Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Frankfurt (Main), Montag, 20. Februar 1826 (Nr. 4)
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station.
Mit Gottes Hülfe sind wir Gestern Abend um 9 Uhr glüklich und wohlbehalten hier angekommen. in Buttlar hatte ich schlecht geschlafen, und viel gehustet, hingegen heute Nacht vortrefflich bis früh 8 Uhr und gar nicht gehustet. er hat seine Kapricen der Mosje Husten, komt und geht ohne besondere Ursache. ich wollte ich wäre ihm ganz fatal, und er‡ verließ mich auf immer. Ich kann dir nicht genug sagen, meine geliebte Mukkin welche unbeschreibliche Sehnsucht ich nach dir habe, und überhaupt nach Hause. wie ich vorhin dem Max sein Bild begukte*, mußte ich recht an mich halten. in der Ferne ist so ein Bild doch eine rechte Freude. in Dresden machte ich mir gar nichts draus, und ich bereue es recht dich nicht auch haben mahlen lassen. ich dächte du ließest dich von Schreuel in Miniatur mahlen und überraschtest mich damit, ich würde eine kindische Freude haben. Heute ist nun Rasttag. und deßen bin ich herzlich froh, denn obwohl es unmöglich ist bequemer zu reisen, so wird das Blut doch so erhizt, daß man froh ist ein wenig ruhen zu können. Morgen geht es dann in Gottes Namen weiter nach Paris. Worauf ich mich unendlich freue, weil ich dort endlich Nachricht von dir zu erhalten hoffe. Weber und Hoffmann sind noch nicht hier, und aufrichtig gesagt, ich wollte sie kämen gar nicht*, damit ich ganz in meiner Sauce bleiben könnte.
Fortis Benefiz ist verschoben*, und dafür heute der alte Tancredel, wo eine Mlle: Schlößer singt*. nun, das werden wir mit anhören. Von hier aus gebe ich nun meine gesiegelten Briefe nach London und Paris auf die Post, und allen Douanen Unannehmlichkeiten auszuweichen, schikte der Christiane ihre Pension, und so geht der Tag mit mancherley kleinen Geschäften hin. Bey Euch ist nun auch schon lange alles in Ordnung. ihr habt gefrühstükt, und die Buben sind gestriegelt und gepuzt. ich habe einen vortrefflichen Bart abzusäbeln, denn zwei Tage vor meiner Abreise hatte ich mich zum leztenmale rasirt. O! das Reisen hat auch seine schönen Seiten, [die sel]bst‡ die Prinzeßin von Navarra nicht alle kannte*. Wenn [ich nur er]‡st Nachricht von einem dritten hätte, wie es dir geht und ob du brav bist. der gute Roth der mir überall fehlte, fehlt mir auch hier sehr; so eine liebevolle Polizei ist bei dir gar zu nothwendig, und ich bin dann beruhigt wenn ich die Wahrheit weiß, die du mir doch immer ein bißel verschönerst. in dem Punkte traue ich dir nicht recht, du bist ein schwermüthiger PechVogel dabei bleibts, und alle die dich jezt umgeben sind eben auch nicht genug von dir geliebt um dich gehörig erheitern zu können; es müßte denn etwa die Tante es zu wege bringen, mit ihren eben so milden als geistvollen Einfällen. Nun, ich vertraue auf Gott, er wird dir Kraft schenken, und mich nicht so schwer strafen mit deinem Kummer, da ich ja alles blos für Euch thue, und wahrlich keine Freude davon habe. Munter meine Muzze!
Gott segne dich. ich umarme dich innigst mein vielgeliebtes Leben. Grüße alle Freunde, segne meine Buben + + + und gedenke heiter, deines sich wohl befindenden
dich über Alles treu liebenden
Carls.
[im Kußsymbol:] Millionen
gute Bußen.
Apparat
Zusammenfassung
hat großes Heimweh; hofft, dass Caroline sich en Miniature portraitieren lässt; freut sich über Reisepause und wünscht wegen notwendiger Ruhe, dass Weber und Hofmann nicht kommen; Fortis Benefiz fällt aus, er wird stattdessen Tancred sehen; vermisst Roth, hofft, dass sich jemand findet, der Caroline aufheitert
Incipit
„Mit Gottes Hülfe sind wir gestern Abend“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 211Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- PSt: Frankfurt | 20 | Februar
- Siegel und -loch
Provenienz
- Weber-Familiennachlass
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Reisebriefe, S. 82–83
Themenkommentare
Textkonstitution
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„er“über der Zeile hinzugefügt
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„… schönen Seiten, die sel bst“Textverlust durch Loch im Papier
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„… . Wenn ich nur er“Textverlust durch Loch im Papier
Einzelstellenerläuterung
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„… von Navarra nicht alle kannte“Anspielung auf die Oper Johann von Paris, Text der Prinzessin von Navarra: „Welche Lust gewährt das Reisen! Frischen Reiz bringt jedes Land“.