Das Prager Ständetheater zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Zur Geschichte des Theaters bis zum Tod Webers1

„Ständisches National-Theater [Prag]“. Stich von Vincenc Morstadt (um 1835). Quelle: Karl Laux, Carl Maria von Weber, Leipzig 1978, Nr. 43

Im Jahr 1781 begann der amtierende Oberstburggraf von Böhmen, Franz Anton Graf von Nostitz-Rieneck (1725–1794), auf eigene Kosten mit dem Bau eines neuen Theaters in der Prager Altstadt auf der Königsstraße (auch Carolinplatz, ab 1870 Obstmarkt/Ovocný trh; Haus Altstadt Nr. 540). Die Grundsteinlegung erfolgte am 7. Juni 1781, eröffnet wurde das neue Haus am 21. April 1783 als Gräflich Nostitzsches Nationaltheater. In der Kurzgefaßten Beschreibung der königl. Haupt- und Residenzstadt Prag von 1817 heißt es dazu:2

„Das Nationaltheater, welches Franz Anton Reichsgr. v. Nostitz und Rhinek mit einem Aufwand von 83700 fl. im J. 1781 angelegt, in zwei Jahren zu Ende gebracht, und mit folgender Aufschrift geziert hat: Patriae et Musis. Dessen Sohn Gr. Friedrich verwendete noch andere 8000 fl. darauf, um dieses Gebäude noch bequemer einzurichten. Gegenwärtig ist es ein Eigenthum der hochlöblichen Hrn. Stände Böhmens, die es von dem Hrn. Grafen von Nostitz | für die Summe von 60,000 fl. erkauften, welche durch die Einkaufung von 6 Familienlogen zusammengebracht wurden. Alle spätern kostspieligen Bauten, Verschönerung des Innern und neuen Decorationen geschahen auf Kosten der Hrn. Stände, welche aus ihrer Mitte eine eigne Theater-Aufsichts-Commission zur Oberleitung der ganzen Geschäftsführung erwählt haben.“

Die erwähnte Übernahme durch die böhmischen Landstände fand im April 1798 statt; damit einher ging die Umbenennung des Hauses in „Landständisches Theater“ bzw. „Ständetheater“ (auch „Altstädtisches Nationaltheater“). Die erwähnten gekauften Logen gehörten Mitgliedern des in Prag beheimateten höheren Adels3, welche nicht nur einen Großteil der Kosten trugen, sondern denen dafür die Mitgliedschaft in der erwähnten Theateraufsichts-Kommission (s. u.) garantiert wurde. Bis ca. 1806/07 sind als Logen-Inhaber bezeugt: Philipp Graf von Sweerts-Spork, Christian Graf von Clam-Gallas, Rudolph Graf von Morzin, Philipp Graf von Kinsky und Emanuel Graf von Waldstein und Wartenberg4, ab dem Jahr 1807/08 anstelle des Grafen Morzin nun Wilhelm Fürst von Auersberg und Franz Joseph Graf von Wrtby5. Nach dem Tod von Philipp von Sweerts-Spork (4. April 1810) übernahmen dessen Erben die Loge, ansonsten blieben die Besetzung der gekauften Hauptlogen (abgesehen vom Wechsel von Emanuel zu Ernst von Waldstein-Wartenberg um 18086) und somit auch die entsprechenden Mitglieder der Theateraufsichtskommission bis über das Jahr 1820 hinaus identisch.

Als Direktor (bzw. Pächter) war nach dem Tod von Domenico Guardasoni (13./14. Juni 1806) zunächst interimistisch, per Landtagsbeschluss vom 4. August 1806 dann endgültig der bisherige Regisseur Johann Carl Liebich berufen worden7. Über die ersten beiden Spielzeiten unter seiner Leitung (1806/07 und 1807/08) sowie die Vorgeschichte des Hauses geben die beiden Jahrgänge des Prager Theater-Almanachs (1808, 1809) Auskunft (inklusive komplettem Spielplan bis Ende Juli 1809); leider wurde dieses Periodikum danach nicht weitergeführt, so dass die Informationsbasis für die Zeit ab August 1809 wesentlich lückenhafter wird.

Ab 1803 hatten die Stände zusätzlich die Verantwortung für das zweisprachige (deutsch-tschechische) Kleinseitner Theater (mit eigenem Ensemble) übernommen, das 1805 als eigenständige Institution aufgelöst und seitdem (bis 1811) als Nebenbühne des Ständetheaters weiterbetrieben wurde. Liebich war von 1806 bis 1811 Direktor beider Häuser, die künstlerische Verantwortung für das Kleinseitner Theater lag allerdings im wesentlichen in den Händen des Regisseurs Wenzel Swoboda (1764/72–1822), der auch die bis 1811 noch üblichen Sommergastspiele in Teplitz leitete, die vorrangig vom Kleinseitner Ensemble bestritten wurden, allerdings mit Unterstützung durch Darsteller vom Ständetheater.

Nach Liebichs Tod (1816) übernahm zunächst dessen Witwe die Direktion des Ständetheaters, unterstützt durch Johann August Stöger, 1819/20 wurde Ferdinand Polawsky Mitunternehmer von Johanna Liebich und Direktor, ihm folgte von 1820 bis 1824 Franz Ignaz von Holbein. Von 1824 bis 1834 wirkte schließlich ein Direktorat aus drei Personen: Ferdinand Polawsky, Josef Wolfgang Kainz und Jan Nepomuk Štěpánek.

Die Theateraufsichts-Kommission

Als dem Direktor/Pächter vorgesetztes administratives Gremium hatten die böhmischen Landstände die Theateraufsichts-Kommission ins Leben gerufen, deren Zusammensetzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts (untersucht wurde der Zeitraum 1806 bis 1820) nicht konstant war, wie aus den wechselnden (in Details auch widersprüchlichen) Angaben in den Jahrgängen des Schematismus für das Königreich Böhmen8 sowie in verschiedenen Theateralmanachen9 hervorgeht. Der Kommission gehörten überwiegend Vertreter des „Herrenstandes“ an, während der „Ritterstand“ und der „Bürgerstand“ in der Regel je einen Vertreter entsandten.

Als Präsident wird im Jg. 1807 des Schematismus (erschienen 1806) noch der am 13. Dezember 1806 verstorbene Joseph Heinrich von Schlick, Reichsgraf von Passaun und Weißkirchen, genannt. Ihm folgte im Amt der vorherige Beisitzer Franz Graf von Kolowrat-Liebsteinsky, der allerdings in mehreren Verzeichnissen lediglich als „Präsidium führend“ bezeichnet ist, während das eigentliche Amt des Präsidenten unbesetzt blieb. Laut Jg. 1817 des Schematismus (also bereits ab 1816) wirkte er schließlich wieder als Beisitzer, neuer Präsident wurde zu diesem Zeitpunkt (bis zu seinem Tod 1819) Anton Isidor Fürst von Lobkowitz10. Webers häufige Erwähnungen von Besuchen bei Graf Kolowrat bzw. (ab 1816) bei Fürst Lobkowitz in seinem Tagebuch könnten im Einzelfall mit deren Amtsführung als Präsidenten der Theateraufsichts-Kommission in Verbindung stehen.

Neben dem Präsidenten gehörten die oben erwähnten „Logenerkäufer“, wie sie in den Verzeichnissen tituliert werden, zur Kommission; während der Amtszeit Webers in Prag waren dies:

  • Wilhelm Fürst von Auersberg,
  • Johann Graf von Swerts-Spork (der seinen am 4. April 1810 verstorbenen Vater Philipp Graf von Sweerts-Spork bereits in den Jahren zuvor in der Kommission vertreten hatte),
  • Christian Graf von Clam-Gallas,
  • Philipp Graf von Kinsky,
  • Franz Joseph Graf von Wrtby und
  • Ernst Graf von Waldstein und Wartenberg.

Unter den Beisitzern des Präsidenten (ihre Zahl wechselte laut Schematismus zwischen sechs im Jahrgang 1807 sowie ab 1817, fünf für die Jahrgänge 1808 bis 1814 und drei für die Jahrgänge 1815/16) fanden sich Vertreter verschiedener Stände:

Aus dem „Herrenstand“ wurden entsandt:

Der „Ritterstand“ war vertreten durch:

  • Joseph Ritter von Bretfeld, den erzbischöflichen Konsistorial-Kanzler (bezeugt bis zum Lembert-Taschenbuch 1821, aber nicht mehr im Schematismus 1821).

Aus dem „Bürgerstand“ wurde jeweils ein Mitglied des Prager Magistrats berufen:

  • Joseph Kirpal (bezeugt bis zum Schmidt-Almanach 1812 sowie im Schematismus 1814) bzw.
  • Joseph Schütz (bezeugt im Schematismus 1813 sowie ab 1817),

allerdings findet sich in den Verzeichnissen 1815/16 kein bürgerlicher Beisitzer.

Daneben ist Kanzleipersonal verzeichnet:

  • der Aktuar Vinzenz Jannauer,
  • der Rechnungsführer des Theater-Pensionsfonds August Geers,
  • die Theatermaler Carl Postl (bezeugt bis Schematismus 1818) bzw. Anton Sachetti (bezeugt ab Schematismus 1819),
  • der Türsteher Wenzel Formann (in einigen Verzeichnissen fälschlich als W. Herrmann) sowie
  • die Theaterhausmeister Franz Merten (bezeugt bis Schematismus 1812) bzw. Johann Strob(e)l (bezeugt ab Schematismus 1813), in späteren Jahren zusätzlich (ab Schematismus 1816) der Registrator Kaspar Thinelli von Löwenstern.

Sparten

Liebich führte nach seiner Amtsübernahme 1806 das deutschsprachige Schauspiel unverändert weiter, beendete aber die Ära der von Guardasoni favorisierten italienischen Oper, die am 24. April 1807 mit einer Aufführung von La clemenza di Tito ihre Tätigkeit einstellte. Statt dessen begann am 3. Mai 1807 die neugegründete deutsche Opernsparte ihren Betrieb, die zunächst sechs Jahre hindurch (1807–1813) von Wenzel Müller, dann drei Jahre (1813–1816) von Carl Maria von Weber und schließlich zwanzig Jahre lang (1816–1836) von Josef Triebensee geleitet wurde.

Das Ballett hatte bereits in den letzten Jahren unter Guardasoni (ab 1804) nur noch ein Schattendasein gefristet11; nach dessen Tod wurde das Tänzerensemble unter dem Ballettmeister Brunetti „abgewickelt“. Allerdings verlangten einige Opern Tanzeinlagen, und so gab es weiterhin einige Tänzerinnen und Tänzer am Ständetheater. Während der Amtszeit Webers waren dies (teils zeitlich versetzt) Therese Frühmann, Dem. Zittermann, Franz und Michael Cajetan Reiberger sowie Johann Supper. Hinzu kamen Mitglieder des Schauspielensembles, die per Kontrakt auch zur Mitwirkung im Ballett verpflichtet waren: die Damen Bolze, Länger und Richter sowie die Herren Gerstel, Küffel und Macco. Weber vermerkte zudem in seinem Notizen-Buch, auch Dem. Badner wäre im Ballett „zu verwenden“ und Herr Gerstel könne, wie beispielsweise in der Oper Faust geschehen, Choreographien einrichten.

Eigenständige Tanzdarbietungen blieben die Ausnahme, etwa die Aufführung des Waldmädchen-Balletts zum Benefiz für Brunetti am 24. November 1813 (mit Brunetti und Frühmann in den Hauptpartien als Prinz und Waldmädchen) oder Vorstellungen im Rahmen von Gastspielen der Tänzerfamilie Kobler (Juni/Juli 1815) bzw. des aus Prag stammenden Tänzers Johann Brinke (Juli/August 1815). Zudem leitete Katharina Horschelt, die bereits im Juli 1813 mit ihren Töchtern Caroline und Babette am Ständetheater gastiert hatte, zwischen 1813 und 1815 in Prag ein Kinderballett, das im Ständetheater auftrat.

Eine Ausnahme blieben auf der Bühne des Ständetheaters für lange Zeit auch Vorstellungen in der tschechischen Landessprache. Unter Guardasoni hatte es zuletzt regelmäßige Gastauftritte des (zweisprachigen) Ensembles vom Kleinseitner Theater mit tschechischen Produktionen im Ständetheater gegeben (üblicherweise Nachmittagsvorstellungen an Sonn- und Feiertagen). In diesem Zusammenhang kam dort am 9. März und 13. April 1806 beispielsweise Webers Oper Das Waldmädchen in tschechischer Übersetzung zur Aufführung. Doch unter Liebich wurden beide Häuser hinsichtlich ihres Repertoires wieder deutlicher voneinander abgegrenzt. Bis 1824 gab es im Ständetheater in der Regel keine professionellen tschechischen Theaterproduktionen, lediglich Gastauftritte eines Vereins von Theaterliebhabern unter der künstlerischen Leitung von Jan Nepomuk Štěpánek zu wohltätigen Zwecken.

Das Gebäude

„Prospect von dem Altstädter National-Theater in Prag“. Radierung von Leopold Peucker (ca. 1793). Foto in D-B

Um sich ein Bild vom Aussehen und Zustand des heute noch bestehenden, im Kern erhaltenen, aber vielfach umgebauten Theaters zur Weber-Zeit machen zu können12, seien nachfolgend einige Beschreibungen von Zeitgenossen zitiert. In mehreren Berichten werden ähnliche Details erwähnt, wie die ungewöhnlich große Zahl von Zugängen ins Haus, die vergleichsweise große Bühne, das noch heute bestehende Zufahrtstor, das die Hinterbühne vom dahinter liegenden Platz aus zugänglich macht, und die schlechten akustischen Verhältnisse.

  • Sebastian Willibald Schießler, Prag und seine Umgebungen, [Bd. 1], Prag und Teplitz 1812, S. 161–163:
    „Das Nationaltheater […] ist ein ansehnliches Gebäude, dessen Pracht und architektonischer Anstand, den Tempel Thaliens auszeichnet, und das einen | vorzüglichen Platz in der Reihe dieser Häuser einnimmt. […]
    Das Gebäude ist durchgehends solid, massiv und geräumig, man findet darin viele Eingänge, theils zur Bequemlichkeit der Zuschauer, theils wegen eines freien Zugangs zur Löschung eines etwa entstehenden Feuers.
    Zu diesem Ende ist auch an dem Hintertheile des Theaters ein breites Thor angebracht, welches auch dazu dient, größere Maschinenwerke oder Wagen mit Pferden, auf das Theater zu bringen.
    Der innere Raum des Theaters faßt eine beträchtliche Menge Zuschauer. Er besteht aus einer dreifachen Reihe über einander umher laufenden Logen, einem weitläuftigen Parterre, und der Gallerie.
    Die Bühne ist groß, und mit allen möglichen Dekorationen, dann einer prächtigen Garderobe versehen. Da die Decke | des Gebäudes sehr hoch ist, so verschlägt sich in etwas die Stimme der Schauspieler; wodurch nicht selten der Effekt guter Darstellungen beeinträchtigt wird.“
  • Adolf von Schaden, Kritischer Bockssprung von Dresden nach Prag; ein neues Capriccio, als Gegenstück des Katersprunges, Schneeberg 1822, S. 209f.:
    „Das hiesige Schauspielhaus […] stellt sich im Ganzen als ein solides, schönes und seinen Zwecken entsprechendes Gebäude dar; es faßt eine der Bevölkerung Prags angemessene Menge Zuschauer, hat eine dreifache Logenreihe und viele Ausgänge.
    In akustischer Hinsicht wurden vom Baumeister bedeutsame Fehler begangen, auch führt | ein Kanal, oder besser gesagt, eine Kloake unter dem Hause weg, welcher Uebelstand bewirkt, daß es zuweilen, vorzüglich im Parterre, ungemein stinkt.
    Die Bühne ist groß, mit hinreichenden Dekorationen und ziemlicher Garderobe versehen.“
  • August Franz Wenzel Griesel, Neuestes Gemälde von Prag, Prag 1823, S. 202:
    „Das in der Mitte der Königstrasse von allen Seiten frei stehende, mit der Vorderseite gegen die Ritterstrasse gekehrte Theatergebäude wurde 1783 […] erbaut. Rücksichtlich seiner Größe gehört es zu den mittleren Gebäuden dieser Art in Deutschland. Es ist durchaus massiv erbaut, und am Haupteingange mit einem schönen Portikus geziert. […] Der Haupteingang ist nach beendigter Vorstellung zur Verhüthung jedes Unfalles bloss für die Fahrenden bestimmt, wogegen die Seitenthüren ausschliesslich den Fussgängern zum Ausgange dienen. Im Innern befindet sich das Parterre mit den Sperrsitzen; der Gallerien sind drei, und selbst noch in der dritten Seiten-Logen angebracht. Im Hintergrunde der Bühne ist ein grosses Thor, um Wagen, Pferde u. s. w. auf dieselbe bringen zu können.“

Johann Friedrich Reichardt, der Prag im November 1808 besuchte, zeigte sich in seinen Vertrauten Briefen geschrieben auf einer Reise nach Wien und den Oesterreichischen Staaten zu Ende des Jahres 1808 und zu Anfang 1809 (Amsterdam 1810, Bd. 1, S. 123) vom Inneren des Theaters verwundert:

„Sonderbar sieht es aber aus, daß die abonnirten herrschaftlichen Logen nach dem Geschmack der Abonnenten verziert sind, bald mit grünen, blauen, bald mit gestreiften, buntfarbigen seidenen Drapperien, bald glatt, bald gepufft, wie’s Jedem gefällt. Einer hat sogar sein in vergoldeter Stuccaturarbeit groß ausgeführtes Wappen über seiner Loge.“

Diesen Zustand des Innenraums erlebte Weber allerdings nur noch bei seinen ersten Theaterbesuchen in Prag; im Frühjahr 1813, also noch vor seinem Dienstantritt als Operndirektor, wurde der Saal grundlegend umgestaltet, wie aus einem Korrespondenzbericht zu entnehmen ist:13

„Das ständ. Theater mit dem Universitäts- oder Carolingebäude gegen Mitternacht“. Radierung von Johann Berka (1810). Quelle: Julius Kapp, Carl Maria von Weber. Eine Biographie, 15. Aufl., Berlin 1944

„In der Osterwoche wurde unser Schauspielhaus, das in der That eines neuen Gewandes bedurfte, unter der Aufsicht und Angabe des Herrn Prof. Postel neu decorirt, und am 19. April zum ersten Mahl wieder eröffnet mit dem Schauspiel: Die deutschen Ritter vor Nicäa (die Kreuzfahrer), von A. v. Kotzebue, mit Musik von Herrn Gänsbacher. Die neue Ausschmückung des Hauses überraschte angenehm. Das Haus ist blau gemahlt, die Verzierungen grau in Weiß und Silber, die Drapperien aller Logen gleich von blauer Seide mit goldgelben Frangen; über der Obrist-Burggräflichen Loge ist der böhmische Adler im rothen Felde aufgestellt mit reichen Drapperien umgeben, die aber etwas düster aussehen. Eine Lampe-astrale, welche während des Stücks hinaufgezogen wird, beleuchtet das Haus viel besser, als ehemals die sparsam vertheilten Wandleuchter. Nur schade, daß die Gallerie ein nicht eben sehr vortheilhaftes Geländer vorstellt, und die Decke gar nicht gemahlt ist, was vielleicht die Kürze der Zeit nicht erlaubte. Wer das Theater noch vor wenigen Wochen mit seinen großen schnäbelnden Tauben und dem buntschäckigen Quodlibet von Logenverzierungen sah, wird gerne gestehen, wie erfreulich diese Veränderung sey.“

Einen weiteren wichtigen Umbau zu Ende von Webers Amtszeit, der sich wohl weniger optisch als vielmehr akustisch bemerkbar machte, dokumentierte Weber selbst in seinem Notizen-Buch: Im September 1816 wurde der Boden des Orchestergrabens erneuert und dabei erhöht.

Eine Übersicht weiterer Themenkommentare zu Webers Wirken am Prager Ständetheater findet sich in der Dokumentation „Carl Maria von Weber als Operndirektor des Prager Ständetheaters von 1813 bis 1816“.

Einzelnachweise

  1. 1Vgl. dazu auch die Materialsammlung von Alena Jakubcová, Jitka Ludvová, Deutschsprachiges Theater in Prag. Spielstätten und Quellen, in: Deutschsprachiges Theater in Prag. Begegnungen der Sprachen und Kulturen, hg. von Alena Jakubcová, Jitka Ludvová, Václav Maidl, Prag 2001, S. 495–498.
  2. 2Jaroslaus Schaller, Kurzgefaßte Beschreibung der königl. Haupt- und Residenzstadt Prag, neue umgearb. und verm. Auflage, Prag [1817], S. 187f.
  3. 3Oscar Teuber, Geschichte des Prager Theaters. Von den Anfängen des Schauspielwesens bis auf die neueste Zeit, Bd. 2, Prag 1885, S. 334f. nennt sieben „Logeneinkäufer“: neben den Grafen Clam-Gallas, Johann [recte Philipp] Sweerts-Spork, Wrtby, Morzin, Kinsky auch Gräfin Philippine Schlick, geb. Nostitz sowie den Vorbesitzer des Theaters (Sohn des Erbauers) Friedrich Graf Nostitz-Rieneck, der die Loge vermutlich nicht kaufte, sondern deren Verbleib in Familienbesitz aushandelte. Eine weitere Loge stand dem jeweiligen Oberstburggrafen zu.
  4. 4Vgl. Schematismus für das Königreich Böhmen, Jg. 1807 (2. Teil), S. 12f.
  5. 5Vgl. die Angaben zur Theateraufsichts-Kommission in: Prager Theater-Almanach, Jg. 1.1808, S. 2–4, Schematismus für das Königreich Böhmen, Jg. 1808 (2. Teil), S. 12–14 und Jg. 1809, S. 120–122.
  6. 6Im Schematismus für das Königreich Böhmen, Jg. 1809, S. 102–122 bereits Ernst (in späteren Jahrgängen auch Ernest) von Waldstein und Wartenberg, im Prager Theater-Almanach, Jg. 2.1809, S. 5–8 allerdings noch Emanuel von Waldstein und Wartenberg.
  7. 7Vgl. Materialien zu einer Geschichte der prager Schaubühne, in: Prager Theater-Almanach, Jg. 1.1808, S. 96.
  8. 8Vgl. u. a. Jg. 1807 (2. Teil, S. 12f.), Jg. 1808 (2. Teil, S. 12–14), Jg. 1809 (S. 120–122), Jg. 1810 (2. Teil, S. 12–14), Jg. 1812 (S. 137–139), Jg. 1813 (S. 141f.), Jg. 1814 (2. Teil, S. 13–15), Jg. 1815 (S. 154f.), Jg. 1816 (S. 165–167), Jg. 1817 (S. 172f.), Jg. 1818 (S. 168–170), Jg. 1819 (S. 124–126), Jg. 1820 (S. 171f.); wiedergegeben ist üblicherweise jeweils der Stand zu Ende des Vorjahres.
  9. 9Vgl. u. a. Almanach fürs Theater, hg. von August Wilhelm Iffland, Berlin, Jg. 1807 (S. 349), Jg. 1808 (S. 238), ebd. in Jg. 1809 (S. 157) und 1811 (S. 293) mit fälschlichem Rückbezug auf den Jg. 1807 statt 1808; Prager Theater-Almanach, Jg. 1.1808 (S. 2–4), Jg. 2.1809 (S. 5–8); Almanach fürs Theater, hg. von Friedrich Ludwig Schmidt, Leipzig, Jg. 1812 (S. 172f.); Taschenbuch für Schauspieler und Schauspielfreunde, hg. von Wenzel Lembert, Jg. 1821 (S. 292); dokumentiert ist auch hier jeweils der Stand gegen Ende des Vorjahres.
  10. 10Weber erwähnt im Tagebuch am 29. Februar 1816 einen Besuch bei Lobkowitz als „neuem Theater Präsidenten“.
  11. 11Vgl. Ferdinand B. Mikowec, Zur Geschichte des Prager Theaters. Von Steinsberg bis Liebich. (Schluß.), in: Bohemia, Prag, red. von Franz Klutschak, Jg. 33, Nr. 174 (25. Juli 1860), S. 193.
  12. 12Zum Theatervorhang von Josef Bergler vgl. u. a. Caroline Sternberg, Prag um 1800: Der Entwurf Josef Berglers für den Hauptvorhang des Prager Ständetheaters als Zeugnis seiner Zeit, in: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Bd. 46, Nr. 2 (2005), S. 343–372.
  13. 13 Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Wien, Jg. 5, Nr. 76 (13. Mai 1813), S. 304.

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