Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Darmstadt
Dresden, Freitag, 8. November 1822

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S: Wohlgebohren

Herrn Gottfried Weber

in

Darmstadt

frey.

In meiner Noth schrey ich zu dir! Hilf, rathe mir, züchtge, verklage den diebischen Zulehner*. der unterdeßen auch wahrscheinlich nach Augsburg pp meine Oper verkauft hat*. Könnte ich ihn nicht vor der Hand in öffentlichen Blättern als Dieb brandmarken?* und gerichtlich zum Schadenersaz zwingen?

In meinem Hause geht es sehr gut, und ich wünsche herzlich daß es bei dir eben so gehe. und das frische Mädel No: 2*, so kräftig und munter sei, wie mein Max. Mir gehts wieder unwohl. — Muß nun auch Gelegenheitssachen machen, und darüber meine Euryanthe liegen laßen. — —

An Wagner habe ich gleich nach Empfang deines lezten Briefes geschrieben. aber keine Antwort erhalten.

Der Freysch: soll ja ganz extraordinär in Darmstadt gegeben werden*. Schreibe mir doch ob der Großh: ihn gern hat.

Sei nicht böse über mein kurzes und schlechtes Gekrazze, grüß mir herzinnigst Deine liebe Hausfrau und behalte lieb deinen treuen CMvWeber.

Es versteht sich von selbst, daß ich dir in allem vollkommenste Vollmacht gebe, in der Zulehnerschen Sache zu verfügen, was du für nöthig hältst.
Grüße meinen lieben Hoffmann bestens.
Schreibe mir doch einmal deine ordentliche Adresse, ich mache sie so kahl um kein Unrecht zu machen.

Apparat

Zusammenfassung

Anfrage, ob er Zulehner in öffentlichen Blättern als Dieb brandmarken und gerichtlich zum Schadenersatz zwingen könne; Privates; erwähnt geplante Darmstädter Freischütz-Aufführung; gibt ihm Vollmacht in der Zulehnerschen Sache

Incipit

In meiner Noth schrey ich zu dir!

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: New Haven (US), Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library (US-NHub), Frederick R. Koch Foundation

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: DRESDEN | 8. Nov. 22

    Provenienz

    • Stargardt Kat. 630 (1983), Nr. 1005

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Anonym: Eine Reihenfolge von Briefen C.M.v.Webers, in: Caecilia Bd. 7 (1828), Heft 25, S. 24–25
    • Bollert/Lemke 1972, S. 84

Textkonstitution

  • „mir“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… züchtge, verklage den diebischen Zulehner“Zulehner betrieb eine florierende Kopiaturwerkstatt, von der, entgegen Webers entsprechenden Verlautbarungen, auch Freischütz-Partiturkopien vertrieben wurden; vgl. Schreiter, Zulehner.
  • „… pp meine Oper verkauft hat“In Augsburg erlebte der Freischütz am 30. August 1822 seine Erstaufführung.
  • „… öffentlichen Blättern als Dieb brandmarken?“Eine solche öffentliche Verurteilung Zulehners findet sich erst in Webers Oberon-Rundschreiben.
  • „… das frische Mädel No: 2“Antonie Weber war am 22. Mai 1822 als zweites Mädchen und siebentes Kind Gottfried Webers geboren worden.
  • „… extraordinär in Darmstadt gegeben werden“Zur Darmstädter Einstudierung (Premiere 4. August 1822) vgl. die Presseberichte.

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