Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Prag mit Nachschrift von Gottfried Weber vom 3. März 1811
Würzburg, Mittwoch, 27. Februar 1811
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Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1811-02-22: an Weber
- 1811-02-20: von Weber
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- 1811-03-02: an Weber
- 1811-02-27: von Weber
Korrespondenzstelle
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- 1811-02-09: an Gänsbacher
- 1810-06-23: von Weber
Folgend
- 1812-05-14: an Gänsbacher
- 1813-06-24: von Gänsbacher
Endlich nach langem Harren ein Brief von dir. ich mag keine Vorwürfe wiederhohlen, denn du wirst aus unserm lezten General Schreiben jezt schon sehen wie wir um dich besorgt waren. Es ist durchaus nothwendig, daß du auf so wichtige Briefe, als der worinn die St:‡* waren umgehend antworten must, und wäre es auch nichts als die Anzeige des Empfangs. nun zur Beantwortung deines Briefes. was du vom Anfang deines Briefes von unsrer Sache sprichst, verstehe ich nicht recht, meinst du unsre projektirte Musik: Zeitung* oder den V:T bey den Worten – „unser Projekt betreffend habe ich mit einigen von weitem gesprochen, man glaubt daß die Sache mit zu vielen Schwierigkeiten verbunden wäre um es lange fortzusezzen pp[“] das verstehe ich nicht, – aber so viel bin ich überzeugt daß nichts uns‡ aufhalten, oder trennen kann. – durch Treitschke und Kanne mittelbar durch dich zu wirken, bin ich sehr wohl zufrieden, aber unmittelbar Sie zu uns zu ziehen, verwerfe ich durchaus, besonders nach denen Ansichten die du selbst davon aufstellst, und auch weil ich selbst und Giusto in directe Correspondenz z: B: mit Castelli der das Theater Journal* herausgiebt treten werden. deine Notiz über die Vestalin steht in der Eleganten Z: vom 31t Januar, unter dem Namen Trias‡ und aus deinem lezten Brief mache ich‡ einen kleinen Auszug ins Morgenblatt*, die Eisenstadter Präsente und neue Bestellung betreffend. deine 6 Lieder bey Kühnel, und die 4 Händ: Variation, sind durch mich und Philodikaios im Morgenblatt und der Musik: Z: angezeigt*. der erste Ton ist gestochen und das Klavier quartett*. Schikke deine Briefe an mich, alle an Giusto, durch den bekomme ich Sie am schnellsten, und so ist er auch immer von dem nothwendigen unterrichtet. Schreibe hübsch viel über den KunstZustand in Prag, damit wir es benuzzen können.
Ewig dein treuster Bruder
Melos.
Ende Februar 1811.
Lieber Bruder, Dank Dir für deine 2 Brief* v. 6 [und] 23 Febr. den Brief an die bewuste Sängerin* habe ich abgegeben an ihren Vater, sie ist auf Urlaub verreiset, übrigens erst vor kurzem wieder hier auf neue 4 – 6 jahre engagirt worden.
Von Alpha wird ehrstens eine Prager Notiz in der Eleg.* u von Triole eine Wiener im Archiv f. Litt u Kunst* erscheinen.
Leb wohl lieber, ein ander Mal mehr; dies sey nur ein GeschäftsBrief u folglich nur ein Skelett. Schike mir nur fleißig intereßante Notizen über vorstehendes, auch wenn es nicht gerade musicalisch ist. durch diese Varietät empfiehlt man sich den Redactoren.‡
Wenn die Herrn Kanne und Treitschke nur für dortige inländische Blätter schreiben, so sind sie uns nur zu Deinen Gunsten Brauchbar, u da wir sie nicht kennen u folgl. nicht auf sie influiren können – nichts für uns. Gelegentlich schike deinen Beytrag zur Kaße*.
Leb wohl
August Burruddussussussu, Sive Seraphine von Bloksberg*.
Apparat
Verfasst von
Zusammenfassung
Vereinsschreiben; bittet ihn dringend um Antwort und Aufklärung über unklare Bemerkungen; Kanne und Treitschke sollten nicht ins unmittelbare Vertrauen gezogen werden; über Aufsätze der Brüder und deren Bearbeitung in verschiedenen Journalen; mit Nachschrift Gottfried Webers vom 3. März
Incipit
„Endlich nach langem Harren ein Brief von Dir“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Wien (D), Gesellschaft der Musikfreunde, Archiv (A-Wgm)
Signatur: Weber an Gänsbacher 9Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- am linken Rand der Adressenseite Vermerk von F. W. Jähns (Tinte): Der erste Theil des Briefes von C. Maria von Weber (pseudonym: Melos. | Der zweite Theil — — Gottfried Weber.
- auf der Adressenseite Vermerk von Johann Gänsbacher: beantwortet d 9t May 11
Themenkommentare
Textkonstitution
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„uns“über der Zeile hinzugefügt
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„ich“über der Zeile hinzugefügt
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„Schike mir nur … sich den Redactoren.“über der Zeile hinzugefügt
Einzelstellenerläuterung
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„St:“Abk. von „Statuten“.
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„… der worinn die St: Statuten“Des Harmonischen Vereins.
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„unsre projektirte Musik: Zeitung“Carl Maria und Gottfried Weber planten die Herausgabe einer Zeitung für die musicalische Welt, vgl. Brief an Johann Gänsbacher vom 7. Dezember 1810.
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„Theater Journal“Gemeint ist vermutlich das Wiener-Hof-Theater-Journal, das seit 1804 erschien und von Ignaz Franz Castelli herausgegeben wurde; Castelli gab in dieser Zeit außerdem die Thalia. Ein Abendblatt heraus, vgl. Kom. Brief an Gottfried Weber vom 20. Februar 1811.
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„Auszug ins Morgenblatt“Vgl. TB 20. April und Brief an Johann Friedrich Freiherr von Cottendorf Cotta vom 20. April 1811; Webers Briefauszug ist im Morgenblatt nicht nachweisbar.
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„6 Lieder bey … Musik: Z: angezeigt“Die kurze ungezeichnete Anzeige der Lieder im Morgenblatt (= Rezension) stammt von Meyerbeer, wie aus Brief an Gänsbacher vom 27. Februar 1811 hervorgeht (im Redaktionsexemplar des Morgenblatts, Marbach DLA, Hss. Slg. Cotta, ist Weber als Honorarempfänger angegeben); vgl. dazu auch Brief an Gottfried Weber vom 30. Januar 1811 und Brief an Johann Friedrich Freiherr von Cottendorf Cotta vom 20. April 1811. Webers Rezension der Klavier-Variationen in der AMZ vgl. „Sechs Variationen für Klavier zu 4 Händen“ von Johann Gänsbacher. Beide Werke sind bereits in der Zeitung für die elegante Welt, Jg. 10, Nr. 77 (17. April 1810), Sp. 614–615 kurz angezeigt.
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„erste Ton ist … das Klavier quartett“ Der erste Ton (JV 58) und das Quartett für Violine, Viola, Violoncello und Klavier B-Dur (JV 76), beide bei Simrock gestochen; Weber erhielt die Exemplare laut TB am 7. Januar in Darmstadt; vgl. Brief an Gottfried Weber vom 8. Januar 1811.
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„C.“Abk. von „Centrum“.
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„deine 2 Brief“Nicht ermittelt.
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„die bewuste Sängerin“Möglicherweise Luise Frank????
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„Prager Notiz in der Eleg.“In der Zeitung für die elegante Welt erschien in Jg. 11, Nr. 55 (18. März 1811), Sp. 439–440 eine ungezeichnete Notiz über die Aufführungen von Spontinis Vestalin in Prag, die das Datum des oben erwähnten Gänsbacherschen Briefes (23. Februar) trägt (vgl. Korrespondenz-Nachrichten Aus Prag).
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„eine Wiener im … Litt u Kunst“Gemeint ist wohl K. W. Reinholds Hamburger Archiv für Litteratur, Kunst und Politik, das aber nicht, wie von Weber angenommen, im Jahr 1811 weiter erschien (vgl. Brief an Gottfried Weber vom 27. Februar 1811). Auch in den Privilegirten gemeinnützigen Unterhaltungs-Blättern ist jedoch eine entsprechende Notiz (vermutlich zu Spontinis Vestalin) nicht zu finden.
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„Beytrag zur Kaße“Mitgliedsbeitrag nach § 5 der Satzung des Harmonischen Vereins, vgl. Brief an Johann Gänsbacher vom 7. Dezember 1810.
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„August Burruddussussussu , … Seraphine von Bloksberg“Zur Verwendung des Pseudonyms Seraphine von Bloksberg vgl. Brief an Seraphine von Bloksberg vom 8. Januar 1811.