Wilhelm zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein an Carl Graf von Brühl in Berlin
Berlin, Freitag, 25. Januar 1828

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Ministerium des Königlichen Hauses No 204.

Ew: Hochgeboren beehre ich mich auf Ihre Zuschrift vom 23sten d: M: ganz ergebenst zu erwiedern, daß die Festsetzung des Zeitpunkts, wenn die Oper: „Oberon“ aufgeführt werden soll, kein Gegenstand ist, worüber eine Bestimmung des Ministeriums erfolgt; nachdem von Seiten des letzteren Alles geschehen ist, um die Aufführung jener Oper zu befördern, namentlich auch den von Weberschen Erben ein höheres Honorar, als sie erwarteten, bewilligt worden, muß ich das Weitere lediglich anheim stellen. Wenn ich mich in meinem letzten Schreiben für die baldige Aufführung ausgesprochen, so ist dies ganz vorzüglich aus dem Grunde geschehen, damit die unwahren leidenschaftlichen Fabeln aufhören, welche man über diese Angelegenheit verbreitet hat*.

Was die Kosten der Ausstattung anbetrifft, so ersuche ich Ew: Hochwohlgeboren, sich darüber mit dem Curatorium zu verständigen; nur die Bemerkung füge ich hier bei, daß, wenn die Oper einen so ausgezeichneten inneren Werth hat, als behauptet wird, eine besonders prachtvoll Ausstattung ein zahlreiches Publikum nicht anziehen wird; überdies hat der Umstand, daß man durch verschwenderische Pracht die Schau-Lust des Publikums zu sehr gereizt und erhöht hat, das Theater hauptsächlich in seinen gegenwärtigen Zustand versetzt.

(gezeichnet) WFzWittgenstein.

An den General-Intendanten der Königl: Schauspiele pp
Herrn Grafen von Brühl Hochgeborn

Apparat

Zusammenfassung

die baldige Aufführung des Oberon ist vor allem geboten, um die negative Presse-Berichterstattung zu beenden; fordert Brühl auf, sich wegen der Kosten mit dem Kuratorium zu verständigen; wenn die Oper sich durch einen so besonderen inneren Wert auszeichne, werde das Publikum nicht durch die prachtvolle Ausstattung angezogen; durch verschwenderische Pracht werde die Schaulust zu sehr gereizt

Incipit

Ew: Hochgeboren beehre ich mich auf Ihre Zuschrift vom 23sten d: M: ganz ergebenst zu erwiedern

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ms. theor. 1018, Bl. 90

    Quellenbeschreibung

    • Kopisten-Abschrift für Brühls Acta Privata zum Oberon

    Einzelstellenerläuterung

    • „… über diese Angelegenheit verbreitet hat“Karl August Varnhagen von Ense notierte dazu am 6. Februar 1828: „Herr Graf von Brühl will seine Tadler zum Schweigen bringen, er bestürmt den Polizeiminister mit Beschwerden und Gesuchen. Schon hat Herr von Schuckmann den Zensoren anbefohlen, auch in bloß litterarischen Blättern nichts mehr über die Sache des ‚Oberon‘ zum Druck zu erlauben.“; vgl. Karl August Varnhagen von Ense, Blätter aus der preußischen Geschichte, Bd. 5, Leipzig 1869, S. 28f. Besonders in dem von F. Förster und W. Häring redigierten Berliner Conversations-Blatt waren mehrere Beiträge speziell zur Oberon-Thematik erschienen, wobei der Text „Oberon und der Windmüller in Potsdam“ besonderen Ärger bereitete, wie Varnhagen (ebd., S. 29) in diesem Zusammenhang kolportiert: „das Blatt war schon gedruckt, da kam der Oberhofmeister von Schilden eiligst zum Verleger Herrn Schlesinger, und bat ihn, wenigstens dem Könige das Blatt nicht mit den übrigen zu schicken, und so blieb es wirklich aus dem Exemplar, welches der König von dieser Zeitschrift zu empfangen pflegt, heraus.“

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