Friedrich Rochlitz an Carl August Böttiger in Dresden
Leipzig, Sonntag, 22. April 1827

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Hoffentlich sehe ich Sie, theurer Freund, bald in Leipzig, und gewiß sehen Sie mich hernach in Dresden, wo wir uns gegenseitig mittheilen können, was besser gesprochen, als geschrieben wird. Dies Blatt soll nur, was beyliegt, begleiten. Aus treuer Liebe zu unserm Weber habe ich über seinen Oberon geschrieben; und nur aus dieser. So gut ichs irgend vermag, jetzt, kaum genesen, und in der Nähe des Krankenlagers meiner Frau, die lebensgefährlich darnieder lag – habe ichs gemacht. Wenn Sie es gelesen haben – lesen Sie es anders – und wenn Sie glauben, es werde der Wittwe Webers wohlthun: so theilen Sie ihr es mit. Nützen wird es ihr und ihren Kindern gewiß. Sie, mein Freund, kommen auch darin vor: das mußte seyn. Aber zanken sollte ich, daß Sie in jenem Aufsatz über Webers Oberon in der allgemein. Zeit. mich als Verf. eines gewissen andern, von mir nicht unterzeichneten Blattes der hiesigen musikalischen Zeitung* kenntlich machten – freylich mit Grund – und mir damit eine Hetze mit Wiener Herrschaften, | denen darin die Wahrheit derb gesagt worden war, zugezogen. Allein, ich weiß wohl: das ist Ihre Schoossünde; und sie hat eine so herzensgute Unterlage, daß das Zauberwort nicht über die Lippen geht, und man, um den ganzen lieben Mann zu haben, diese Sünde mit drein nimmt.

Gebe Gott, daß wir einander, besonders in Dresden, ziemlich gesund sehen; sonst, fürcht’ ich, kann ich nicht mehr tragen. Mit allem Andern, was wir einander sind und seyn können, wird sichs dann finden.

Grüßen Sie, von wem Sie glauben, daß er von mir gegrüßt seyn wolle. Darunter kann aber (ich weiß nicht, warum) Theodor Hell nicht mehr seyn, indem er um Ostern lange hier, und überall, gewesen ist, aber, seiner frühern verbindlichen Briefe ungeachtet, nicht einmal mein Antlitz hat sehen mögen.

Wie der große Zusammenfluß hoher Herrschaften jetzt in Leipzig, noch weit mehr aber die, in hoher Bildung vollendete | Willkür im Mittelpunkt derselben, von wo Alles ausgeht, so Vielerley umkehrt, und was dies in seinen Nachwirkungen zurücklassen möchte: das mögen und werden Ihnen Andere schreiben.

Nur Eins schreibe ich: Gott erhalte unser sächsisches Fürstenhaus; aber nicht blos in seinen Personen! —      Von HerzenIhrRochlitz.

Apparat

Zusammenfassung

Hofft, ihn in Leipzig oder Dresden bald zu sehen und schickt ihm seinen Oberon-Aufsatz, der gerade in der AmZ erschienen ist und überlässt es ihm, ihn ggf. Frau von Weber zu zeigen.

Incipit

Hoffentlich sehe ich Sie, theurer Freund, bald in Leipzig

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. H.37,4°, Bd. 171, Nr. 42

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „andern“über der Zeile hinzugefügt
  • Gioachimosic!
  • „ge“durchgestrichen
  • „frühern“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… Blattes der hiesigen musikalischen Zeitung“Gemeint ist Rochlitz’ anonym publizierte Stellungnahme zu Lettera del Professore Carpani sulla Musica di Gioachimo Rossini (Rom 1826), in AmZ, Jg. 28, Nr. 49 (6. Dezember 1826), Sp. 797–809.

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