Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Berlin, Dienstag, 18. Juni 1816 (Folge 1, Nr. 4)

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An

Mademoiselle

Carolina Brandt

Mitglied des Ständischen Theaters

zu

Prag

Mein geliebter theurer Muks!

Ich habe kaum so viel Zeit, Dir zu schreiben, daß ich keine Zeit habe dir zu schreiben.      Da du aber in Sorgen sein könntest wenn ein Posttag ohne Brief von mir vergienge, so will ich Dir wenigstens sagen daß ich wohl und gesund bin, und heute Abend* hoffentlich alles gut gehen wird.      Vor allem laße dir ein herzliches Belobungsdekret ausfertigen für dein brav sein, und deinen lieben Brief No: 2 vom 8.–11. huj. nebst Einschluß von Apiz, den ich herzlichst grüße und nächsten Posttag antworten werde. – Es ist mir unmöglich dir zu beschreiben wie wohlthätig es auf mich würkt, wenn ich so sehe und hoffen darf, daß du ruhig, gefaßt, heiter und richtig in die Welt blikst, und so die glüklichste Zukunft herbey führen kannst. Gott erhalte dich dabey.

Auch ich bin Gewiß recht brav; und freue mich herzlich darauf daß du den Eisenkopf besiegen willst, ach lieber Mukkel was will ich froh sein, wenn du den auch herumkriegst. /: wozu er, – unter uns gesagt – den besten Willen und Anlagen zeigt :/

Man fühlt also in Prag meine Abwesenheit im Theater, nun es schadet nichts. – Kystings grüßen dich herzlich, und ich hab schon das freundliche Zimmer gesehen das für dich bestimmt ist*. Die Gestrige [Hau]ptProbe ist herrlich gegangen, und der Enthusiasmus des Orchesters außerordentlich. Zu Ende legten alle die Instrumente hin, und applaudirten und schrieen, umarmten und küßten mich. wollen nun sehen wie es heute Abend geht.      Es sind viele Bälle, Diners und Souppèes überall, das kann der Einnahme Schaden thun. Wie Gott will.      Der Tag meiner Abreise ist noch nicht bestimmt, ich glaube aber d: 25 oder 26t abzureisen, nach Karlsbad, dann bin ich meiner Lina schon um so viel näher.

     

Nun lebe wohl lieber lieber Muks, schreibe mir hübsch fleißig nach Karlsbad Post restant, damit ich viel von dir zu lesen finde. und sey nicht böse daß ich mich heute so kurz faßen muß. Grüße an die Mutter und alle Freunde (?)
denke heiter und gesund an deinen ewig treuen Carl. Millionen Billionen Bußen.

Apparat

Zusammenfassung

Privates; berichtet von der Hauptprobe der Sieges-Kantate; will am 25. oder 26. Juni nach Karlsbad weiterreisen

Incipit

Ich habe kaum so viel Zeit, dir zu schreiben

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A a 1, Nr. 17

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • auf der Versoseite am unteren Blattrand Vermerk von Jähns: „Carl Maria von Weber an seine Braut. Eigenhändig.“

    Provenienz

    • vermutlich zu jenen 60 Weber-Briefen gehörig, die Max Maria von Weber Anfang 1854 an Friedrich Wilhelm Jähns verkaufte; vgl. Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, hg. von Karl Koetschau, Dresden 1906, S. 403

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Muks, S. 231–232

Textkonstitution

  • „… besiegen willst, ach lieber Mukkel“dreifach unterstrichen
  • „… . Die Gestrige Hau ptProbe“Textverlust durch Siegelausriss

Einzelstellenerläuterung

  • „… gesund bin, und heute Abend“Webers Konzert, in dem die Kantate Kampf und Sieg gegeben wurdeT.
  • „… das für dich bestimmt ist“Beim nächsten Berlin-Besuch (ab Herbst 1816) reiste Weber gemeinsam mit Caroline Brandt an, die ein Zimmer beim Ehepaar Kisting bezog; vgl. den Tagebucheintrag vom 13. Oktober 1816.

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