Carl Maria von Weber an Friedrich Kind in Dresden
Berlin, Donnerstag, 31. Mai 1821

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Geliebter Freund!

Unsre Briefe haben sich gekreuzt. Ich eile Ihnen für die lieben Ihrigen vom 26. und 28. zu danken und sie so gut als möglich zu beantworten. Vor allem die Ausdrükke meiner herzlichsten Freude über die Beßerung Ihrer Gesundheit, nun immer so fort. Glük zu! ruft Lina mit mir.

Was Ihnen der Bekannte über Olimpia* sagte, ist ganz wahr. Das bezeichnendste darüber ist, was Zelter sagte, wenn ich aus der Oper komme, ist mir der Feuerlärm ein melodischer Genuß und Erholung. Es wird in fremden Blättern* arg drüber hergehen.

Mit dem Freischützen geht es von Seiten des musikalischen trefflich. alles wirkt dabei mit Liebe und Lust. Das Dekorations und Maschinenwesen aber hält entsetzlich auf. den 14. Juny reißt aber der König nach Spaa* (glaub ich) und da muß er vorher in Szene. Mit Wien* ist das ja eine kuriose Geschichte. Das Hoftheater wäre mir freilich das liebste. aber kann man ohne eigentliche Ursache nun sich von dem Wiedner Theater zurükziehen?* ohne diesen Schreyer* gegen sich zu haben? Uebrigens ist alle das Einschikken ein gar wunderbares Zumuthen und die Direktionen sehen gar zu gerne Dichter und Komponisten als Supplikanten vor ihrer Hoheit stehen. ich glaube daß wir weder dem einen noch dem andern etwas ohne bestimt vorhergegangene Annahme zusenden. ich habe vor Jahr und Tag durch Böttger bey Schreyvogel anfragen laßen und an Treitschke deshalb geschrieben*. Hr. Schreyvogel machte Ausflüchte und Hr. Treitschke antwortete nicht. Was denken Sie zu der Sache? schreiben Sie mir doch Ihre Meinung bitte bitte! der Cid!!!T ach!!! Wohl ist es reiflich zu überlegen, und wohl auch bald zu ersehen ob es bei andern Bühnen auch griffe* oder nicht. – Es ist recht traurig. – – Wir freuen uns innig, daß die Truhe* zu Ihrer Zufriedenheit gegeben worden ist. Daß sie dann gefallen mußte, wenn sie gut gieng, war wohl kein Zweifel. Glük zu, nur immer mehr gearbeitet! Hoffmann nimmt sich sehr theilnehmend und warm*; überhaupt kann ich mich nur erfreuen in welcher Weise ich durchgehends Beweise von Achtung bekomme. Strekfuß* werde ich aufsuchen. Hr. Morlachi reißt?* glückliche Reise, ich will gerne mehr Dienst thun, wenn nun Ruhe ist.  Was Sie mir aus der Muse geschikt*, zeigt von einem klugen, ziemlich unbefangenen Berichterstatter.

Langbein war heute bei mir, und grüßt bestens.

Nun Gott zum Gruß geliebter Freund. Alles Erdenkliche an Sie und die Ihrigen von meiner Lina und Ihrem
Weber.

Editorial

Summary

dankt für Briefe Kinds vom 26. u. 28. Mai; betr. Rezeption der Olympia; berichtet kurz über die Vorbereitungen zur Freischütz-Aufführung; betr. Möglichkeit, den Freischütz in Wien auf die Bühne zu bringen; hält es für geraten, vorerst nichts dorthin zu schicken, da er bereits vor Jahr und Tag bei Schreyvogel u. Treitschke deswegen angefragt habe, ohne definitive Antwort zu bekommen; äußert seine Bedenken über den Cid; äußert sich anerkennend zu einem ihm von Kind geschickten Artikel aus der Muse

Incipit

Unsere Briefe haben sich gekreuzt. Ich eile Ihnen für die

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition in 3 Text Sources

  • 1. Text Source: Friedrich Kind, Freischütz-Buch, 1843, pp. 159–161*
  • 2. Text Source: Briefe von Karl Maria v. Weber, an Friedrich Kind, in: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 32, Nr. 121 (23. Juni 1832), col. 963–964*
  • 3. Text Source: Verbleib unbekannt

    Provenance

Text Constitution

Übertragung – obwohl jüngere Quelle – nach Kind (Freischütz-Buch) (dort keine Namens-Auslassungen), Abweichungen aus ED übernommnen

    Commentary

    • “… Ihnen der Bekannte über Olimpia”Wer Kind über die Berliner Aufführung von Spontinis Olympia berichtet hatte, ließ sich nicht ermitteln.
    • “… Es wird in fremden Blättern”Vgl. dazu u. a. Zeitung für die elegante Welt, Jg. 21, Nr. 109 (4. Juni 1821), Sp. 821 und Nr. 110 (5. Juni 1821), Sp. 879; Allgemeine Theaterzeitung, Jg. 14, Nr. 79 (3. Juli 1821), S. 316 und Nr. 80 (5. Juli 1821), S. 320; Dresdner Abend-Zeitung, Jg. 5, Nr. 129 (30. Mai 1821).
    • “… aber der König nach Spaa”Am 17. Juni 1821 hielt sich der König bereits in Wilhelmsbad bei Hanau auf, am 2. Juli in Düsseldorf, von wo er am 4. Juli nach Aachen und am folgenden Tag nach Spa weiterreiste. Am 7. Juli ist seine Anwesenheit in Spa gesichert; vgl. Allgemeine Zeitung, 1821, Nr. 177 (26. Juni), S. 707, Nr. 196 (15. Juli), S. 783 sowie Nr. 224 (12. August), S. 895.
    • “… in Szene . Mit Wien”Weber hatte offenbar durch Carl August Böttiger bei Georg August Griesinger angefragt, welches Theater er vorziehen solle, vgl. Brief von Griesinger an Böttiger vom 18. Juli 1821 bzw. die folgenden Anmerkungen.
    • “… zurükziehen?”Ferdinand von Biedenfeld hatte im Auftrag des Theaters an der Wien schon vor der Uraufführung des Freischütz Kontakt zu Weber geknüpft. Laut Tagebuch erhielt Weber am 26. Dezember 1820 einen Brief von ihm und sandte ihm daraufhin am 23. Januar 1821 ein Libretto-Exemplar und machte einen Honorarvorschlag. Zu den Verhandlungen vgl. auch Webers Briefe an Johann Ludwig Casper vom 1. August sowie an Ignaz Franz von Mosel vom 8. August 1821.
    • “… Theater zurükziehen? ohne diesen Schreyer”Unklar bleibt, ob Weber hier den Besitzer des Theaters an der Wien, Ferdinand Graf Palffy von Erdöd meint, der in einer Aufsehen erregenden Lotterie versucht hatte, seine Finanzen zu verbessern (vgl. Anton Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, Zürich u. a., 1952, S. 97f.) oder den nachfolgend genannten Dichter Josef Schreyvogel.
    • “… und an Treitschke deshalb geschrieben”Im Brief an Caroline vom 3. Juli 1817 hatte Weber erwähnt, daß Schreyvogel und Treitschke sich während ihres Besuchs in Dresden für seine Oper interessierten und um ein Textbuch baten (vgl. auch TB 28. Juni bis 3. Juli 1817). Webers Bedenken wurden dann durch einen Brief Ignaz von Mosels, den er laut TB am 22. August 1821 erhielt, zerstreut und er übersandte dann am 27. August 1821 den Freischütz an die Direktion des Hoftheaters in Wien.
    • “es bei andern Bühnen auch griffe”Gemeint ist hier Johann Kaspar Aiblingers Rodrigo und Chimene, die auf dem Stoff des Cid basiert, zu der von Weber und Kind geplanten Oper vgl. Brief von Weber an Kind vom 27. Mai 1821.
    • “die Truhe”Friedrich Kinds Truhe wurde am 22. Mai 1821 erstmals in Dresden gegeben, vgl. Böttigers Besprechung in der Abend-Zeitung, Jg. 5, Nr. 138 (9. Juni 1821) und Nr. 139 (11. Juni 1821). Originalfußnote von Kind (Freischütz-Buch, S. 160): „Die Truhe“. Lustspiel in 1 Act, in meinen Theaterschriften Bd. III, S. 209.
    • “… sich sehr theilnehmend und warm”Laut Tagebuch hatte Weber E. T. A. Hoffmann am 18. und 29. Mai 1821 getroffen.
    • “Strekfuß”Im Tagebuch ist ein Besuch bei Carl Streckfuß bis zu Webers Abreise aus Berlin nicht vermerkt.
    • “Hr. Morlachi reißt?”Morlacchi hielt sich von Sommer 1821 (genaue Abreise nicht ermittelt) bis März 1822 wegen zweier Scritture in Italien auf. In Mailand brachte er am 2. Oktober 1821 Donna Aurora (BruM 9) zur Uraufführung, in Venedig am 4. Februar 1822 Tebaldo e Isolina (BruM 25).
    • “aus der Muse geschikt”Laut Anmerkung in beiden gedruckten Quellen: Karl von Jariges, Ueber einige der vorzüglichsten Darstellungen auf dem Berliner Theater (gez.: Grs.), in: Die Muse, Bd. 2, Heft 1 (April 1821), S. 89–116 und Bd. 2, Heft 2 (Mai 1821), S. 55–82.

    Readings

    • Text Source 1: Unsre
      Text Source 2: Unsere
    • Text Source 1: eile Ihnen
      Text Source 2: eile, Ihnen
    • Text Source 1: 26. und 28.
      Text Source 2: 26sten und 28sten
    • Text Source 1: danken und
      Text Source 2: danken, und
    • Text Source 1: Ausdrükke
      Text Source 2: Ausdrücke
    • Text Source 1: Beßerung
      Text Source 2: Besserung
    • Text Source 1: Gesundheit, nun immer so fort.
      Text Source 2: Gesundheit; nun, nur so fort!
    • Text Source 1: Olimpia
      Text Source 2: Olympia
    • Text Source 1: bezeichnendste
      Text Source 2: Bezeichnendste
    • Text Source 1: was Zelter sagte,
      Text Source 2: was — sagt:]
    • Text Source 1: drüber
      Text Source 2: darüber
    • Text Source 1: von Seiten des musikalischen trefflich. alles
      Text Source 2: nun Seiten des Musikalischen trefflich, Alles
    • Text Source 1: Dekorations
      Text Source 2: Decorations-
    • Text Source 1: den 14. Juny reißt
      Text Source 2: Den 14ten Junius reist
    • Text Source 1: glaub ich)
      Text Source 2: glaube ich),
    • Text Source 1: er
      Text Source 2: es
    • Text Source 1: Szene
      Text Source 2: Scene
    • Text Source 1: ist das ja eine kuriose
      Text Source 2: ist es eine curiose
    • Text Source 1: liebste. aber
      Text Source 2: liebste, aber
    • Text Source 1: zurükziehen? ohne diesen Schreyer
      Text Source 2: zurückziehen, ohne diesen Schreier
    • Text Source 1: Einschikken
      Text Source 2: Einschicken
    • Text Source 1: Zumuthen
      Text Source 2: Zumuthen,
    • Text Source 1: Direktionen
      Text Source 2: Directionen
    • Text Source 1: gerne
      Text Source 2: gern
    • Text Source 1: Komponisten als Supplikanten
      Text Source 2: Componisten als Supplicanten
    • Text Source 1: ich glaube daß
      Text Source 2: Ich glaube, daß
    • Text Source 1: bestimt
      Text Source 2: bestimmt
    • Text Source 1: ich
      Text Source 2: Ich
    • Text Source 1: durch Böttger bey Schreyvogel anfragen laßen
      Text Source 2: durch — bei — anfragen lassen
    • Text Source 1: an Treitschke
      Text Source 2: an —
    • Text Source 1: Hr. Schreyvogel machte Ausflüchte und Hr. Treitschke
      Text Source 2: Ersterer machte Ausflüchte, und der zweite
    • Text Source 1: zu der Sache?
      Text Source 2: von der Sache?
    • Text Source 1: Meinung bitte bitte!
      Text Source 2: Meinung, bitte, bitte!
    • Text Source 1: der Cid!!! ach!!! Wohl
      Text Source 2: neuer Absatz: Der Cid!!! ach!!! wohl
    • Text Source 1: ersehen ob
      Text Source 2: ersehen, ob
    • Text Source 1: auch griffe
      Text Source 2: durchgreift
    • Text Source 1: – – Wir
      Text Source 2: – Wir
    • Text Source 1: gieng
      Text Source 2: ging
    • Text Source 1: kein Zweifel. Glük
      Text Source 2: ohne Zweifel. Glück
    • Text Source 1: gearbeitet!
      Text Source 2: gearbeitet
    • Text Source 1: mich nur erfreuen in
      Text Source 2: mich erfreuen, in
    • Text Source 1: Strekfuß
      Text Source 2: Streckfuß
    • Text Source 1: aufsuchen. Hr. Morlachi reißt? glückliche Reise, ich will gerne mehr Dienst thun, wenn nun Ruhe ist.
      Text Source 2: aufsuchen. – – –
    • Text Source 1: Was Sie
      Text Source 2: im ED neuer Absatz
    • Text Source 1: geschikt
      Text Source 2: geschickt
    • Text Source 1: Berichterstatter.
      Text Source 2: Berichterstatter. –
    • Text Source 1: mir,
      Text Source 2: mir
    • Text Source 1: Nun Gott
      Text Source 2: in ED kein neuer Absatz
    • Text Source 1: Gruß
      Text Source 2: Gruß,
    • Text Source 1: Ihrem
      Text Source 2: in ED keine neue Zeile
    • Text Source 1: d. 31.
      Text Source 2: den 31.

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