Friedrich August Schulze an August Apel
Dresden, Samstag, 21. Januar 1809

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So eben, mein theuerster Freund, habe ich Göschen ein Märchen für unser gemeinschaftliches Werk abgesendet, das er Ihnen bald kommuniziren soll. Das Märchen heißt das Ideal, ist aber, leider, einem italischen Märchen, wie die Ihrigen sind, nicht nahe genug*.

Indessen denke ich doch daß es manches Komische hat, u sich lesen lassen wird.

Alle Tage habe ich auf etwas von Ihnen gewartet. Sie müssen hübsch dazuthun, denn die Messe ist gar nicht mehr entfernt. Besonders wünscht Göschen bei Zeiten eine Szene, die er dem Kupferstecher angeben kann, wie ich Ihnen schon in | Leipzig gesagt habe. Ramberg soll die Zeichnung dazu machen, u Sie werden mir zugeben, daß die Sache sonach in sehr guten Händen ist*.

Das ist Recht, daß Sie auf Ostern noch etwas herausgeben. Die Zeit ist in der That noch nicht so fühllos als man glauben sollte.

Jetzt denke ich mich an eine Geistergeschichte zu machen*, auch für unser gemeinschaftliches Werk, auf welches ich mich nicht sowohl wegen meiner als wegen Ihrer Beiträge u Göschens schönen Drucks freue.

Unsere Freundin Sp. giebt ja | schon wieder einen neuen Almanach heraus*. Sie hat gestern in dieser Angelegenheit an einen unserer Freunde hierhergeschrieben. Sie macht es Recht, zumal wenn sie selbst viel dazu beiträgt, denn ihr Beitrag in das Tschenb: d. L. u. F. auf dieses Jahr: die Briefe der Malerin sind wirklich allerliebst*.

Haben Sie Steigentesch 2 Bdch Lustspiele* gelesen? Es ist viel Wiz darin, und eine meines Erachtens ganz alberne Vorrede daran.

Ich komme fast zu keiner Lektüre vor Göthe’s lyrischen Gedichten, Elegien pp u seinem Faust. Wahrhaftig dieser Faust wird | unserer Zeit ein ewiges Denkmal bleiben. Desto weniger hat mir die Rezension des ersten Theils vom Göthe in der Jenaischen Zeitung gefallen. Lose Worte u nichts weiter!

Merkwürdig ist mir Jungs Theorie der Geisterkunde gewesen*, wenn schon über die Geisterwelt nicht eben von großem Aufschlusse.

Schreiben Sie mir nur recht bald, liebster Apel, u befriedigen Sie zugleich meine Sehnsucht nach einem Märchen, oder einer Gespenstergeschichte von Ihnen. Sie leben freilich jetzt in einer weit glücklichren als der Gespensterwelt, um desto unbefangener aber können Ihre Nachrichten aus dieser werden. Ich freue mich sehr daß die Zeit allmählig heranrückt wo ich Sie an der Seite Ihrer liebenswürdigen Gattin sehn werde.

Ewig der Ihrige
Schulz.

Für die Ausstellung zu meinem Märchen danke ich Ihnen im voraus, u bitte nur, daß Sie mir solche recht bald zukommen lassen, damit ich sie benuzen könne.

Apparat

Zusammenfassung

berichtet von eigenem Märchen-Beitrag für das Gespensterbuch und erinnert an Überlegungen zu einer Illustration, die Ramberg entwerfen soll; berichtet von Frau Spazier, die erneut einen Almanach herausgebe; freut sich, dass Apel zur Messe etwas veröffentlichen wolle und äußert sich lobend über Goethes Faust, dem er Ewigkeitswert zuspricht; freut sich auf baldiges Wiedersehen mit ihm und seiner Gattin

Incipit

So eben, mein theuerster Freund, habe ich Göschen ein Märchen für unser gemeinschaftliches Werk abgesendet

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Ermlitz (D), Apelsche Kulturstiftung

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S.)

    Provenienz

    • bis zur Rückübereignung 2003 in der Universitäts- und Landesbibliothek Halle, Ms 600 (672)
    • Ermlitz, Apelscher Familienbesitz (1945/46 im Rahmen der Bodenreform enteignet)

Textkonstitution

  • „… damit ich sie benuzen könne.“Text quer zur Schriftrichtung am linken Rand von Bl. 2v

Einzelstellenerläuterung

  • „… Ihrigen sind, nicht nahe genug“Das Ideal erschien 1810 im Teil 1 des Gespensterbuchs von Apel und Schulze.
  • „… in sehr guten Händen ist“Als Titelvignette für das Gespensterbuch (Bd. 1) wurde die Wolfsschluchtszene aus der Freischütz-Erzählung gewählt, den Stich nach einer Vorlage von Karl Wilhelm Schenk führte (wohl Hans Veit Friedrich) Schnorr von Carolsfeld aus. Gemeint ist hier allerdings das Frontispiz-Bild (eine Illustration zu Schulzes Erzählung Das Ideal) nach einer Vorlage von Ramberg, die Johann Baptist Hoessel offenbar gemeinsam mit Julius Schnorr von Carolsfeld umsetzte.
  • „… an eine Geistergeschichte zu machen“Der Band enthält zwei weitere Beiträge Schulzes: Der Geist des Verstorbenen und Die Verwandtschaft mit der Geisterwelt.
  • „… wieder einen neuen Almanach heraus“Sie veröffentlichte von 1801–1813 das Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet.
  • Tschenb: d. L. u. F.Abk. von „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft“.
  • „… der Malerin sind wirklich allerliebst“Minna S****, Briefe einer jungen Malerinn, in: Taschenbuch für das Jahr 1809. Der Liebe und Freundschaft gewidmet, Fankfurt/Main [1808], S. 243–284.
  • „… Sie Steigentesch 2 Bdch Lustspiele“Erschienen bei Geistinger in Wien und Triest, Bd. 1: 1808, Bd. 2: 1809.
  • „… Jungs Theorie der Geisterkunde gewesen“Johann Heinrich Jung-Stilling, Theorie der Geister-Kunde in einer natur-, vernunft- und bibelmäsigen Beantwortung der Frage, was von Ahnungen, Gesichten und Geistererscheinungen geglaubt und nicht geglaubt werden müße, Nürnberg 1808.

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