Carl Maria von Weber an Heinrich, Wilhelm und Michael Beer in Berlin (Entwurf)
Dresden, Donnerstag, 9. März 1820
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Kontext
Absolute Chronologie
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- 1820-03-03: an Gerhard
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- 1820-04-06: von Rochlitz
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- 1820-02-26: von Beer
Folgend
- 1820-03-30: an Beer
- 1821-07-07: von Beer
Meine lieben Freunde; ich weiß Ihre kindliche Liebe die verehrten Eltern Unangenehmes ersparen will, Ihre brüderliche Treue‡ die den den‡ Bruder vertritt, und die freundschaftliche Hizze die dem Freunde die Reinheit ihrer Zuneigung darlegen will, gewiß zu schäzzen. Aber die erste Pflicht der Freunde ist, die Verhältniße des Freundes zu berüksichtigen‡, und ihn nicht seinen Feinden durch irgend etwas‡ noch so liebevoll gemeintes‡ so‡ gegenüber‡ zu stellen das ihnen anscheinenden Stoff geben‡ seine Ehre zu‡ beflekken, zu‡ könnt‡en, darbiete.
Und so stehen die Sachen in diesem Augenblikke | hier. Sie haben gesehen welchen Verdruß, welche Kränkung ich wegen dieser Opern erlitten habe*, die so weit giengen daß ich darauf gefaßt war meinen Abschied zu nehmen, hätte nicht die unendliche Gerechtigkeit meines geliebten Königs mich beruhigt. Glauben Sie daß meine Gegenparthey ermangelt hat zu verbreiten, was theils wahr, theils vielleicht erdichtet ist, von Geschenken die die Beersche Familie und Meyerbeer selbst Künstlern und Befördern seiner Werke austheilen: Man hat die Summen hier genannt die H: Wolf Mad: Stich pp: erhalten haben sollen und so weiter. in diesem Augenblike kam das werthe Geschenk Ihrer Eltern. glauben Sie daß man dieß nicht erfahren hätte? und in welchem Lichte hätte ich dann da gestanden; da ich nicht jedem unsre wahren‡ FreundschaftsVerhältniße‡ erklären‡ kann.
Habe ich denn bei früheren Beweisen der Liebe ihrer Eltern mich geweigert sie anzunehmen? wäre das nicht lächerlicher Stolz gewesen, der blos geben aber nicht wieder empfangen vom Freunde will? ein Stolz der alle wahre Freundschaft vernichten müste. Wir sind beide reich. ich an Kunstmitteln Ihnen Freude machen zu können. Sie an Glüksgütern mit denen Sie daßelbe mir zu machen suchen. Wäre dieses Geschenk ein Jahr später, oder zu irgend einer häußlichen Fest Veranlaßung gekomen, ich hätte es wahrlich nicht wagen dürfen es auszuschlagen‡, aber jezt unmittelbar nach der auf‡ allen diesen Vorgängen, war ich es meiner Ehre der Stellung hier, nicht Ihrer Freundschaft gegenüber‡ schuldig, und es wäre sehr traurig wenn ich nicht so viel von‡ der‡ Liebe meiner Freunde hoffen‡ dürfte, daß sie dieß einsehen und ehren würden.
Von Klatscherey oder Argwohn kann zwischen uns nie‡ die Rede sein. und ich glaube aufs Herzlichste in meinem ersten Schreiben mich ausgesprochen zu haben. Es versteht sich von selbst daß ich von Ihnen meinen Freunden erwarte, daß Sie meinen Brief Vatern einhändigen.
Auch Sie werden unterdeßen ruhiger geworden sein, und hoffentlich klarer in der Sache sehen, als Ihnen ihr erstes gekränktes Gefühl erlaubte.
Mit der herzlichsten Liebe umarme ich Euch
alle und bin unveränderlich
Ihr
treuster Freund
Weber.
d: 9t März 1820
Apparat
Zusammenfassung
begründet nochmals, warum er das Geschenk der Eltern abgelehnt habe: dies sei zum Zeitpunkt der Aufführung von Meyerbeers Emma angekommen u. hätte ihm als Bestechung interpretiert werden können; erwähnt Verdruss wegen dieser Auff.; versichert sie wiederum herzlicher Freundschaft u. bittet seinen Brief (vom 2.März) an die Eltern weiterzugeben
Incipit
„Ich weiß Ihre kindliche Liebe, die verehrten“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (X), Bl. 70a/v, 70b/rQuellenbeschreibung
- e.Entw., adr. an Heinrich, Wolf u. Michael Beer
Dazugehörige Textwiedergaben
-
MMW II, S. 231–232
-
Neue Musik-Zeitung, Jg. 3, Nr. 11 (1. Juni 1882), S. 3–4
Textkonstitution
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„Treue“„Liebe“ durchgestrichen und ersetzt mit „Treue“
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„den“sic!
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„berüksichtigen“„ehren“ durchgestrichen und ersetzt mit „berüksichtigen“
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„durch irgend etwas“„blos“ durchgestrichen und ersetzt mit „durch irgend etwas“
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„noch so liebevoll gemeintes“am Rand hinzugefügt
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„so“über der Zeile hinzugefügt
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„gegenüber“unter der Zeile hinzugefügt
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„geben“durchgestrichen
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„zu“durchgestrichen
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„zu“über der Zeile hinzugefügt
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„t“durchgestrichen
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„wahren“„alte“ durchgestrichen und ersetzt mit „wahren“
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„Verhältniße“gelöschter Text nicht lesbar
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„erklären“am Rand hinzugefügt
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„… nicht wagen dürfen es auszuschlagen“Satz bis dahin durch Linie umschlossen
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„der auf“durchgestrichen
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„der Stellung hier, … Ihrer Freundschaft gegenüber“am Rand hinzugefügt
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„von“„auf“ durchgestrichen und ersetzt mit „von“
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„der“„die“ überschrieben mit „der“
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„hoffen“„bauen“ überschrieben mit „hoffen“
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„zwischen uns nie“„hier gar nicht“ durchgestrichen und ersetzt mit „zwischen uns nie“
Einzelstellenerläuterung
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„… wegen dieser Opern erlitten habe“Vgl. dazu u. a. Webers Briefe an den Grafen Einsiedel vom 9. und 17. Februar 1820 sowie an F. Rochlitz vom 12. Februar 1820.