Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Salzburg
Prag, Sonntag, 4. Juli 1813

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend


Korrespondenzstelle

Vorausgehend

Folgend

S: Wohlgebohren

Herrn Johann Gänsbacher

berühmten Compositeur

dermalen

zu

Salzburg

in der Leopolds

kron bey S: Exellenz

dem Grafen von

und zu Firmian

Geliebter Bruder!

Heute hatte ich den ganzen Vormittag dazu bestimmt dir eine recht lange Epistel zusammen zu schmieren, und nun bin ich von so vielen Menschen überlaufen worden, daß ich mit Noth vor Abgang der Post, noch diese paar Zeilen zusammenkrazzen kann. deinen Brief vom 22t Juni habe ich d: 30t erhalten.      den 6t hatte ich an dich geschrieben durch Passi und d: 23 ich selbst. hast du denn diese nicht erhalten?      deine Freude mit Papa Vogler muß groß gewesen seyn, hätte ich nur auch dabey sein können*.      Von Dölle ist unterdeßen ein Brief gekommen*, und die Sache wieder in OrdnungT, du brauchst ihm also gar nicht, oder hieher zu antworten.      D moll grüßt dich herzlichst, hat deinen lezten Brief noch nicht erhalten, und klagt sich selbst an dir noch nicht geantwortet zu haben, will aber alles wieder einholen vom Lande aus, wo man in 14 Tagen wieder hingeht. ich bin alle andern Tage einmal da, und da wird was ehrliches gesungen, gespielt, und von dir gesprochen. Es ist ein interreßantes Wesen, und hast du mir nicht zu viel davon gesagt.      Jungs grüßen dich, und laßen dir sagen, Sie wollten eigentlich gar nichts mehr von dir hören da du noch nicht eine Zeile an Sie geschrieben habest.      ich habe viel Verdruß mit dem Orchester. ich bitte dich sogleich in Salzburg wenn ein gutes Subject da ist, das Lust hat sich hier zu engagiren, mit ihm zu sprechen, es sey welches Instrument es wolle, daß es sogleich an mich schreibt und seine Bedingungen einschikt, ich muß mir den Rükken dekken, da einige Kerls rasende Prätensionen machen, und sich darauf stüzzen daß wir Niemand anderes hier haben. Aber so schnell wie möglich, hörst du?, es ist keine Zeit zu verliehren, denn im August muß alles beysammen seinT.      du schreibst gar nichts, wie lange du noch in Salzb: bleibst, ob die Hoffnung dich bald wieder zu haben, nicht bald winket, was du arbeitest pp. ich thue nichts, das heißt, correspondiren. übrigens bey Gott genug, und mehr als ich sollte, für meine Gesundheit.

Lebe wohl lieber Br: schreibe bald wieder. Empfehle mich deiner Casa aufs beste. und allen Bekannten, und behalte lieb deinen ewig treusten Bruder vWeber.

Viel Schönes von Liebichs
Brede, Bayer, Löwe pp

Apparat

Zusammenfassung

erkundigt sich nach Eintreffen seiner Briefe; über gemeinsame Bekannte; bittet ihn, sich nach „Subjekten“ für sein Orchester zu erkundigen, da er große Mühe damit habe

Incipit

Heute hatte ich den ganzen Vormittag dazu bestimmt

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek (A-Wgm)
    Signatur: Weber an Gänsbacher 28

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • am linken Rand der Adressenseite Echtsheitsbestätigung von F. W. Jähns (Tinte): „Eigenhändig von C. M. v. Weber.“

    Einzelstellenerläuterung

    • „… nur auch dabey sein können“Bei seiner Durchreise von Wien nach München besuchte Vogler vom 10. bis 13. Juni auch Salzburg, wo er am 12. Juni 1813 ein Concert spirituel in der Kirche St. Peter gab; vgl. u. a. Wiener allgemeine musikalische Zeitung, Nr. 29 (17. Juli 1813), Sp. 451f. sowie Gänsbachers Brief an Gottfried Weber vom 24. Juni 1813.
    • „… ist unterdeßen ein Brief gekommen“In Webers Tagebuch ist der Brief (Verbleib unbekannt) nicht erwähnt.

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.