Caroline von Weber an Carl Maria von Weber in London
Dresden, Dienstag, 21. Februar 1826 (Nr. 2)
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Glük und Segen zu Deiner Ankunft in England!!! möge Dich mein geliebter Carl dieser Brief so gesund treffen als er uns verlaßen hat. ach könnte ich an seiner Stelle sein! wie mag es Dir in dem fremden Lande gefallen? ist Dir das Allein sein nicht ängstlich? Doch Du bist wohl‡ nirgens fremd, Du findest überall Menschen die Dich lieben. — Indem ich so nach England schreibe, ist es mir, als müstest Du schon dort sein, und Du hast doch kaum den dritten Theil des Wegs zurük gelegt. Deine beiden lieben Briefe von Leipzig und Erfurt haben mich recht getröstet und erheitert, und ich danke Gott daß die Reise bis da hin so gut von statten ging, und das die üble Witterung keinen nachtheiligen Einfluß auf Deine Gesundheit hat[.] Möge Er ferner seinen Segen dazu geben. Manchmal denke ich mir gar nicht als möglich daß Du nun schon so weit von mir entfernd bist, es ist mir oft als müste ich horchen ob Du noch nicht komst. Doch ich bin brav! ich schloßhunde* nicht viel, auch befinde ich mich würklich wohl. In Frankfurt wirst Du gewiß alles sehr bestürtzt gefunden haben wegen den Banquerot von Reichenbach in Leipzig und der vielen andern Häuser die er nach sich zieht besonderst erwartet man das Fallen vieler Wiener Häuser. Hast Du mir keinen Auftrag zu geben wegen unserm Geld bey Kleinwächter? ist Dir nicht bang? ich dächte Vorsicht könnte nicht schaden. Dein liebes Bild* hängt nun in meiner Stube und sieht mich recht freundlich an. Max sagt Dir immer guten Morgen und gute Nacht, auch Allex strekt seine Händchen nach Dir aus, und scheint Dich zu kennen. Die kleinen Wesen machen mich manchmal recht weichmüthig. Ach wäre nur die Trennung erst überstanden, es ist doch ein bißel zu lange —. na. man muß Geduld haben, 5 Tage sind ja schon herum. wäre nur erst die Oper überstanden das ich weiß, die Arbeit ist nun gethan! dann will ich gern in Geduld warten, denn dann weiß ich, das es meinen Alten gut geht. Die Henickstein und Knobloch waren heut bey mir und laßen Dich herzlich grüßen, auch unser guter Rothe den ich aber noch nicht wieder besucht habe weil das Wetter gar | zu schlecht war und ich doch immer noch huste. Briefe von den Directionen des Königstätter Theaters, von Braunschweig und Magdeburg, sind angekommen mit der Versicherung nur von Dir den Oberon zu kaufen*. Sonst ist noch nichts Wichtiges pasiert. Ich hätte auch wohl eigendlich mit diesen Brief noch ein paar Tage warten sollen, aber ich hätte gern daß der Brief der Mukin Dich in Londen zuerst begrüst ach wie lang ist’s noch bis dahin!! noch 14 Tage!. — beim Theater geht alles seinen alten Weg, nur daß jetzt auch Dewrient bedeutent krank geworden ist, und die armen Leute großes Kreuz haben. Die Schröder geht mit ihren neuen Gemahl von Wien ab, nach Braunschweig, und läßt ihre Pension im Stich. Die Frau ist rein Toll. Lüttigaus grüßen Dich vielmal, und er läßt […]‡ bitten: das Du ihm schreibst. Alles nimt den herzlichsten Antheil, so, daß ich oft ängstlich darüber werde, weil die Besorgniß der Leute zu groß ist, und sie die Sache noch gefährlicher ansehen als sie ist. Den Tod der Kunigeunde‡ erwartet man jede Stunde, und diesmal soll keine Hofnung mehr sein. Dann giebt es lange Ferien, aber du must mit Staberl sagen: wenn ich nur was davon hett!* von Ferien kann bey Dir keine Rede sein, Du armer Mann! wirst recht arbeiten müßen! ach wenn nur die Oper fertig wäre! schreibe es mir ja gleich wenn Du die letzte Note gemacht hast. beschreibe mir auch die Sänger und Sängerinnen und wie sie sich gegen Dich, und auf den Proben benehmen. Schreibe mir ganz aufrichtig was Du für Würkung von der Oper erwartest, und ob Du glaubst daß sie gefallen wird*. Du glaubst nicht wie mich das quelt daß ich so wenig davon kenne, wie werde ich dir‡ in der verhängnißvollen Lage dem Gang der Sache folgen können? Die darauf folgenden 14 Tage mögte ich verschenken können! Die werden qualvoll sein. Doch ich habe der Männe versprochen mich tapfer zu halten, und so will ich denn auf Gott vertraun und hoffen daß ich zu Maxens geburtsTag, eine recht frohe Nachricht erhalte. Schone Dich nur ja recht mein innigst geliebter Theurer Carl, denke daß Deine arme Frau vor Gram und Angst verginge wenn Dir etwas zustieße.
Gott segne Dich + + + ich küsse Dich 10 000 mal, auch die beiden Buben küßen den geliebten guten Vater. ewig Deine Treue Lina. |
Eben kome ich von unsern guten Rothe, es geht ihm recht gut, nur ein bischen matt fühlt er sich noch. Er freute sich sehr über meine Bravigkeit und wird es Dir zu rühmen wißen. Kellers, die Fräulein, der Hauptman, und alle Bekante grüßen herzlich. Winkler hat nicht unterlaßen Dir einen Ruf nach zu senden. — —
aber‡ Da‡ kömt ja gar noch ein liebes Briefel von Buttlar! Du guter guter lieber Mann! wie sorgst Du doch immer für meine Ruhe und Freude! wie kann ich es Dir anderst vergelten als wenn ich wirklich ruhig und heiter bin, und Dir ganz die Sorge um meine Angst vom Herzen nehme. Gewiß gewiß bester Mann, Du kanst glauben Deine Lina wird recht brav sein Ich danke Gott das es Dir gut geht, und die Reise Dich nicht mehr angreift. wenn nur das Wetter beßer würde. bey uns regnet es unaufhörlich, doch ist es wärmer geworden. wenn Du nur zur Uiberfahrt gut Wetter hast!‡ Der Fürstenau habe ich gleich den Einschluß geschikt, und sie wird mir wieder einen Brief an Ihren Mann senden. habt ihr es so ausgemacht daß wir zusamen schreiben? es ist wohl am Ende das Beste wenn wir uns kurz faßen daß die Briefe nicht für doppelt gelten. Max und Allex küßen Dir die Hand und ich muste Max versprechen Dir zu schreiben das er brav ist. Nun leb wohl mein innigst geliebter Carl.
Apparat
Zusammenfassung
will ihn mit dem Brief als erste in England begrüßen; erwähnt seine bisherigen Briefe; über Bankerotte in Leipzig; über die Kinder und Dresdner Bekannte; erwähnt Reaktionen auf das Oberon-Rundschreiben; bittet um Nachricht über Sänger und Arbeit am Oberon; fragt, ob sie jeweils Briefe an Fürstenau einschließen soll; Privates
Incipit
„Glük und Segen zu Deiner Ankunft in England!“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. Caroline von Weber 2Quellenbeschreibung
- 2 Bl. (4 b. S. einschl. Adr.)
- Bl. 2 zum Kuvert beschnitten
- mit Empfangs- u. Beantwortungsvermerk Webers
- Siegelrest
- PSt.: a) DRESDEN | 21 Feb. 26 b) F.P.O. | MR: 6 | 1826
Textkonstitution
-
„d“„t“ überschrieben mit „d“
-
„wohl“durchgestrichen
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„[…]“gelöschter Text nicht lesbar
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„Kunigeunde“sic!
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„dir“durchgestrichen
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„aber“am Rand hinzugefügt
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„… aber Da“Eb überschrieben mit Da
-
„… zur Uiberfahrt gut Wetter hast!“Ab hier quer zum übrigen Text am linken Rand:
Einzelstellenerläuterung
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„… bin brav ! ich schloßhunde“Gemeint ist: weine.
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„… Dir den Oberon zu kaufen“Reaktion auf Webers „Rundschreiben an sämmtliche Bühnen“.
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„Staberl sagen: wenn … was davon hett!“Ausspruch des Meister Staberl in Adolf Bäuerles Posse Die Bürger von Wien 2. Akt/10. Szene.
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„… glaubst daß sie gefallen wird“Vgl. Briefe von Weber an seine Frau 9./10. März, 12./14. März, 16./17. März 1826.