Helmina von Chézy an Amadeus Wendt in Leipzig?
Dresden, Sonntag, 13. Juli 1823
Einstellungen
Zeige Markierungen im Text
Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1823-07-05: an Weber
- 1823-07-02: von Castelli
Folgend
- 1823-07-16: an unbekannt
- 1823-07-29: von Nostitz und Jänckendorf
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
- 1822-03-01: an Wendt
Folgend
Theurer Freund!
Die Novelle* liegt halb durchgearbeitet auf meinem Tische, ich hatte sie erst seit etwa 8 Tagen u schreckliche Hinderung durch fatale Gewitterluft‡, doch Sie bekommen Sie nun baldigst. Der Sendung lag ein Wechsel 30 Th. auf Arnold bey, den dieser zu Michaelis erst annimmt, doch das schadet nicht. Vielleicht haben Sie, theuerster Freund, die Gelegenheit H. Gleditsch* diesen Umstand nächtens zu melden Arnold‡ wünscht es. Da ich erst heut 13 um 3 1/2 Ihren lieben Brief erhalte, so ist es unmöglich daß ich Ihnen Morgen schon die Novelle schicke, denn heut geht keine Post mehr.
Recht herzlich bitte ich Sie, mein gütiger Freund, mein Theater Interesse bey H: Küstner mit Macht zu betreiben. Ich bin ja doch keine von den Anfängern, an die man zuletzt denkt, u glaube einige Anerkennung im Voraus schon wegen‡ der‡ Euryanthe zu verdienen. Ich will Ihnen von ganzer Seele gern gefällig seyn, wo ich weiß u kann, wenn mir das möglich seyn sollte, Z. B. daß ich es Ihnen vorzugweise‡ zuschicke, wenn ich wieder etwas, wie die Bertha* fertig haben sollte. Es ist seither wenig mit den Novellen geworden. Sie werden | mich nun auch in dem Frauentaschenbuch u wie ich hoffe in der Penelope finden, in die Cornelia mußte ich etwas einsenden*. Doch ziehe ich beide genannten Arbeiten vor. Stoffe habe ich über viel, u jeder auf eine Weise, wie mich dünkt wohl aufgefaßt, doch mir fehlt Ruhe u Zeit sie durchzuarbeiten, u die Novelle will gehandhabt seyn.
Nicht Baden, nicht Aachen, ein Seebad werde ich bereisen, Rügen, Dobberan oder Cuxhaven Es würde mich freuen Ihnen von dortaus irgend etwas Angenehmes erweisen zu können. Ich muß in der letzten Woche dieses Monats fort. Ist es Ihnen möglich mir in diesen Tagen noch Entscheidung zu verschaffen, so bitte ich inständigst darum, Sie verpflichten mich sehr. Beide Arbeiten sind gefällig, die erstere tüchtig‡, u die Kleine hat mehr Glück als ich für das schnellgelungene kleine Stück gehofft, nämlich sie wird überall | dankbar aufgenommen.
[…]
Seyn Sie mir herzlichst gegrüßt! Helmina Chezy d. 13 Julius 1823.
Apparat
Zusammenfassung
erbittet ihre Interessen bei Küstner zu vertreten
Incipit
„Die Novelle liegt halb durchgearbeitet auf meinem Tische,“
Generalvermerk
Der Brief ist nicht adressiert, kann aber aufgrund seines Inhalts mit hoher Wahrscheinlichkeit Amadeus Wendt zugeordnet werden.
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Schreiter, Solveig
Überlieferung
Textkonstitution
-
„durch fatale Gewitterluft“über der Zeile hinzugefügt
-
„schon wegen“„für“ durchgestrichen und ersetzt mit „schon wegen“
-
„er“„ie“ überschrieben mit „er“
-
„vorzugweise“über der Zeile hinzugefügt
-
„gefällig, die erstere tüchtig“gelöschter Text nicht lesbar
-
„tüchtig“unsichere Lesung
Einzelstellenerläuterung
-
„… Die Novelle“Höchstwahrscheinlich die Novelle Der Zauberspiegel, die 1824 im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen, hg. von Amadeus Wendt in Leipzig bei Johann Friedrich Gleditsch (S. 242–272) erschien.
-
„… Freund, die Gelegenheit H. Gleditsch“Vermutlich ist hier der Verlag Gleditsch in Leipzig gemeint, der ab 1805 von Carl Friedrich Enoch Richter geführt wurde.
-
„… wieder etwas, wie die Bertha“Die Novelle Die Zeit ist hin, wo Bertha spann, erschienen (S. 219–270) im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen (s.o.) 1822.
-