4 b. S.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Weberiana 14 (2004), S. 59 (Auszug)

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