Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Dresden, Donnerstag, 15. März 1821
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- 1821-03-04: an Schmidt
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- 1821-07-28: von Koch
Imer schelten, zürnen, poltern Sie zu. ich verdiene es, und auch nicht. außer den dringendsten Geschäftsbriefen habe ich seit meiner Rükkunft an Niemand geschrieben, so sehr mich auch oft das Herz dazu drängte, und doch nicht Herr werden konnte über die entsezliche Verstimmung die mein ganzes Wesen beherrscht, und mich für Alles stumpf macht. Waren sonst schon die hiesigen KunstVerhältniße* drükkend, so sind sie durch den neuen Direktor H: v. Könneritz* vollends unerträglich geworden. — Doch, nichts hievon, vielmehr von der Freude die mir Ihr Brief gemacht hat. Ach, es thut recht wohl, so ausgescholten zu werden, und meine Lina und ich wollen auch geduldig still halten, wenn Sie Lust bekommen uns tüchtig abzupuffen. Allerdings kommen wir. ich dachte schon im halben Aprill. da aber das Theater erst Ende May eröffnet wird, so werde ich wohl auch erst zu Anfang dieses Monats eintreffen*. da fällt mir gleich ein daß ich Sie /: wie gewöhnlich :/ um etwas bitten kann. Beers haben uns zwar früher dringend eingeladen* bei ihnen zu wohnen. nun kömt aber der Sohn zurük*, der Vater erwähnte bei seiner lezten Durchreise* nichts davon, — kurz ich finde für‡ gut mich auf jeden Fall nach einem Quartierchen umzusehen. Wollten Sie nun wohl sich gelegentlich nach so einem erkundigen? nicht zu weit vom Theater, und dem Umkreiß meiner Freunde, 2 Zimmer, oder Stub und Kammer, vorn oder hinten heraus, hoch oder tief, gilt mir alles gleich, werde ja nicht viel zu H‡ause sein. Wochenweise wär es wohl am gerathensten zu miethen. Nun, da hab ich Ihnen schon wieder was aufgepakkt. Zu erzählen werde ich viel haben, bin aber sehr einsylbig und finster geworden. Auf meiner Reise* ist es mir sehr gut gegangen. auch danke ich bestens — obwohl etwas spät — für die übersendeten Briefe*.
Was freue ich mich darauf meine Lieben alle wieder zu umarmen, grüßen Sie mir im Voraus alle herzlichst, und besonders auch die Akademie. also bald, Mündlich ein mehreres, ein Vieles. herrliches Wort. meine Lina grüßt mit mir herzlichst, auch wir sind immer und ewig die alten treuen Webers. Dresden d: 15t März 1821.
Apparat
Zusammenfassung
habe seit seiner Rückkunft außer Geschäftsbriefen noch an niemanden geschrieben; klagt über Dresdener Theaterverhältnisse, die unter der neuen Direktion unerträglich geworden seien; kündigt sein Eintreffen in Berlin Anfang Mai an; bittet, für ihn ein Quartier zu suchen; dankt für die übersendeten Briefe
Incipit
„Immer schelten, zürnen, poltern Sie zu. ich verdiene es“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: In Privatbesitz
Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- Siegeleinriss
- PSt: DRESDEN | 15. März 21
Provenienz
- Antiquariat Inlibris Gilhofer Nfg. GmbH (online Juli 2021 bis Juni 2024 inkl. Faksimile); ebenfalls bei Kotte Autographs angeboten (online inkl. Faksimile )
- Stargardt Kat. 709 (2021), Nr. 739 (online inkl. Faksimile)
- Schneider/Tutzing, Kat. 308 (1988), Nr. 365 (mit Faks. ohne Adresse)
- Gian-Carlo del Monaco 1982
- Stargardt Kat. 611 (1977), Nr. 901, S. 243 (mit Faks. ohne Adresse)
- Henrici Kat. 129 (23. Febr. 1928, mit Liepmannssohn = Slg. Heyer IV), Nr. 388
- Liepmannssohn Verst. 35 (26./27. Mai 1905), Nr. 1023
Dazugehörige Textwiedergaben
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Kinsky, Georg: Zwei Briefe C. M. v. Webers an Berliner Freundinnen. Nach den Urschriften im Musikhistorischen Museum von W. Heyer in Köln, in: Allgemeine Deutsche Musik-Zeitung, Jg. 53, Nr. 23 (4. Juni 1926), S. 507
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Ein Brief von Carl Maria von Weber,in: informationen. Theater und Musik, Kunst und Wissenschaften in Kassel, Jg. 13, Nr. 7 (Juli 1982), S. 8 (mit Faks. einschl. Adresse)
Textkonstitution
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„für“„nur“ überschrieben mit „für“
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„H“„h“ überschrieben mit „H“
Einzelstellenerläuterung
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„hiesigen KunstVerhältniße“Die kritische Situation der deutschen Oper in Dresden erwähnt Weber zuvor bereits in Briefen an Heinrichshofen vom 15. Januar 1821, an Brühl vom 16. Januar 1821 und an Schmidt vom 4. März 1821.
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„H: v. Könneritz“Von Könneritz war seit September 1820 Generaldirektor der Hofkapelle und des Hoftheaters.
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„… uns zwar früher dringend eingeladen“Webers wohnten bei ihrem Besuch in Berlin laut Tagebuch ab 4. Mai 1821 bei Wilhelm Beer in der Behrenstraße Nr. 34, vgl. auch Brief an Lichtenstein vom 26. März 1821 und Brief an Brühl vom 26. April 1821.
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„kömt aber der Sohn zurük“Giacomo Meyerbeer sollte offenbar zusammen mit seiner Mutter Amalie und seinem Bruder Michael, die ihn in Italien besuchten, über Wien nach Berlin zurückkehren, vgl. Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 427–429 und Brief an Gänsbacher vom 28. März 1821.
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„lezten Durchreise“Jacob Herz Beer hielt sich zwischen 13. und 22. Dezember 1820 in Dresden auf, vgl. Tagebuch.
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„meiner Reise“Gemeint ist die Konzertreise vom 25. Juli bis 3. November 1820 nach Mittel- und Norddeutschland und Kopenhagen.