Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Dresden, Montag, 18. August 1817 (Nr. 79)

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Meine vielgeliebte Mukkin!

Du närrischer Kerl! gleich muß er schloßhunden* wenn auch Dinge geschehen die er längst gewiß erscheinend im Voraus wußte, wie manches Perlchen wird am 1t 8br geweint werden?* Nun, das werden gute sein, und gegen die kann man nichts haben. Deine No: 81 ist so lieb und gut, daß ich dich auch recht herzlich hätte abbußen mögen. Sey nur recht heiter und lustig je närrischer je beßer, ich werde gewiß auch recht innig froh sein, wenn mir gleich vielleicht etwas Ernst von außen anhängt. doch das wird sich zeigen im Augenblik. daß du beim Abgang deines Briefes noch nicht meinen No. 77 hattest ist mir unbegreifflich. vielleicht bekomme ich Morgen Antwort darauf, der ich wohl mit etwas banger Erwartung entgegen sehe, weil diese Nummer dir wohl trübe Nachricht brachte. Für das überschikte Bouquet No 1 danke ich bestens. ist recht lieb und hübsch, und für den ersten Versuch wirklich über meine Erwartung. Sollst auch dafür bestens belobt sein.      Ja wohl möge Gott zu allen unsern guten Entschlüßen geben, der allein kann durch seinen Seegen /: der aber auch dem ächten Willen nie fehlt :/ alles in Erfüllung bringen. bis Ende Sept: wird ja wohl endlich mein Schiksal entschieden sein. ich habe dir 2 Tage lang nicht geschrieben geliebte Lina, weil ich theils belagert von Fremden und Geschäften war, hauptsächlichst aber in einer verdrüßlichen Stimmung die ich dir nicht gerne mittheilen mochte, denn ich plaudre am liebsten mit dir, wenn ich so recht seelenvergnügt bin, und dadurch auch hoffe meinem Muks eine frohe Minute zu machen, wenn ich aber brummig bin, über Dinge die zu weitläufig zum erzählen sind, so brüte ich lieber allein für mich hin. ja, mündlich ist das ein ander Ding, manche Dienst Geschäfte doch ausgenommen.      Wegen der andern Braut ihren Rokkerln kannst du ganz sicher sein noch den größten der Theil der Garderobe selbst mit zuschneiden helfen zu müßen, denn ich werde ihr nicht gar viel in dieser Zeit zur Ausstattung helfen können.

ich will sehen wie es mit dem Haman für die Drin ist, ich nehme nur nicht gerne so viel ungemachtes Zeug mit, es könnte einem doch was auf der Mauth paßiren. ich werde ja wohl etwas finden für sie Alle. Wegen deinem Kleid warte ich nun erst die Antwort mit den Mustern zurük ab. aus dem Koffer werde ich das bestellte mit bringen. freilich habe ich nur 1 Koffer auf dem Wagen und muß viel Musikalien mitnehmen, also richte dich so knapp als möglich ein, doch ohne dich von etwas nothwendigem zu entblößen.

Mache meine gehörige EhrenErklärung wegen dem Roth auf dem Briefe, und ist mir lieb daß es die Magd gethan hat, und Mukkin ihre Poten hübsch rein hielt, dafür werde ich sie gelegentlich bußen.

Das hast du sehr gut und pfiffig gemacht mit den Hosen pp denn es wäre doch alles in den Kauf gegangen, wofür du doch Niemandes Dank haben wirst. ja wäre es so nach und nach verschenkt worden, aber so auf einmal Alles, da vertilgt eines den Werth des andern, darum gieb du in Gottes Namen weg was du kannst, wir müßen uns jezt die Nächsten sein, und gar Vieles an das wir jezt | nicht denken, wird nothwendig sein.       Die Präsente muß dir die Liebich auf jeden Fall laßen, die gehören durchaus nicht zur Einnahme, das einfache LogenGeld davon abgerechnet. ich weis wirklich nichts mehr für dich zum Benefiçe*. mit dem Abu ists nichts, der ist dem Stöger viel zu tief, und auch zu wichtig im Spiel. sonst wäre es mir Recht. und ich dirigierte ihn noch selbst, das könnte aber erst Ende Sept: sein, und dann läge die Oper da, nach deinem Abgang, also wegen 1 mal wird man sie nicht einstudieren.      daß die Schröder komt weiß ich, wenn ich ihr hier nüzlich sein kann wirds gerne geschehen. den Silber und Gold Stramin werde ich mitbringen.      O du alter Ahndungs Hamster, d: 16, wo du so vergnügt warst und dachtest es müste mir etwas Gutes paßirt sein, hatte ich grade einen recht derben Verdruß. du siehst also daß wenn du einmal traurig bist, nicht befürchten darf[st] daß ich es auch hier bin.       Nun noch zum Tagebuch. d: 15t Schwefelbad, Mittag im Engel, dann Oehlenschläger vorgespielt aus der JägersBraut, was ihm gefiel, dann die Onkeley von Müllner gesehen*, ein recht hübsches Lustspiel das sehr gefiel.       d: 16 um 6 Uhr ins Bad, um 10 Uhr Pr: von den vornehmen Wirthen. Mittag im Engel. Die Tischwäsche schön gezeichnet erhalten. Abends bei Böttger wo Öhlenschl: ein sehr intereßantes Stük vorlas, Die Ludlams Höhle.       Gestern Gearbeitet, und Conferenz mit dem Grafen. in die Kirche. und um 12 Uhr Besuch von der Generalin Hünerbein nebst Ritt. Mstr. Zesar gehabt, denen ich was vorspielen muste. Mittag im Engel, den Baron Wießenhütten* aus Frankfurt getroffen. auch dem vorgespielt. dann aufs Bad, Abends bey sehr vollem Hause und großem Beyfall Van Dyk. wurde durchaus gut gegeben*, besonders aber trefflich von der Schirmer, der ich heute dafür Dank sagte. Nach dem Theater noch mit Kind zu Chiapponi.       Heute um 6 Uhr auf, um 7 Uhr Stunde, um 8 Uhr Pr. vom Geheimniß, um 10 Uhr von den vornehmen Wirthen.       Viele Berliner gesprochen, Mittag im Engel jezt bei Muks, dann ins Bad, und zur Arbeit.      Du hast wohl recht mich zur Geduld zu ermahnen, denn ich brauche sie nothwendig, und alle Tage mehr. Je näher die Zeit komt wo ich zu dir eilen darf, je unruhiger werde ich verliehre mich in Träumereyen, und bin zerstreut zur Arbeit Arbeit.       Ich habe geglaubt dir heute schon das AufgebotsZeugniß mitschikken zu können, ich habs aber noch nicht erhalten von dem Geistlichen Herrn. Nächsten Posttag kömt es aber gewiß, und es ist auch noch Zeit denn es sind ja noch 6 Sonntage bis zur Trauung. da du mir nichts von des Drs Gesundheit schreibst so hoffe ich daß es beßer mit ihm geht.      

Die Besten Grüße an das ganze Haus, und deine Mutter.       Gott segne Dich + + + . und erhalte dich gesund. /: denn der Neßel Ausschlag wird wohl weg sein :/ sey brav, fleißig, ordentlich, und übe dich in der Geduld, und behalte lieb, deinen dich über alles liebenden
treuen Carl.

Millionen Bußen.

Apparat

Zusammenfassung

Privates, betr. Briefverkehr, Vorbereitungen der Reise und der Hochzeit, Caroline Brandts Benefiz (von Abu Hassan abgeraten); Tagebuch ab 15. August mit Aufführungen, Besuchen usw.

Incipit

Du närrischer Kerl! gleich muß er schloßhunden

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 115

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • Rötel- und Bleistiftmarkierungen von Max Maria von Weber

Textkonstitution

  • „… Nummer dir wohl trübe Nachricht“’Nachricht’ ist auf unleserlicher erster Silbe überschrieben
  • „der“durchgestrichen
  • „Arbeit“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… Kerl! gleich muß er schloßhunden“Gemeint ist: weinen.
  • „… t 8 br geweint werden?“Am 1. Oktober 1817 sollte die Hochzeit des Paares stattfinden; vgl. auch den Brief vom 3. Oktober 1817.
  • „… mehr für dich zum Benefiçe“Als Benefiz wählte Caroline Brandt den Tyroler Wastl (Premiere der Neueinstudierung am 17. September 1817, sie gab die Lisa); vgl. Abend-Zeitung.
  • „… die Onkeley von Müllner gesehen“Vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 26./27. August 1817.
  • „… Engel , den Baron Wießenhütten“Zur fraglichung Zuordnung des Barons Wiesenhütten vgl. die Anmerkung zur Tagebuchnotiz vom 17. August 1817.
  • „… . wurde durchaus gut gegeben“Vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 28. August 1817.

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